15 November 2017

K.o.Tropfen Übergriffe

Bald öffnen in Deutschland wieder die Weihnachtsmärkte mit ihren zahlreichen Glühweinständen. Damit könnte ein Problem zurückkehren was bereits im letzten Jahr für einige Aufregung gesorgt hat. K.o.Tropfen Übergriffe.

Bei diesen Übergriffen werden den Weihnachtsmarktbesuchern Getränke mit K.o.Tropfen angeboten bzw. deren Getränke damit kontaminiert. Auch eine Verabreichung über mit substanzgetränkten Zigaretten kann vorkommen. Hintergründe können der Versuch von sexuellen Übergriffen oder Raubstraftaten sein. Aber selbst ohne weitere Taten stellt schon das verabreichen von K.o.Tropfen allein eine „Gefährliche Körperverletzung“ (gem. § 224 Abs. 1 Nr. 4 StGB) dar.

Wie verbreitet das Phänomen ist lässt sich schwer sagen, aussagekäftige Statistiken gibt es nicht. Häufig steht das Phänomen ja im Zusammenhang mit Alkohlkonsum, was den K.o.Tropfen Einsatz schon verschleiert. Unsicherheit und Scham sorgen weiter dafür das Anzeigen nur selten gestellt werden und belassen diese Straftaten im Dunkelfeld. Und selbst wenn Anzeigen gestellt werden, der Nachweis von Rückständen der Substanz im Körper des Opfers sind schwierig.

Die bisher festgestellten Täter waren sowohl männlich, dann oft im Zusammenhang mit Sexualdelikten, als auch weiblich, dann oft in Zusammenhang mit Eigentumsdelikten. Beim ersten medienwirksamen Fall im Zusammenhang mit K.o. Tropfen auf Weihnachtsmärkten im Jahr 2011 suchte die Polizei nach einem augenscheinlich Deutschen, im alter von 40 bis 45 Jahren. Opfer solcher Attacken kann grundsätzlich jeder werden.

Ähnlich wie auch Diskotheken bieten Weihnachtsmärkte den Tätern die Möglichkeit mit ihren Opfern in Kontakt zu treten. Der Täter kann seinen Opfer unauffällig nahe kommen, um, entweder heimlich etwas in sein Getränk zu tun oder ihm ein solches anzubieten. Auch das anbieten einer substanzgetränkter Zigarette funktioniert hier unverfänglich. Gerade Weihnachtsmärkte bieten dem Täter perfekte Bedingungen. Es gibt keine Zugangskontrollen, es ist dunkel, es ist anonym und man kann leicht untertauchen bzw. abhauen.

Wer aber einige Regeln beachtet, sollte nicht in Gefahr geraten:
  • sich für seine Freunde verantwortlich fühlen, aufeinander achten, auch auf ungewöhnliche Verhaltensänderungen, 
  • den Freundeskreis informieren, wo man sich aufhält, 
  • Getränke nicht unbeaufsichtigt stehen lassen, z.B. beim Toilettengang eine Getränkeaufsicht organisieren, 
  • auf das Umfeld achten, insbesondere auf merkwürdige Kontaktversuche/Kontaktaufnahmen, 
  • vorsichtig bei angebotenen („ausgegebenen“) Getränken und Zigaretten sein, besonders von unbekannt Spendern, 
  • bei Getränken auf die geringsten Geschmacksveränderungen achten, nie auf „Ex“ trinken, auch dann nicht, wenn der Anbieter das vorschlägt oder verlangt, 
und wenn man den verdacht hat Opfer von K.o. Tropfen geworden zu sein:
  • keine Beweismittel vernichten, also Bekleidung, Wäsche, Bettlaken oder andere Gegenstände mit denen der Täter in Berührung gekommen ist oder sein könnte der Polizei übergeben,
  • möglichst schnell zur ärztlichen Untersuchung gehen, vorher nicht waschen 
  • Kleidung die zur Tatzeit getragen wurde nicht reinigen 
  • zerrissene Kleidungsstücke/Unterwäsche nicht wegwerfen (Spurenträger) 
  • Tatort nicht verändern, 
  • den Tathergang in Form eines Gedächtnisprotokolls schriftlich festhalten,
Foto: Neumarkt in Dresden Weihnachten 2016

02 November 2017

Drogenepidemie USA

Donald Trump hat vergangene Woche den nationalen Gesundheitsnotstand ausgerufen. Grund ist der gravierende Anstieg des Drogenkonsums in den USA. Im Jahr 2016 starben ca. 64’000 Amerikaner an ihrem Drogenkonsum. Es ist die stärkste jährliche Zunahme, die je gezählt wurde. Jeden Tag sterben 170 Amerikaner an Rauschgift. Zwei drittel wegen Opioiden, also Drogen die wie Heroin vom Opium abstammen oder (wie z.B. Fentanyl) diesem künstliche nachgebildet sind.

Die USA sind schon immer ein gigantischer Drogenmarkt. Ausgelöst hat die aktuelle Drogenepidemie aber weder die Mafia noch die mexikanischen Kartelle. Verantwortlich sind Amerikas Ärzte, weil diese die Menschen jahrzehntelang willkürlich mit Pillen gefüttert und so ein Heer an Abhängigen geschaffen hat. Etwa eine Million US-Amerikaner konsumieren heute Heroin. Bei 80 Prozent von ihnen begann die Sucht mit legal oder illegal erworbenen Schmerzmitteln.

In den USA trifft eine kaum regulierte Pharmabranche, die in erster Linie auf Gewinnmaximierung ausgerichtet ist, auf eine Kultur der Ärzte unrealistische Erwartungen einfach erfüllen zu wollen. Völlige Schmerzfreiheit und damit ein zufriedener Patient, ist nur eine Tablette entfernt. Dazu ein Gesundheitssystem was Medikamentenverordnungen gegenüber anderen Therapien bevorzugt.

So gelang es der New Yorker Firma Purdue Pharma ihr Schmerzmitteln „Oxycontin“ mit viel Marketing und zweifelhaften Studien in den Markt zu pressen. Denn obwohl es als Droge der Klasse II eingestuft und ihr damit ein hohes Potenzial für Missbrauch und Abhängigkeit bescheinigt wurde, positionierte Purdue es als Mittel auch für moderate Beschwerden. In der Pressemitteilung zur Markteinführung von „Oxycontin“ hieß es: „Die Angst vor Abhängigkeit ist übertrieben“. Schmerzmediziner sprachen schon vom endlich korrigierten Irrtum aus der Prohibitions-Ära. Gesunde Skepsis wurde jetzt als «Opiophobie» belächelt und als mangelnde Empathie mit den unnötig leidenden Patienten gedeutet.

Purdue Pharma musste später, mit mehr als 600 Millionen Dollar, eine der höchsten Strafen zahlen, die in der Branche je verhängt wurden. Und auch den Ärzten sitzt der Rezeptblock nicht mehr so locker. Doch die Patienten kamen von den Medikamenten nicht mehr los. Konnten sie sich die Arztbesuche nicht mehr leisten oder zögerten die Mediziner irgendwann doch mit weiteren Verordnungen, besorgten sich viele Patienten die Pillen illegal oder wechselten gleich zu Heroin.

In einem sozial so zerrissenen Land wie den USA, das spürt aber nicht war haben will das seine besten Zeiten vorbei sind ist, fällt diese Sucht natürlich auch auf nahrhaften Boden. Ausschlaggebend sind in meinen Augen zwei Dinge gewesen: Verharmlosung und Geschäftsinteresse. Wenn ich auf die aktuellen Koalitionsverhandlungen in Deutschland schaue, finde ich diese beiden Dinge in der Drogenpolitik wieder. Die Grünen verharmlosen und die Liberalen wollen ein Geschäft daraus machen.