22 September 2014

Suchtintervention bei Sat.1

"Stell Dich Deiner Sucht" ist das neue Suchtinterventions-Format von Sat.1, für welches der Privatsender derzeit Protagonisten sucht. Auch wenn ich grundsätzlich schon bedenken habe wenn das Fernsehen kranke Menschen in den TV-Zirkus führt um daraus Quote zu machen, das Sat.1 Projekt sehe ich durchaus positiv. Zum einen ist der Schritt in die Öffentlichkeit zu gehen bekanntlich ein erster wichtiger Schritt eine Sucht zu bekämpfen. Zum andern erreicht die Sendung auch Familien die sich keinen ARTE-Themenabend anschauen. 

Als Coach oder besser gesagt Interventionist tritt bei "Stell Dich Deiner Sucht" Joe Bausch auf. Der 61-Jährige arbeitet seit 15 Jahren als Gefängnisarzt in der JVA Werl, über 50 Prozent seiner Patienten sind drogen-, medikamenten- oder alkoholabhängig. Den Fernsehzuschauern dürfte er als der Pathologen Dr. Joseph Roth aus dem Kölner "Tatort" bekannt sein. Ein Mann also dem man weder Medienkompetenz noch eine fachliche Qualität in der Suchtbekämpfung absprechen kann. In der Sendung unterstützt Joe Bausch Abhängige von Alkohol und illegalen Drogen beim Einstieg in den Ausstieg aus der Sucht. Er überzeugt sie, sich einer professionellen Behandlung in einer Fachklinik zu unterziehen. 

Die Idee Suchtintervention ins Fernsehen zu bringen ist allerdings nicht neu. Auf dem niederländischen Privatsender RTL 4 erreicht das Format "Verslaafd" (auf Deutsch: abhängig) einen Marktanteile von bis zu 25,5 Prozent. Mit 'Stell Dich Deiner Sucht' möchte Sat.1 nach eigenem bekunden “Familien Mut machen, sich Hilfe zu suchen und Drogenabhängigen Wege aus der Sucht aufzeigen." Bei über 3 Millionen Suchtkranken kann der Sender also auf jede Menge Emphatie und entprechende Einschaltquoten hoffen.  

Ein Ausstrahlungstermin ist derzeit noch offen. 


Foto: „Joe bausch hamm“ von Dirk Vorderstraße - Eigenes Werk. Lizenziert unter Creative Commons Attribution 3.0 über Wikimedia Commons

02 September 2014

Anti K.o.-Tropfen Nagellack

Es wäre sicher ein Verkaufserfolg, ein Nagellack der sich bei Kontakt mit K.-o.-Tropfen wie Rohypnol, Ketamin oder GHB verfärbt und seine Trägerin vor diesen Vergewaltigungsdrogen auf Englisch "Date Rape Drugs" warnt. Doch soweit scheint "Undercover Colors" dem ein Facebook Hype schon über 100.000 „Gefällt mir“-Angaben beschert hat noch lange nicht zu sein. Auch wenn Undercover-Colors-Gründer Stephen Gray, die Doktoranden Ankesh Madan und Tasso Von Windheim von der Duke University in Durham (US-Bundesstaat North Carolina) sowie der Ingenieur Tyler Confrey-Maloney, Zuversicht verbreiten, wer sich ein wenig mit Drogenschnelltests beschäftigt weiß das die Detektion von Drogen keine leichte Sache ist.

Zum einen weil die Drogen nur selten in ihrer reinen Form vorliegen, gerade wenn sie in Getränke gemischt werden dürfte sich der Test nicht von Alkohol, Fruchtsäften oder den Inhalten von Energydrinks täuschen lassen. Zum anderen gibt es ja nicht DIE K.o - Tropfen auch Atropin, Barbiturate oder Zolpidem kommen als Wirkstoff in betracht. Dass ein Nagellack auf all diese Substanzen gleich und zuverlässig reagiert wäre zwar wünschenswert, ist aber vollkommen ausgeschlossen. Und selbst wenn die "Undercover Color" Jungs ein Wunder vollbringen und die aktuell als Vergewaltigungsdrogen genutzten Stoffe erkennbar machen könnten, die Entwicklung bei den "Legal Highs" zeigt wie schnell neue Substanzen mit gleicher Wirkung auf den Markt geworfen werden können.

Fakt ist, eine Wunderwaffe gegen K.o.-Tropfen wie ein Nagellack bleibt auf absehbare Zeit eine Utopie. Man brauch es aber trotzdem auch nicht dem Zufall überlassen ob man Opfer von Vergewaltigungsdrogen wird. Wer beim Feiern die Tipps der Polizei beachtet braucht sich keine Sorgen machen:

  • sich für seine Freunde verantwortlich fühlen, aufeinander achten, auch auf ungewöhnliche Verhaltensänderungen,
  • den Freundeskreis informieren, wo man sich aufhält,
  • Getränke nicht unbeaufsichtigt stehen lassen, z.B. beim Tanzen eine Getränkeaufsicht organisieren,
  • auf das Umfeld achten, insbesondere auf merkwürdige Kontaktversuche/Kontaktaufnahmen,
  • vorsichtig bei angebotenen („ausgegebenen“) Getränken sein, besonders von unbekannt Spendern,
  • bei Getränken auf die geringsten Geschmacksveränderungen achten, nie auf „Ex“ trinken, auch dann nicht, wenn der Anbieter das vorschlägt oder verlangt,


Wenn man den verdacht hat Opfer von K.o. Tropfen geworden zu sein:


  • keine Beweismittel vernichten, also. Bekleidung, Wäsche, Bettlaken oder andere Gegenstände mit denen der Täter in Berührung gekommen ist oder Ihrer Meinung nach gekommen sein könnte der Polizei übergeben,
  • erst Waschen wenn Sie ärztlich untersucht worden sind,
  • möglichst schnell zur ärztlichen Untersuchung gehen,
  • Reinigen Sie nicht Ihre Kleidung, die Sie zur Tatzeit getragen haben und werfen Sie auch zerrissene Kleidungsstücke und Unterwäsche nicht weg, da diese wichtige Spurenträger sein können,
  • Verändern Sie den Tatort nicht,
  • Versuchen Sie, den Tathergang in Form eines Gedächtnisprotokolls schriftlich festzuhalten,
Zum Schluss noch ein abschließender Rat vom Drogenguide. Über die ganze Diskussion über K.o.-Tropfen sollte man nicht vergessen das Alkohol die Hauptursache ist im Nightlife in Straftaten verwickelt zu werden. Wer sich ins Koma säuft braucht sich über K.o.-Tropfen  nicht beschweren.

Quellen: Spiegel online, LKA Sachsen

Foto: https://www.facebook.com/undercovercolors