29 Dezember 2016

Drogenjahr 2016

Der Jahresrückblick 2016 zu den Themen Drogen und Sucht.

Anfang Januar wird der mexikanischer Drogenboss Joaquín „El Chapo“ Guzmán wieder gefasst. Ein halbes Jahr nach seiner Flucht aus dem Hochsicherheitsgefängnis Altiplano, wurde der Chef des Sinaloa-Kartells geschnappt. Mexikanische Marineinfanteristen hatten aufgrund eines Hinweises ein Haus in Mexiko-Stadt gestürmt. Dabei seien sie aus dem Haus heraus beschossen worden. Im folgenden Feuergefecht seien fünf Verdächtige getötet worden. Ein mexikanischer Soldat wurde verletzt, aber nicht lebensgefährlich.

Ende Januar werden mindestens 16 Menschen in Hannover durch Legal-High-Drogen vergiftet. Zwei mutmaßliche Dealer wurden verhaftet. Die Ermittler werfen den Männern im Alter von 27 und 29 Jahren gefährliche Körperverletzung und Drogenverkauf vor. Sie sollen mehreren Menschen die Substanzen gegeben haben, die bei den Konsumenten zu Zusammenbrüchen führten. Eine 23-jährige Frau erlitt einen Herzstillstand und schwebte zeitweise in Lebensgefahr.  Ebenfalls im Januar starben eine 48-Jährige in Biberach in Baden-Württemberg und ein 38 Jahre alter Mann im rheinland-pfälzischen Daun nach dem Konsum von Legal Highs.

Im Februar beschließt der Bundestag die Einführung von Schockfotos für Zigarettenverpackungen. Das Gesetz verpflichtet die Hersteller dazu, ab Mai zwei Drittel ihrer Verpackungen für Warnbilder und aufklärende Texte zu reservieren. Gleichzeitig werden Aromen verboten, die den Tabakgeschmack überdecken. Nur für Mentholzigaretten gilt eine Übergangsfrist. Deutschland war dazu verpflichtet, die entsprechende Tabakrichtlinie der EU bis zum 20. Mai in deutsches Recht umzusetzen.

Am 01. März wird der innen- und religionspolitischer Sprecher der Grünen Volker Beck bei einer Verkehrskontrolle in Berlin mit einer geringen Menge der Droge Crystal erwischt. Einen Tag später tritt er von allen Fraktions- und Parlamentsämtern zurück. Das Verfahren wurde am 13. April gegen Zahlung einer Geldauflage von 7.000 € wegen „geringer Schuld“ eingestellt. Beck gilt damit nicht als vorbestraft. Nach der Einstellung des Verfahrens beschloss die Bundestagsfraktion der Grünen, dass Beck ihr religionspolitischer Sprecher bleiben solle. Zudem ernannte sie ihn zu ihrem migrationspolitischen Sprecher.

Im März zeigen die Zahlen des Bundeskriminalamt einen besorgniserregenden Trend auf:  in Deutschland kommen wieder mehr Menschen durch Drogen ums Leben. Zudem wird hartes Rauschgift wie Heroin und Kokain immer beliebter.  Im Jahr 2015 gab es 1226 drogenbedingte Todesfälle und damit 18,8 Prozent mehr als im Jahr davor, Den heftigsten Anstieg gab es in Sachsen, Mecklenburg-Vorpommern und im Saarland, wo die Zahl der Drogentoten mehr als doppelt so hoch gewesen ist wie noch im Jahr 2014.

Anfang April erlaubt das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig einem schwerkranken Mann den Cannabis-Anbau zu Hause. Wenn keine andere Therapiemöglichkeit zur Verfügung stünde, müsse einem Patienten so der Zugang zu Cannabis ermöglicht werden, entschieden die Bundesrichter. Damit hatte die Klage des an Multipler Sklerose (MS) erkrankten Mannes (52) in dritter und letzter Instanz Erfolg.

Im April erreichte die Welt eine traurige Nachricht: Weltstar Prince ist tot. Schnell verdichteten sich die Hinweise, dass der beliebte Sänger im Alter von 57 Jahren an einer Überdosis Drogen gestorben ist. Der US-Popstar starb wegen einer Überdosierung des Schmerzmittels Fentanyl. Die Gerichtsmedizin im US-Bundesstaat Minnesota schlossen einen Suizid aus und sprach von einem "Unfall". Prince hatte sich selbst "versehentlich" eine zu hohe Dosis des synthetischen Opiat (ähnlich Heroin) verabreicht.

Im Mai wird in Kolumbien ein neuer Drogen-Rekordfund gemacht. Bei einem Einsatz im Nordwesten des Landes haben Sicherheitskräfte mehr als acht Tonnen Kokain beschlagnahmt. Das Rauschgift mit einem geschätzten Wert von 240 Millionen Dollar gehörte dem Verbrechersyndikat „Los Urabeños“. Das Kokain wurde in einem unterirdischen Versteck im Department Antioquia entdeckt. Drei Verdächtige konnten festgenommen, drei weitere konnten entkommen.

Im Juni stellt die Drogenbeauftragte der Bundesregierung in Berlin den “Drogen- und Suchtbericht 2016” vor. Beim Alkoholkonsum konstatiert der Bericht einen Rückgang des Pro-Kopf-Konsums von reinem Alkohol um fast drei Liter seit 1980. Auch jugendliches Rauschtrinken nimmt ab. Dennoch würden jährlich weiter mehr als 15.000 Fälle von Krankenhauseinweisungen aufgrund von Alkoholvergiftungen bei Kindern und Jugendlichen im Alter von 10 bis 17 Jahren registriert. Auch beim Tabakkonsum verzeichnet die Studie einen Rückgang. Große Sorgen bereitet allerdings das Thema Online-Sucht.

Anfang Juli fand eine Zöllnerin in Regensburg, auf einem mit Eisenrohren beladenen Sattelzug der auf dem Weg in die Türkei war, 250 Kilogramm Ecstasy. Zusammen mit zwei Feststellungen im Raum Bremerhaven konnte der Zoll zum Jahresende die Beschlagnahmung einer halbe Tonne Ecstasy, also rund 1,3 Millionen Tabletten, vermelden. Eine neue Rekordmenge in der Bundesrepublik.

Der Aufruf zum Drogenkrieg führt im Juli auf den Philippinen zu brutalen Massakern an mutmaßlichen Drogendealern. Der neue Präsident Rodrigo Duterte hatte in einer Rede zur Lage der Nation seine „Kriegserklärung“ gegen den Rauschgifthandel bekräftigt. Bereits während des Wahlkampfes hatte er der Polizei ausdrücklich einen Freibrief zur Erschießung von Drogenkriminellen erteilt. Bilder von zahlreichen getöteten Menschen in Manila dokumentieren die Folge des Tötungsaufrufs. Sie wurden offenbar von Polizisten ohne einen fairen Prozess hingerichtet.

Ein gigantisches Beben im Leistungssport hat der im Juli veröffentlichte erste McLaren-Report im Auftrag der Welt-Anti-Doping-Agentur ausgelöst. Der russische Staat hat systematisch Doping bei den Olympischen Spielen 2014 in Sotschi verschleiert. Das “Staatsdoping” in allen Sportarten ist nach den Winterspielen 2010 in Vancouver installiert und bis mindestens 2015 fortgesetzt worden. Neben dem Sportministerium war auch die russische Anti-Doping-Agentur Rusada sowie der Geheimdienst FSB involviert. Insgesamt "verschwanden" dem Bericht zufolge 643 positive Dopingproben russischer Athleten. Im Dezember wurde der zweite McLaren-Report veröffentlicht. Dieser geht davon aus, dass mehr als 1000 russische Athleten selbst gedopt oder von der systematischen Doping-Verschleierung des Staates profitiert haben.

Im August gelingt dem Smartphone-Hype „Pokémon Go“ was dem Ordnungsamt und der Polizei in Leipzig seit Jahren nicht gelungen ist, er vertreibt Drogen-Dealer. Scharenweise pilgern die Jäger der kleinen virtuellem Taschenmonster zum Schwanenteich hinter der Oper und vertreiben die dortigen Rauschgifthändler. Es gibt dort nämlich gleich drei so genannte „Pokéstops“, an denen besonders viele Monster auftauchen.

Ebenfalls im August findet die 20. Hanfparade in Berlin statt. Mit bunten Paradewagen und Musik sind am 13. August mehrere Tausend Befürworter von Cannabis durch Berlin gezogen. Unter dem Motto "Legalisierung liegt in der Luft" demonstrierten sie für die Freigabe der illegalen Droge als Rohstoff, Medizin und Genussmittel. Nach Angaben der Polizei nahmen mehr als 4.000 Menschen an dem Umzug teil.

Im September vermeldet die Polizei zwei fette Funde von Cannabis. Nach Hinweisen aus der Bevölkerung nahmen die Beamten einen 37-jährigen Mann fest. In seiner Lagerhalle im hessischen Kelkheim fanden sie 259 Kilo Haschisch, Straßenverkauftswert rund 2,5 Mio Euro. Und im ehemaligen Magdeburger Amtsgericht stieß die Polizei von Sachsen-Anhalt durch Zufall auf eine riesige Marihuana-Plantage. Im Keller fanden die Beamten etwa 2400 Pflanzen in unterschiedlichen Wachstumsstadien sowie technisches Zubehör. Zwei Männer im Alter von 29 und 55 Jahren aus Schönebeck wurden festgenommen.

Anfang Oktober tritt, nicht zuletzt auch um den Schmuggel der Droge Crystal zu bekämpfen, ein neuer Deutsch-Tschechischer Polizeivertrag in Kraft. Die Beamten dürfen jetzt im jeweils anderen Land Personalien überprüfen, Fahrzeuge durchsuchen, Verdächtige festnehmen und alle notwendigen Maßnahmen ergreifen bis die einheimische Polizei eingetroffen ist. Außerdem gelten nun ganz Bayern, Sachsen und Tschechien als “Grenzgebiet”.

Ebenfalls im Oktober wird eine Studie australischer Forscher veröffentlicht die belegt, was man schon ahnt wenn man Abends in der City unterwegs ist. Junge Frauen im Alter zwischen 18 und 27 Jahren legen inzwischen ein ähnliches Trinkverhalten an den Tag wie Männer im selben Alter. Noch Mitte des 20. Jahrhunderts nahmen Männer doppelt so häufig Alkohol zu sich wie Frauen. Doch der Vorsprung schrumpfte pro Jahrzehnt um sechs Prozent. Auf einigen Gebieten hätten die Frauen die Männer inzwischen sogar überholt. Aber nicht weil Männer heute weniger trinken, sondern weil Frauen immer mehr Alkohol konsumieren. Prost.

Im November laufen im Schatten der amerikanischen Präsidentenwahl in einigen Bundesstaaten Volksentscheide zur Legalisierung von Cannabis. In Kalifornien, Massachusetts und Nevada stimmten die Wähler dem Freizeitgebrauch von Cannabis zu. Lediglich in Arizona scheiterte dagegen ein entsprechendes Volksbegehren. In den vergangenen Jahren hatten bereits die Staaten Colorado, Washington, Alaska und Oregon für die Freigabe der Droge gestimmt. Nach Bundesgesetzen ist Marihuana aber weiter eine illegale Droge.

Im Dezember zeigte sich mal wieder das kiffen dem Hirn schadet. Zwei Drogenkonsumenten haben in Freyung (Bayern) die Polizei gerufen, weil sie sich von ihrem Dealer betrogen fühlten. Zwei jungen Männer hatten bei einem Bekannten Marihuana für 100 Euro bestellt. Als sie feststellten dass dieser sie betrogen hatte und ihnen die Tür nicht öffnete, informierten sie kurzerhand die Polizei. Die ermittelt jetzt nicht nur gegen den Dealer.

Eine weitere Erkenntnis die wir im Dezember machen mussten, in Dresden ist der Anteil an Crystal Meth-Spuren im Abwasser mehr als fünfmal so hoch wie in München. Das ging aus einem in Lissabon veröffentlichten Bericht der Europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht hervor. So konnten in Dresden täglich im Schnitt 136,7 Milligramm pro 1000 Menschen nachgewiesen werden. Damit steht Dresden auf Platz eins der in Deutschland untersuchten Städte und Platz vier in Europa. Mit 671,8 Milligramm pro 1000 Menschen ist Bratislava (Slowakei) trauriger Spitzenreiter in Europa.

Ende Dezember wurde der zweite McLaren-Report veröffentlicht. Dieser geht davon aus, dass mehr als 1000 russische Athleten selbst gedopt oder von der systematischen Doping-Verschleierung des Staates profitiert haben. Während die Leiterin der russischen Anti-Doping-Agentur Rusada das systematisches Doping zunächst eingesteht und dies später dementiert, schreibt die die Skilanglauf-Elite einen offenen Brief. Über 100 Aktive aus dem Weltcup der Skilangläufer kritisierten in diesem die Spitzen von IOC und Ski-Weltverbandes FIS. Sie fordern stärkere Konsequenzen nach den Erkenntnissen zum russischen Staatsdoping.


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19 Dezember 2016

meine Buchempfehlungen 2016



Zone C – 20. Januar 2016

Eine Droge ohne Anspruch, härter und billiger als Kokain, und damit passend für den Osten Deutschlands. Der 19jährige Sten lebt dort mit seiner depressiven Mutter in einer Kleinstadt und sein Alltag wird bestimmt vom Konsum der Droge und Erinnerungen an seine Freundin, die in den Westen gegangen ist. 

von Sebastian Caspar


Geliebtes Drogenkind – 23. August 2011
Zero Zero Zero - 25.August 2016 


Die geheimen Geldströme, die das »weiße Erdöl« entfesselt, destabilisieren heute ganze Wirtschaftssysteme – denn keine Investition ist rentabler. Das Buch enthüllt die Verstrickungen des Kokainhandels mit dem modernen Kapitalismus. Aktuellste Version des Buch.

von Roberto Saviano



Die CIA und das Heroin – 1. März 2016

Wie die Weltpolitik durch Prohibition, Drogenhandel und die Geheimdienste beeinflusst wurde. Keine Verschwörungstheorien sondern gut recherchierte Fakten. Aktuellste Version des Buch. 


von Alfred W. McCoy






Süchte verstehen und loslassen – 7. August 2015 


Drogen, Essen, Sex, Beziehungen, Sport, Arbeit es gibt vieles, wonach wir süchtig sein können. An jeder dieser Abhängigkeiten ist unser Inneres Kind maßgeblich beteiligt. Eine spirituelle Annäherung an das Thema Sucht.

von Susanne Hühn




High Sein: Ein Aufklärungsbuch – 25. März 2015


»High Sein« ist ein modernes Aufklärungsbuch für Jugendliche, das von echten Experten verfasst ist: Einem Ex-Junkie, einem Wissenschaftler und zwei Jugendlichen, die wissen, was in ihrer Altersgruppe wirklich passiert.

von Jörg Böckem





Der König der Favelas – 23. Januar 2016


2011 endet ein Fluchtversuch des Drogenboss Antônio Francisco Bonfim Lopes in seiner spektakulären Festnahme, die zum nationalen Medienereignis wird. Eine der faszinierendsten, erschreckendsten und zugleich aufschlussreichsten True-Crime-Geschichten der Gegenwart.

von Misha Glenny



SPIKED - eine K.o. Tropfen Geschichte – 12. April 2016 


Die Geschichte einer Frau, die mit K.O.-Tropfen drogensuechtig und zur Kriminellen gemacht wurde. Eine wahre Story zum Thema GHB/GBL.

von Sharron Gold






Nichtraucher in 30 Tagen – 11. November 2011 


Ich rauche gern ... und hör jetzt auf. Das Buch zu den guten Vorsätzen für 2017. Zum Buch gehört ein multimediales Internetprogramm und eine App.

von Andreas Jopp






Marschpulver - 7. September 2015



Eine wahre Geschichte von Korruption, Koks und einer unglaublichen Freundschaft im krassesten Knast der Welt. Marschpulver ist ein atemberaubender Bericht über das Leben im bolivianischen Gefängnis San Pedro, in dem Insassen ihre Zellen von Maklern kaufen,

von Rusty Young




Schwarzbuch Doping - 6. Juli 2015

Methoden, Mittel, Machenschaften. Doping ist keinesfalls nur ein Phänomen erfolgshungriger Sportler, Doping ist längst ein Extrem unter vielen in unserer Leistungsgesellschaft mit Körperkult, Fitnesswahn, Dauerstress, Medikalisierung und Sucht.

von von Norman Schöffel, David A. Groneberg u.a.

05 Dezember 2016

Anti-Doping-Gesetz – AntiDopG

Vor einem Jahr, genauer am 18. Dezember 2015 trat das Gesetz gegen Doping im Sport (Anti-Doping-Gesetz – AntiDopG) in Kraft. Ziel des Gesetzes ist es Gesundheit, Fairness und Chancengleichheit für die Athleten zu sichern und die Integrität des Sports zu fördern. Mit der Einführung des Gesetzes sind einige Dinge verboten wurden, was genau findet man im § 2 AntiDopG 

In Deutschland ist es (gem. § 2 Abs.1 AntiDopG) verboten, ein Dopingmittel herzustellen, mit ihm Handel zu treiben, es ohne dabei Handel zu treiben, zu veräußern, abzugeben oder sonst in den Verkehr zu bringen oder zu verschreiben. Als Dopingmittel gelten dabei die in Anlage I des Internationalen Übereinkommens gegen Doping gelisteten Stoffe oder Substanzen die einen solchen enthalten. Auch das Verbot der Anwendung (§ 2 Abs.2 AntiDopG) der gelisteten Dopingmitteln oder Dopingmethoden ist hier geregelt. Aber nicht nur Händler und Dopingärzte stehen im Focus des Gesetze, auch der Konsument von Dopingmitteln kann sich strafbar machen. Denn es ist auch verboten (gem. § 2 Abs. 3 AntiDopG) Steroide in nicht geringer Menge zu erwerben, zu besitzen oder nach Deutschland zu verbringen. Anders als beim Betäubungsmittelgesetz wo der Besitz egal welcher Menge immer strafbar ist und die “nicht geringe Menge” vor allem für das Strafmaß wichtig ist, muss bei Dopingmitteln die “nicht geringe Menge” erreicht werden um strafbar zu sein. 

Welche Mengen für welches Dopingmittel als “nicht geringe Menge” angesehen werden, ist in der Dopingmittel-Mengen-Verordnung (DmMV) erfasst. Hier finden sich Mengenangaben zu Steroiden, anabolen Stoffen, Peptidhormonen, Hormonen und Stoffwechsel-Modulatoren. Werden die in der DmMV genannten Grenzwerte erreicht oder überschritten ist der Besitz, Erwerb und Einfuhr dieser strafbar. Der Blick in die “Verbrauchsliste” eines bekennenden Steroid Nutzers (siehe Quellen) zeigt dass die Mengen-Grenzwerte in etwa der Dosis für ein bis zwei Wochen entspricht. 

Ein weiterer unterschied zum Betäubungsmittelgesetz, liegt in der Zweckbestimmung. Während es bei illegalen Drogen zunächst Zweitrangig ist warum jemand eine Substanz besitzt, fragt das Anti-Doping-Gesetz explizit danach. Der Besitz oder Erwerb von Dopingmitteln wie Anabolika ist nur verboten, wenn mit ihnen Dopingzwecke (Leistungssteigerungen im Sport) verfolgt werden. Wer beispielsweise Anabolika aus medizinischen oder sonstigen Sport fernen Gründen besitzt, macht sich nicht strafbar. Dies muss Polizei, Zoll und Staatsanwaltschaft dann im Einzelfall immer mit prüfen bzw. nachweisen. Beim professionellen Bodybuilder mit Steroiden in der Sporttasche sollte das kein Problem sein. Beim “Discopumper” dem es nur darum geht auf Party und bei Instagram gut aus zu sehen, wird das schon schwieriger. Trotzdem muss jeder der Dopingmittel mitführt mit einem Ermittlungsverfahren rechnen.

Foto: © Markus Mainka - Fotolia.com

Quellen:

Gesetz gegen Doping im Sport (Anti-Doping-Gesetz - AntiDopG)

Dopingmittel-Mengen-Verordnung - DmMV

15 November 2016

11 Fakten zu Kokain

1) Kokain ist eine stimulierende Droge die in einem dreistufigen Verfahren und unter Verwendung einiger ziemlich giftiger Substanzen (Lösungsmittel, Benzoylchlorid und Methanol) hergestellt wird. Dabei wird aus 250 Kilo Kokablätter am Ende ein Kilo Kokain gewonnen.

2) Die Cocapflanze als Quelle des Kokains wird in den Anden in Südamerika (Bolivien, Peru und Kolumbien) in einer Höhe zwischen 600 und 1.000 m angebaut. Weltweit wächst der Cocastrauch auf 132.000 Hektar,  einer Fläche wie 66 mal der größte Deutsche Flughafen (Frankfurt am Main) oder 185.300 Fußballfelder.
3) Kokain ins nach Cannabis die am zweit häufigst sichergestellte Droge in Europa. Im Jahr 2014 wurden bei 78 000 Sicherstellung 61,6 Tonnen festgestellt. Mit 5,7 Mrd Euro belegt Kokain hier Platz drei bei den Marktanteilen, hinter Cannabis und Heroin. Im vergangenen Jahr zogen deutsche Ermittler die Rekordmenge von 3,5 Tonnen Kokain aus dem Verkehr.

4) Die Psychische Suchtgefahr ist das Hauptrisiko beim Kokain. Die Droge führt im Gehirn zu einer erhöhten Neurotransmitter Dopamin, Noradrenalin und Serotonin Produktion. Die Konsumenten fühlen sich wacher, ungehemmter und haben mehr Energie. Nach ca. einer Stunde stellt sich ein Gefühl der Leere und der Drang nachzulegen ein. Körperliche Entzugserscheinung gibt es nicht, auch Überdosierungen sind eher selten. Eine Überdosis Kokain ist bei weniger als 2 % aller Drogentoten in Deutschland die Todesursache.

5) In der EU haben 3,6 Millionen Menschen innerhalb der letzten 12 Monate Kokain konsumiert, das sind 1,1 Prozent aller Europäer. 17,1 Millionen Menschen in Europa haben überhaupt schon mal Kokain konsumiert, das entspricht 5,1 Prozent.

6) Im Jahr 2014 produzierten die Kartelle laut Schätzungen der Vereinten Nationen 943 Tonnen Kokain, der Jahresumsatz wird auf 77 Milliarden Euro geschätzt. Etwa  5,7 Milliarden Euro geben die Europäer pro Jahr für Koks aus.

7) Während in  Nord- und Mitteleuropa Amphetamine die am häufigsten Sichergestellte stimulierende Droge ist, ist Kokain in west- und südeuropäischen Ländern das am häufigsten beschlagnahmte Stimulans. Ganz vorne in der Statistik steht hier Spanien.

8) Kokain wird in Europa in zwei Formen angeboten, am  häufigsten als Kokainpulver (ein Hydrochloridsalz). Das rauchbare Crack (freie Base des Kokains) ist weniger verbreitet aber Aufgrund des schneller und heftiger eintretenden Rausches auch stärker und gefährlicher.

9) In Europa liegt der Reinheitsgehalt von Kokain zwischen 36 und 50 Prozent, die Preise liegen zwischen 52 und 72 Euro pro Gramm.  In Sylt kostet eine Portion 100 Euro, in Berlin zwischen 40 und 60 Euro. Wobei auch Kokain ein Sommerloch kennt und dann in Deutschland günstiger wird.

10) Abwasseranalysen haben ergeben dass in Deutschland Dortmund die Hauptstadt des Kokain Konsum ist. Die Tatsache dass der Konsumschwerpunkt unter der Woche liegt, zeigt das Kokain immer mehr von einer Party- zu einer Alltagsdroge wird.

11) Die erste Rezeptuhr des Erfrischunggetränks Coca-Cola enthielt bis 1906 einen Extrakt aus Cocablättern (und erhielt so seinen Namen), sodass ein Liter Coca-Cola rund 250 Milligramm Kokain enthielt. Auch heute enthält Coca-Cola noch Inhaltsstoffe der Cocablätter, aber nur nichtalkaloide ohne Rauschwirkung.


Foto: Wikipedia

08 November 2016

Social Media Sucht

Morgen findet in Berlin die Jahrestagung 2016 der Bundesdrogenbeauftragten statt. In diesem Jahr geht es um das Thema Internetsucht, dem neuen Sucht Phänomen der digitalisierten Gesellschaft. Unter dem Motto "Webholic sucht Hilfe" soll über Fragen rund um das Thema Medienabhängigkeit sowie über die aktuelle Beratungs- und Behandlungssituation diskutiert werden. Die aktuelle Studie "Prävalenz der Internetabhängigkeit – Diagnostik und Risikoprofile (PINTA-Diari) geht davon aus, dass in Deutschland etwa 1 % der 14-65-Jährigen internetabhängig sind, weitere 4,6 % der 14- bis 64-Jährigen werden als problematische Internetnutzer angesehen.. 

Weitere Ergebniss von PINTA-Diari:
  • 37 % der Abhängigen gaben an, dass sie hauptsächlich Online-Spiele spielten, weitere 37 % das sie in sozialen Netzwerken aktiv waren und 27 Prozent nutzten andere Internetanwendungen
  • Männer und Frauen fast gleichermaßen von Internetabhängigkeit betroffen, während Männer mehr zocken sind Frauen eher in sozialen Netzwerken unterwegs
  • In der Altersgruppe der 14- bis 24-Jährigen ist die Verbreitung am größten: 2,4 Prozent abhängige und 13,6 Prozent problematische Internetnutzer. 

Die meisten Experten rechnen Störungsbilder im Bereich der Computerspiel- und Internetnutzung den stoffungebundenen Suchterkrankungen (Verhaltenssüchten) zu. Da es Computerspiele bereits länger gibt als Soziale Netzwerke, ist dieser Phänomänbereich auch schon besser wissenschaftlich beleuchtet. Bereits seit 2013 liegen Belege zu “Störungen mit Krankheitswert” im Bereich der pathologischen Nutzung von Computerspielen vor und sind als „Internet Gaming Disorder“ bezeichnet. Bei neueren, internet bezogenen Verhaltensweisen wie die Nutzung sozialer Netzwerke, Chatten oder der Informationssuche ist man sich noch nicht einig ob sie ebenfalls den Verhaltenssüchten zuzuordnen sind. 

Schon die Ergebnisse von” PINTA-Diari” zeigen aber, dass die Internetabhängigkeit mit deutlichen negativen Auswirkungen verbunden ist. Das gilt sowohl für das Online-Spielen wie auch für Soziale Netzwerke und weitere Internetanwendungen. Da vor allem Frauen einer stärkeren Gefährdung durch Soziale Netzwerke unterliegen, müssen die bislang meist auf die Klientel der Computerspieler zugeschnittenen Interventionsangebote eine Erweiterung für das Problemfeld “Social Media Sucht” erhalten. 

Denn eines ist klar. Die Grundlage jeder Sucht liegt in den neuronalen Netzwerken des Belohnungssystem im Gehirn. Ob virtuelles Schaulaufen, positive Feedbacks oder möglichst viele “Freunde” und “Likes” sammeln. Soziale Netzwerke können Glücksgefühle auslösen. Das ist, wie auch eine Veränderung im Gehirn bei exzessiver Nutzung, bereits hinreichend belegt. Doch unter welchen Voraussetzungen das zum Problem bzw. zur Suchterkrankung wird und was dagegen zu tun ist bedarf noch einiger Forschung.

Foto: sebra

Quellen: Themeseite der Bundesdrogenbeauftragten und Artikel "Süchtig nach virtuellen Streicheleinheiten" aus Gehirn und Geist Ausgabe 1/2015



03 November 2016

neue Horror Drogen


Immer mal wieder ist in den Medien von neuen “Zombie” oder “Horror” Drogen die Rede. Während früher meistens gepanschte, mit besonders perfiden Streckmitteln versehene oder einfach nur verunreinigte Drogen dahinter steckten, handelt es sich heute häufig tatsächlich um neue Substanzen. Genauer gesagt um synthetische Drogen die von Konsumenten als “Legal Highs” und von den Sicherheitsbehörden als “NPS” (neue Psycheaktive Substanzen) bezeichnet werden. Angeboten werden sie unter Kunstnamen wie K2, Cloud Nine oder Flakka, was genau drin ist kann niemand sagen. Häufig stecken aber syn­the­ti­schen Can­na­bi­no­ide dahinter. Diese sind oft 10 bis 20 Mal wirk­sa­mer als her­kömm­li­ches Cannabis. Das Risiko in in einen psy­cho­ti­schen Zu­stand zu fallen steigt rapide und es kann zu starker in­ne­rer Er­re­gung, Panik, Pa­ra­noia oder Hal­lu­zi­na­tio­nen kom­men. 

Vorteil für Konsumenten und Dealer liegt in der schwierigen Nachweisführung und Rechtslage. Da die Standart-Drogenschnelltests bei Ihnen versagen, hat man von Polizeikontrollen nicht viel zu befürchten. Und auch wenn sie Substanzen erkannt werden. Das Verbot der immer neuen Stoffe dauert eine Zeit, sodass neue Drogen immer eine ganze Weile legal verkauft und besessen werden können. 

Die Nachteile liegen in ihrer Unberechenbarkeit. In Ham­burg hatten in dieser Woche 8 Personen eine neue Droge Namens “K2” konsumiert. Sie waren alle nach kurzer Zeit be­wusst­los, muss­ten so­fort in Kran­ken­häu­ser ge­bracht wer­den. Dort waren die K2-Konsumenten teil­wei­se ag­gres­siv und ori­en­tie­rungs­los. Aus den USA sind diverse Berichte bekannt in denen Personen die NPS eingenommen haben, sich buchstäblich in Zombies verwandelt haben. Menschen wurde mit den Zähnen das Gesicht zerfleischt, ein Hund totgebissen und in Teilen roh verzehrt. 

Bereits im Mai diesen Jahres wurde in Berlin vom Bundeskabinett ein Gesetzentwurf (NpSG) zur Bekämpfung der Verbreitung neuer Psycheaktiver Stoffe beschlossen. Dieser sieht ein weitreichendes Verbot des Erwerbs, Besitzes und Handels mit neuen Psycheaktiven Stoffen vor. Zudem soll die Weitergabe künftig unter Strafe stehen. Bleibt zu hoffen dass der Entwurf endlich zum Gesetz wird und keine neuen Horror Drogen auf den Markt kommen.

Mehr zu: NpSG das Legal High Gesetz
Mehr zu: Badesalzdroge Flakka

Foto: cirodelia

25 Oktober 2016

Drogensumpf B-Ebene

Als ich Anfang der 90er das erste mal in die alten Bundesländern gereist bin, war der Hauptbahnhof in Frankfurt am Main meine erste Station. Im Zugang zu einer Toilette kämpfte ein Notarzt gerade um das Leben eines Menschen, augenscheinlich um einen Heroin Junkie. Das war das erste was ich als Ossi im Westen erleben musste. Ob der Mensch gerettet werden konnte, habe ich leider nicht mehr sehen können. Der Hauptbahnhof in Frankfurt am Main war daher für mich schon immer das Sinnbild für einen “Drogensumpf”. 

Wenn ich die aktuellen Schlagzeilen lese, scheint mein Bild aktueller denn je zu sein. Auch wenn die Heroin Welle der 90er Jahre nun Geschichte ist, scheinen sich die Drogenprobleme im Frankfurter Bahnhof nicht erledigt zu haben. Der Fensterlose Bereich der B-Ebene, der die oberirdischen Gleise das Fernverkehrs mit den unterirdischen Gleisen des Nahverkehrs verbindet, wird heute nicht nur in den Medien als “Hölle” bezeichnet. Wenn sich die Dealer mit Migrationshintergrund nicht gerade wegen Geld oder Revierstreitigkeiten prügeln, kann man hier jede Droge erwerben die man möchte, 24 Stunden am Tag. Heroin, Haschisch oder Crack, hier findet jeder Süchtige seinen Stoff. Entsprechend viele Abhängige frequentieren den Bereich. Neben dem Erwerb natürlich auch zum Konsum und zum beschaffen von Geld für neue Drogen. Auch die Notdurft wird da schon mal in einer Ecke verrichtet, zum Leidwesen der Reisenden und noch in der B-Ebene befindlichen Händlern. 

“Wisst ihr eigentlich was hier abgeht” sprach kürzlich ein Jugendlicher mit Migrationshintergrund einen uniformierten Kollegen der Bundespolizei an der, auf dem Weg zu seinem Dienst am Frankfurter Flughafen, die B-Ebene durchquerte. Bekannt ist das Problem schon, doch so wirklich verantwortlich fühlt sich niemand. Dabei sind Bundespolizei und auch der Sicherheitsdienst der Bahn regelmäßig, in der B-Ebene unterwegs. Doch von bloßer Präsenz lassen sich die Dealer mit Migrationshintergrund nicht abschrecken. Zu leicht kann man den Uniformierten aus dem Weg gehen und sollte man doch mal mit Drogen erwischt werden, spürbare Konsequenzen gibt es keine. Auch die gelegentlichen Razzien der Landespolizei, in deren Zuständigkeitsbereich die Drogenkriminalität fällt, schrecken nicht ab. Insbesondere wenn die Justiz (wie man aus Interviews zum Thema herauslesen kann) lieber ihre Unabhängigkeit, als ihre Fähigkeit eine gewisse Rechtsstaatlichkeit durchzusetzen unterstreicht. 

Anfang 2017 soll der bis 2022 geplanten Umbau des Hauptbahnhofs samt Modernisierung der B-Ebene beginnen. Schon vorher sollten die Zuständigkeiten mit einem gemeinsamen Sicherheitskonzept genau geregelt werden. Günstig wäre auch eine gemeinsame Einheit aus Bundes- und Landespolizisten wie sie beispielsweise in Leipzig existiert. Private Sicherheitsdienste müssen, anders als jetzt, die Möglichkeit haben Platzverweise auszusprechen. Das wichtigste in meinen Augen ist aber, überführte Dealer müssen unmittelbar mit spürbaren Konsequenzen konfrontiert werden. Den Drogensumpf der B-Ebene endlich trocken zu legen schulden die Verantwortlichen nicht nur den Reisenden am Frankfurter Hauptbahnhof, sondern auch den vielen redlichen Migranten, dessen Ansehen durch ihre kriminellen Landsleute in den Dreck gezogen wird.

Quellen:

http://www.fnp.de/lokales/frankfurt/Erneute-Polizei-Razzia-im-Frankfurter-Hauptbahnhof-und-im-Bahnhofsviertel;art675,2253838

http://www.faz.net/aktuell/rhein-main/frankfurt/frankfurt-rauschgiftgeschaefte-im-spaziergang-14466570.html

21 September 2016

10. Inter Tabac

Zum zehnten Mal traf sich die Tabak- Lobby am Wochenende zur Messe Inter-tabac in den Westfalen-Hallen in Dortmund. Die erste nach Einführung der Schockbilder Warnungen auf Zigarettenschachteln. Die ungeliebten Ekelbilder sind ein Störfaktor im Freiheit-Unabhängkeit-Lifestyle Bild welches die Branche gerne aufrechterhalten möchte. Die schmutzige Wahrheit will man so gut es geht verstecken.

So stiegen, wie erwartet, die Verkäufe von formschönen Aufbewahrungsorten für das rauchbare Gift. Wogegen sich Absatz und Umsatz des Tabakwaren-Einzelhandels stabil entwickelte. Zwar lag im zweiten Quartal 2016 der Zigaretten-Umsatz, laut dem Statistischen Bundesamt mit 4,8 Milliarden Euro 11,6 Prozent unter dem Vorjahresniveau. Die Tabakbranche hatte jedoch bis April die Produktion und damit den Kauf von Steuerzeichen (über den der Umsatz errechnet wird) ausgeweitet, um noch möglichst viele Schachteln ohne Schockbilder produzieren zu können. Beim Feinschnitt, also Tabak zum selber drehen aus der Dose, steigt der Absatz sogar.

Also alles Umsonst? Mitnichten! Auch wenn die Tabaklobby glauben machen möchte, das die Schockbilder lediglich kleinere Zigarettenmarken vom Markt drängen würde. Die Bilder machen es schwerer den Schaden den das Rauchen anrichtet zu ignorieren. Man wird, wenn auch nur kurz, an die weitreichenden Folgen erinnert. Es unterstützt Menschen die aufhören wollen und ist ein Hindernis damit anzufangen. Es zwingt einen sicher nicht dazu das Rauchen aufzugeben, wohl aber über die Wirkung auf die eigene Gesundheit nachzudenken.

Quelle: Handesblatt

Logo: Messe Westfalenhallen Dortmund GmbH

01 September 2016

GHB / GBL die K.o.-Tropfen


In der vergangenen Woche ist das Model Gina-Lisa Lohfink wegen falscher Verdächtigung zu einer Geldstrafe vom 20.000 Euro verurteilt worden. Frau Lohfink hatte zwei Männer beschuldigt, sie unter Einfluss von K.o.-Tropfen vergewaltigt zu haben. Für diesen Vorwurf sah das Amtsgericht Berlin-Tiergarten keine Anhaltspunkte, ein Gutachter hatte den Einsatz von K.o.-Tropfen mit hoher Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen. Der Prozess hat das Thema K.o.-Tropfen wieder in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt und die Aussagen des Gutachters sind auch sehr beachtenswert. 

Dem Medikamenten- und Drogenexperte Torsten Binschek-Domaß zufolge war Frau Lohfink in der umstrittenen Nacht wach, ansprechbar und orientiert. Das zeigen die Videofilme, die in der Sexnacht aufgenommen wurden. Unter der Wirkung von K.o.-Tropfen könne man weder Pizza bestellen noch mit der Managerin telefonieren. Frau Lohfink habe "keine für K.o.-Tropfen typischen Ausfallerscheinungen" gezeigt. 

Unter dem Begriff K.o.-Tropfen werden verschiedene Substanzen mit betäubender Wirkung zusammengefasst. So Mixturen aus Benzodiazepinen, Chloralhydrat und Barbituraten. Am verbreitetsten scheint aber die Partydrogen GHB (Gamma-Hydroxybuttersäure) bzw. GBL (Gamma-Butyrolacton) zu sein. GBL (in Deutschland nicht verboten) wird im Körper durch biochemische Prozesse fast im Verhältnis 1:1 zu GHB (in Deutschland verboten) umgewandelt. Bekannter sind GHB und GBL unter den Szenenamen: Liquid Ecstasy oder kurz Liquid X. Sie bewirkten zunächst Wohlempfinden und Entspannung, ähnlich einem Alkoholrausch. Daher werden die Substanzen auch durchaus freiwillig konsumiert. 

Bei geringe Dosierung (0,5 - 1,5 g) ist die Wirkung enthemmend und entspannend. Bei mittlere Dosierung (1,0 – 2,5 g) ist die Wirkung euphorisierend und (sexuell) stimulierend. Bei hoher Dosierung (über 2,5 g) wird die Wirkung gefährlich: Schläfrigkeit, Benommenheit, Tiefschlaf, Koma, Atemlähmung und sogar der Tod können eintreten. Aber auch von Mensch zu Mensch kann die Wirkung ganz unterschiedlich ausfallen und wird durch den Misch-Konsum etwa mit Alkohol unkalkulierbar. Als K.o.-Tropfen werden sie neben ihrer betäubenden Wirkung, auch wegen ihrer kurzen Nachweisdauer benutzt. Sie beträgt im Blut ca. 6 Stunden, im Urin ca. 12 Stunden nach Konsum. 

Im Jahr 2014 wurden aus 18 europäischen Ländern insgesamt 1243 Sicherstellung von GHB oder GBL gemeldet. Dabei wurden 176 kg bzw. 544 Liter beschlagnahmt. Zwei Länder führen stechen hier besonders hervor. So entfallen auf Belgien 40 % und auf Norwegen 34 % der Sicherstellungen. Hier in Sachsen gab es 2015 insgesamt 32 Anzeigen bei der Polizei. Da Frau Lohfink in Revision geht, wird uns das Thema wohl noch eine weile begleiten. Bleibt zu hoffen das die mediale Aufmerksamkeit die Leute vorsichtiger macht, insbesondere im Umgang, Beaufsichtigung und dem Annehmen von Getränken. 

13 August 2016

Spezialisten für Drogendetektion

Drogendetektion funktioniert nicht so wie man das aus dem Kino kennt. Weder kann man den Finger reinstecken und Kosten, noch wartet in einem Hi-Tec Labor jemand voller Sehnsucht darauf eine Probe zu analysieren. Um draußen auf der Straße zu erkennen ob eine Substanz eine verbotene Droge ist oder jemand von einer solchen beeinflusst ist, bedarf es Drogen-Schnelltests. Die sollen schnell, zuverlässige Ergebnisse bringen und dabei einfach und hygienisch zu bedienen sein. In Deutschland gibt es einige Spezialisten für Drogendetektion. Die wichtigsten haben sich bei der Polizeimesse “GPEC 2016” in Leipzig präsentiert:

Zwischen Hamburg und Itzehoe ist der Sitz der 1863 als Handelsfirma gegründeten "Helling GmbH". Der Hersteller von Produkten im Bereich der zerstörungsfreien Werkstoffprüfung, bietet im Bereich der Drogendetektion verschiedene Ansätze. Die "Aerosols" sind ein Oberflächenwischtest bei dem die Probenabnahme mit einem Testpapier erfolgt und mittels aufsprühen eines Sprays bei Verfärbung sofort einen Treffer anzeigt. Besonders wenn schnell, viele Tests gemacht werden müssen entfalten die "Aerosols" ihre Vorteile. Erkannt wird Cannabis, Heroin, Kokain, Meth- und Amphetamin. Seltener Drogen werden mit dem Oberflächentest "Pen Test" (u.a. GHB/GBL, Ketamin, PCP, LSD) und dem Substanztest "PDT" (u.a. Ephedrin, Benzo´s, LSD, Barbiturate) erkannt. 
> Spökerdamm 2, 25436 Heidgraben, www.helling.de

Zwischen Hamburg und Lübeck findet sich die 1992 gegründete "ulti med Products (Deutschland) GmbH", einem Hersteller für professionelle in-vitro Diagnostik und Drogenteste. Die Tests der Firma prüfen auf Basis von Urin oder Speichel ob eine Person unter Drogeneinfluss steht. Beim SalivaScreen Speicheltest können 16 verschiedene Drogenparameter gleichzeitig und 19 Drogen insgesamt geprüft werden. Dazu vertreibt ulti med die Substanztestes der israelischen IDenta Croup, ein sehr einfaches und robustes Testkit für 12 verschiedene Drogen. 
> Reeshoop 1, 22926 Ahrensburg, www.ultimed.de 

Weiter im Nord-Osten, genauer gesagt in Schwerin, ist der Sitz der "Diagnostik Nord GmbH" Seit 1999 Hersteller für zertifizierter In-vitro Diagnostika. Bei den zahlreichen Einzel und Multidrogentests bei denen Hauptsächlich auf die Prüfung von Urin gesetzt wird, können 24 Substanzen geprüft werden. Dazu werden die Produkte der britischen Alere Toxicology vertrieben. Unter anderem der DDS2, ein mobiles Testsystem für Speichel, bei dem innerhalb von 5 Minuten auf Cannabis, Benzodiazepine, Kokain, Methadon, Opiate, Meth- und Amphetamin geprüft werden kann. Intern können in dem Gerät 10.000 Tests gespeichert und ausgedruckt werden. 
> Mecklenburgstraße 97, 19053 Schwerin, www.diagnostik-nord.de 

Im Süden findet sich in Mössingen die "Mavand Solution GmbH". Die Firma entwickelt, produziert und vermarktet Drogenschnellteste in Verbindung mit Auswertesystemen. Neben Blutentnahmesets für Polizeibehörden sind Rapid STAT und Rapid WIPE die Kernprodukte von Mavand. Die Speichel-, Oberflächenwisch- und Reinstofftests detektieren bis zu 7 Drogenarten. Die Auswertesysteme helfen beim auslesen und dokumentieren der beiden Rapid Tests. Neben der Referenz Polizei NRW ist man hier besonders stolz den ersten Drogenspeicheltest für den THC Grenzwert 1ng/ml THC (im Blut) entwickelt zu haben. 
> Ulrichstraße 21, 72116 Mössingen, www.mavand.de 

Im hessischen Rossbach am Rande des Taunus sitzt die "analyticon instruments GmbH". Seit ihrer Gründung im Jahr 2000 arbeitet die Firma am „Labor in der Hand“. Als Marktführer im Handheld Bereich bringt "analyticon" die Laboranalyse per RFA, LIBS, RAMAN, NIR, FTIR, Colorimetrie, PCR und Massenspektrometrie (HPMS) in eine tragbare Form. Für den Bereich Drogendetektion sind zwei Produkte im Portfolio. Das Raman-Spektrometer "TruNarc" für Substanztests erkennt mittels Laser 200 Drogen, Verschnittstoffe und Vorstufen. Die Datenbank wird stetig gepflegt und erweitert. Des Colorimeter Seeker wertet Wischtests aus und erkennt diverse Sprengstoffe und Drogen, u.a. auch synthetische Cannabinoide. 
> Dieselstraße 18, 61191 Rosbach vor der Höhe, www.analyticon.eu/de/ 

Die börsennotierte Drägerwerk AG & Co. KGaA aus Lübeck entwickelt, produziert und vertreibt Geräte und Systeme in den Bereichen Medizin-, Sicherheits- und Tauchtechnik. Bei Dräger ist die Drogendetektion nur ein kleiner Geschäftszweig. Neben diversen Alkoholtestgeräten hat die Firma zwei Drogentester im Angebot. Der DrugCheck 3000 ist ein immunologischer Speichelschnelltest für die gängigsten Drogen dessen Ergebnis per Linienbildung/nicht Bildung abzulesen ist. Beim DrugTest 5000 wird mit einem Testkit ebenfalls Speichel entnommen, in das recht großen Analysegerät eingelegt und das Ergebnis eindeutig abgelesen. 
> Revalstraße 1, 23560 Lübeck, www.draeger.com 

Aus dem Süden von München, kommt der Marktführer bei den Speicheltests, die Securetec Detektions-Systeme AG. Deren Drogenwischtests “DruigWipe” detektiert auf immunologischer Basis neben den Kassikern: Cannabis, Kokain, Exstasy, Amphetamin, Methamphetamin und Heroin seit neuestem auch Ketamin. Dabei stehen für die verschiedenen Anwendungsfelder Speichel, Spurendetektion auf Oberflächen und Schweiß unterschiedliche Produktlinien zur Verfügung. Auch Securetec hat mit dem “DrugRead” ein mobiles Lesegerät im Portfolio, welches die Dokumentation der Testergebnisse erleichtert. 
> Lilienthalstrasse 7, 85579 Neubiberg www.securetec.net/

Foto`s: GPEC 2016 Messe Leipig

04 August 2016

Todesstrafe für Drogenhändler

Ich gebe zu, ich bin Freund einer harten Gangart gegen Drogenkriminalität. Doch zwei Nachrichten aus Südostasien haben mich in der letzten Woche mehr als erschüttert. So wurden in Indonesien trotz internationaler Proteste damit begonnen, die Todesurteile gegen 14 Drogenhändler zu vollstrecken. Wie lokale Medien berichteten, wurden auf der Gefängnisinsel Nusa Kambangan in der Nacht zu Freitag vier Männer von einem Erschießungskommando getötet. Nach Angaben eines Justizmitarbeiters waren es drei Nigerianer und ein Indonesier. Aber es geht noch schlimmer. 

Der neue Präsident der Philippinen “Rodrigo Duterte” hatte in einer Rede zur Lage der Nation seine „Kriegserklärung“ gegen den Rauschgifthandel bekräftigt. Schon während des Wahlkampfes hatte er der Polizei ausdrücklich einen Freibrief zur Erschießung von Drogenkriminellen erteilt. Fotos aus der Hauptstadt Manila zeigten die drastischen Folgen des Tötungsaufrufs. Zahlreiche Menschen die ohne Gerichtsverhandlung offenbar von Polizisten hingerichtet wurden. Seit der Amtseinführung von Duterte am 30. Juni 2016 sind nach Schätzungen von Bürgerrechtlern bereits 500 Menschen Opfer dieser außergerichtlicher Tötungen geworden. 

Was in Indonesien und den Philippinen passiert hat nichts mit einem Kampf gegen Drogen zu tun. Es ist eine grausame und menschenverachtende Politik. Denn egal ob man ein Beführworter oder Gegner der Todesstrafe ist, für den reinen Handel mit Drogen ist sie niemals angemessen. Insbesondere die Philippinen sind soweit von einer Rechtsstaatlichkeit entfernt wie nur möglich, doch gerade die ist unabdingbare Grundlage für eine erfolgreiche Anti-Drogenpolitik.

Quelle der Nachrichten: Bild.de und Zeit.de

Foto: © Tom

23 Juli 2016

Rio 2016

In dieser Woche wurden, nach einem Urteil des internationalen Sportgerichtshof, 68 russische Leichtathleten endgültig von den Olympischen Sommerspielen in Rio ausgeschlossen. Grund dafür systematisches Doping, gefördert und gedeck von Verbands- und Staatsspitze. Eine Untersuchung der Welt-Antidoping-Agentur (WADA) belegt staatlich gefördertes Doping in 20 (von 28) olympischen Sportarten. Kontrollen wurden mit Unterstützung des russischen Geheimdienst ausgehebelt. 

Bei Spitzensport geht es um viel Geld und Prestige. Der Kampf gegen Betrug, insbesondere gegen Doping ist schwierig. Egal wie viele Betrüger überführt werden, es werden immer wieder Leute versuchen ihre Möglichkeiten mit der Einnahme von Dopingmittel zu verbessern. Um in diesem Kampf eine Chance zu haben, muss Doping staatlich und gesellschaftlich geächtet werden. Ist das, wie in Russland, nicht der Fall, hat sauberer Sport keine Chance. Im aktuellen Fall sieht man deutlich wie, während die Propaganda-Kanonen aufeinander schießen, die Sportler auf der Strecke bleiben. 

Unabhängig wie die Entscheidung zu einem kompletten Ausschluss von Russland von der Olympiade in Rio ausfällt, Doping muss wieder eine geächtet, seltene Ausnahme werden. Sie darf weder geduldet, geschweige denn gedeckt oder gar erwartet werden. Schon die Teilnahme an Olympia sollte mehr Wertschätzung erfahren. Wie sowas aussehen kann haben uns die Fans von Irland und Wales bei der Fußball Europameisterschaft 2016 gezeigt. Ich hoffe in Rio stehen nicht Ideologien und Medaillenspiegel, sondern der Olympische Geist im Vordergrund. Fair, freundschaftlich und Doping frei.

Foto: © lindrik

29 Juni 2016

Hemp Business

Der Milliarden-Dollar-Zug mit dem Namen Cannabis-Legalisierung rollt durch die USA und alle wollen aufspringen. Während die Feigenblätter, wie “nur für den medizinischen Gebrauch”, immer kleiner werden, schaut jeder wie er am Geschäft mit der immer legaler werdenden Sucht verdienen kann. Neben den wie Pilze aus dem Boden schießenden Verkaufsstellen (mal heißen sie“Club”, mal “Apotheke”), gibt es aber auch kreativere Ansetzte um an die *Hemp-Milliarden zu kommen.  

„Power Plan Fitness“ soll ein Sportstudio heißen das ein Amerikaner in San Francisco eröffnen will. Weil er selbst früher beim Gewichte stemmen gekifft hat, findet er das auch für andere eine tolle Idee. Mit dem Slogan „Zuerst Fitness, dann Cannabis“ („fitness first, cannabis second“) soll eine neue Fitness-Bewegung ins Leben gerufen werden. Ein ausgeglichenes Training, dass Körper und Geist regeneriert soll das werden. Mein Slogan wäre ja “nach dem Training ein Joint und der Muskelkater ist dein Freund. Diesen November soll Eröffnung sein. 

Auch große Namen schielen auf die Wachstumsbranche “Hemp-Business”. Der Softwaregigant Microsoft steigt beim kalifornische Unternehmen "Kind Financial" ein Kind verkauft eine Tracking Software für Cannabis an amerikanische Unternehmen und öffentliche Einrichtungen. So können beispielsweise Krankenhäuser den gesamten Weg von der Saat bis zum Verkauf nachverfolgen. Immerhin soll so eine Abgrenzung zum illegalen Markt sichergestellt werden. 

Aktuell soll es in den USA acht Millionen Konsumenten geben, im Jahr 2015 wurden hier 4,4 Milliarden US-Dollar Umsatz mit legalem Cannabis gemacht. Vergangenes Jahr wurden von Investoren 215,2 Millionen US-Dollar in nicht börsennotierte Cannabis-Unternehmen gepumpt. Es lockt der große Reibach. Die Strategieberatung LSP Digital rechnet bis 2029 mit einem Marktvolumen von 100 Milliarden US-Dollar. Davon sollen die Hälfte auf Cannabis-basierte Medikamente, die andere Hälfte auf Marihuana oder Konzentrate wie Haschisch oder Öl entfallen.

*("Hemp" ist das amerikanische Wort für Hanf)

Foto: One dollar banknote and hemp seeds © agephotography

Quellen: Strategieberatung LSP Digital und Bild.de

12 Juni 2016

Onlinesucht wächst

Mit rund 300 Plakaten, 4000 Postern und 20 000 Postkarten sorgte die Stadt Frankfurt/M. im März diesen Jahres für aufsehen. Die Kampagne "Sprechen Sie lieber mit Ihrem Kind" sollte Eltern zum Nachdenken über die Nutzung von Mobilgeräten anregen. Denn immer häufiger beschäftigen sich Eltern beim Kinderwagen Schieben oder beim abholen aus der Kita mit dem Smartphone. Viele junge Eltern sind durch das Smartphone über alles Informiert und mit anderen in Kontakt, aber nicht mit ihrem eigenen Kind. Zudem schauen sich die Kinder die andauernde Online-Situation der Erwachsenen ab, was später dazu führt, dass auch sie ständig online sind. Probleme im Schulalter sind oft die Folge.

In Deutschland wird, selbst unter Jugendlichen, weniger Alkohol konsumiert  und weniger geraucht. Allerdings steigt die Zahl der Menschen, die als onlinesüchtig gelten. Das geht aus dem Drogen- und Suchtbericht 2016 hervor, den die Drogenbeauftragte der Bundesregierung am Donnerstag in Berlin vorgestellt hat. Aktuell sind etwa 560.000 Menschen in Deutschland "onlinesüchtig", Jüngere Menschen sind häufiger betroffen: So zeigen in der Altersgruppe der 14- bis 24-Jährigen etwa 250.000 Personen (2,4 Prozent) Anzeichen einer Abhängigkeit, unter den 14- bis 16-Jährigen sind es sogar 4 Prozent. Tendenz steigend.

Kampangen wie die in Frankfurt werden wir daher noch häufiger sehen. Denn mit Verboten ist dem Problem nicht zu begegnen. Nur das Verstandnis der Nutzer für die Wichtigkeit eines Ausgleich zwischen digitaler und analoger Welt ist der Schlüssel. Eltern muss klar werden, dass ihre Kinder gerade in den ersten Lebensjahren eine erwachsene Bezugsperson brauchen die sehr dicht mit ihnen kommuniziert. Die ihnen erklärt was sie gerade sehen, zuhört, seine Bedürnisse erkennt und vor Gefahren schützt. Alles schwierig wenn die Augen nur auf ein Smartphone gerichtet sind.

Bild: Plakatmotiv des Jugend- und Sozialamtes zum Handy-Gebrauch von Eltern, Ausschnitt, März 2015, © Stadt Frankfurt am Main

Quellen: Presseinformation der Stadt Frankfurt und  Drogen- und Suchtbericht 2016

01 Juni 2016

11 Fakten zum EU Drogenbericht

1.) Der EU-Drogenbericht 2016 wurde am 31. Mai 2016  von der EU-Drogenaufsicht EMCDDA an ihrem Sitz in Lissabon veröffentlicht. Der Bericht, umfasst Schwerpunktmäßig  die Entwicklung von Drogenkonsum und Drogenkriminalität in Europa in den vergangenen zwei Jahren.

2.) In den letzten 10 Jahren steig  die Zahl der gemeldeten Drogendelikte um 34 Prozent auf 1,6 Millionen Fälle. Dabei werden in der EU pro Jahr illegale Drogen im Wert von rund 24,3 Milliarden Euro umgesetzt.

3.) Bei der Datenerhebung wird sich nicht nur auf die Meldungen von Polizei, Zoll und anderen staatlichen Stellen gestützt. Sie ermittelt ihre Daten mittlerweile auch durch Befragungen in Notaufnahmen und durch Analysen von kommunalen Abwässern auf Drogen-Rückstände.

4.) 83,2 Millionen Europäer also mehr als jeder Vierte  zwischen 15 und 64 Jahren hat in seinem Leben schon einmal Drogen konsumiert. Besonders gerne werden Cannabis und Kokain ausprobiert.

5.) 16,6 Millionen Europäer im Alter zwischen 15 und 34 Jahren und damit 13,3 Prozent dieser Altersgruppe, haben im untersuchten Zeitraum Cannabis konsumiert. Besonders stark stieg der Konsum von Cannabis  in Frankreich und Finnland.

6.) MDMA der Hauptbestandteil von Ecstasy erlebt ein Comeback. Nach einem Rückgang bei früheren Erhebungen steigt der Konsum bei Jüngeren Europäern wieder an. So haben 2,1 Millionen der 15- bis 34-Jährigen Europäern  im vergangenen Jahr MDMA genommen.

7.) Auch der Konsum von Kokain nimmt  wieder zu. 2,4 Millionen junge Erwachsene nahmen es im vergangenen Jahr zu sich. Dabei wird  Kokain immer mehr zur Partydroge, denn konsumiert wird häufig  im Urlaub und am Wochenenden. Besonders beliebt ist das weiße Gift in Spanien, den Niederlanden und in Großbritannien.

8.) 1,2 Millionen Europäer werden jährlich wegen Drogenkonsums behandelt,  6800 Menschen sterben an Überdosierung. Insgesamt ist die Zahl der Drogentoten in Europa leicht angestiegen, vor allem in Irland, Litauen, Schweden und Großbritannien. Die mit Abstand tödlichsten Drogen sind die Opiate (wie Heroin), sie sind für 82 % der Überdosierung verantwortlich.

9.) Im Jahr 2014 wurden 15 % aller in Europa gemeldeten neuen AIDS-Fälle mit dem injizierenden Drogenkonsum in Verbindung gebracht. Mit 590 Meldungen beläuft sich die Zahl dieser Fälle auf gut ein Viertel des vor zehn Jahren ermittelten Werts. Trotzdem stellt der injizierende Drogenkonsum im Hinblick auf Infektionskrankheiten einen  hohen Risikofaktor dar.

10.) Im Jahr 2015 kamen 98 neue, teilweise hochgiftige "psychoaktive Substanzen", auch unter der Bezeichnung “Legal Highs” bekannt,  auf den Markt. Der Schwerpunkt liegt hier vor allem bei den synthetischen Cannabinoiden.

11.) Der Verkauf von Drogen über das Internet, genauer im Darknet, nimmt zu.  Dabei zeigt sich dass die Qualität, also die Reinheit der Drogen, die online angeboten werden, höher ist, als beim Straßenverkauf. Denn genau wie bei den Internet-Kaufportalen Amazon oder ebay betreiben Märkte im Darknet ein nutzerbasiertes Vertrauenssystem, bei dem Verkäufer und Kunden einander bewerten.