28 Dezember 2011

Drogenjahr 2011

Der Jahresrückblick 2011 zum Thema Drogen und Sucht:  

Januar: Am 20. Januar stirbt das Porno-Starlet “sexy Cora” mit 23 Jahren an den Folgen eines Narkosefehlers bei einer Brust OP. Das Thema beherscht Tagelang die Boulevardpresse. Die Oberweite sollte von 70 F auf 70 G vergrößert werden, für mich ein klarer Fall für “stofflose Sucht”. Hier wurden die Schönheitsoperationen zur Droge. Die auf ihren Körper reduzierte Cora war auf dessen vermeintliche Optimierung fixiert, entgegen aller Vernunft. 

Februar: Leipzigs Polizeipräsident Horst Wawrzynski beklagt sich öffentlich über die Drogenpolitik der Stadt. Die ist ein Kriminalitätshochburg in Sachsen, besonders bei typischer Beschaffungskriminalität. „Leipzig importiert die Drogen-Abhängigen“ meint der Polizeichef: „In Leipzig werden jährlich 2,3 Mio. Euro für Drogenberatung und Betreuung der Junkies ausgegeben, z.B. Spritzen kostenlos bereit gestellt. Gleich große Städte wie Nürnberg geben dafür nur 600 000 Euro aus.“  

März: Am 26. März eröffnete in den Kunst-Werken Berlin “The Recovery of Discovery”. Der Franzosse Cyprien Gaillard baute hier eine 4,25 Meter hohe Pyramide aus gefüllten Bierkisten und lud die Besucher ein, sich zu bedienen. Was dabei entstand sah erwartungsgemäß aus wie ein Gabelstaplerunfall im Getränkegroßhandel. Bleibt die Frage ist das Kunst oder Werbegag der türkischen Brauerei Efes? 

April: Mit ein, zwei Gläschen Prosecco fängt es an und endet nach einer ganzen Flasche Cognac im Krankenhaus.  Christiane Hörbiger ist am 26.April in der ARD  als Alkoholikerin Carla im Film „Wie ein Licht in der Nacht“ zu sehen. Ein Wunderbarer Film zur Alkoholsucht in gut situierten Kreisen der das Problem wenigstens für kurze Zeit zum Gesprächsthema macht. 

Mai: Am 26 Mai beschließt die holländische Regierung das Ende des frei verkäuflichen Cannabis. Die ca. 700 Coffeshops sollen in geschlossene Clubs mit Mitgliederausweis (Wietpas) umgewandelt werden. Den sollen wiederum nur Niederländer erhalten um den Drogentourismus zu unterbinden. Ab wann die Reglungen aber im ganzen Land umgesetzt werden ist noch unklar. 

Juni: Das deutsche Anti-Alkohol-Jugendprojekt “bunt statt blau” kührt am 27 Juni seine Sieger. In allen 16 Bundesländern wurden die besten Plakate von den rund 12.000 jugendlichen Teilnehmern ausgewählt. Eine prominente Jury hat über die drei Bundessieger entschieden. Für 2012 kann man sich jetzt wieder anmelden. 

Juli: Am 13.Juli öffnet in Berlin die umstrittene Fotoausstellung “Heroin Kids”. Weibliche Teenager in zum Teil gestellten, aber auch die Realität darstellenden Fotos. Eine Realität zwischen Drogen, Gewalt, Prostitution und Sex. Drogen-Lolitas als Jugendkultur und mittlerweile als gebundene Ausgabe bei Amazon für 39.99 Euro. Kunst? Eher Onaniervorlage für Perverse! 

August: In Bremerhaven beschlagnahmen Ermittler 100 kg Kokain. Der Stoff mit einem Reinheitsgehalt von 80 Prozent war für den Berliner Markt bestimmt. Straßenverkaufswert: bis zu fünf Millionen Euro. Das Rauschgift war in drei Sporttaschen in einem Kaffee-Container versteckt, wurde auf dem Schiffsweg von Panama nach Deutschland geschmuggelt. 

September: Die Piratenpartei zieht mit bemerkenswerten 8,9 % in das Berliner Abgeordnetenhaus ein. Mit den Linken (11,7%) und den Grünen (17,6%) sind in der deutschen Hauptstadt nunmehr 3 Parteien die eine liberale Drogenpolitik verfolgen im Landesparlament vertreten. Da sich aber die beiden großen Parteien CDU und SPD zum regieren zusammengetan haben, ist eine Drogenpolitische Revolution ausgeblieben. 

Oktober: Die Hackergruppe Anonymous zwingt ein mexikanischen Drogenkartellen in die Knie. Auslöser des Konflikts ist die Entführung eines Anonymous-Anhängers im Bundesstaat Veracruz. Dafür machen die anonymen Hacker das Kartell “Los Zetas” verantwortlich. Anonymus fordert das Kartell via YouTube auf, den Entführten unverzüglich freizulassen und drohen mit die Daten von los Zetas Unterstützern zu veröffentlichen. Im November endet der Konflikt vorerst mit der Freilassung des Anonymous-Anhängers. 

November: Im Rahmen der Aktion “Frag die Kanzlerin” gewinnt die Frage des Deutschen Hanf Verband zur “Cannabislegalisierung” den ersten Platz. Ende November beantwortet Bundeskanzlerin Angela Merkel die Frage im YouTube Kanal der Bundesregierung. Erwartungsgemäß lehnt sie eine Legalisierung ab, wobei ihre Begründung dabei ziemlich dünn ausfällt und die pauschale Aussage zum Suchtrisiko von Cannabis nicht wirklich zu überzeugen vermag. Wobei die ca. 2 Minuten die sich die Kanzlerin der Beantwortung widmet sicher auch nicht ausreichen um ein so Komplexes Thema ausreichen zu beleuchten. 

Dezember: Kurz vor Weihnachten werden in Düsseldorf zwei Kokaindealer verhaftet die ein besonders dreistes Geschäftsmodell hatten. Sie lieferten Kokain aus wie ein Pizza-Service, Einfach anrufen, wenig später stand ihr Drogen-Taxi vor der Tür. Laut Polizeiangaben gingen täglich etwa 30 bis 40 telefonische Drogenbestellungen bei dem 32-Jährigen Drahtzieher ein.“ Die Auslieferung übernahm dann ein 37-Jähriger Komplize mit einem unscheinbaren Opel Vectra.

Quellen: Spiegel, Bild, grow und natürlich Drogenguide

21 Dezember 2011

eSmoking - Dampfe statt Zigarette

Wahrscheinlich blendet Google neben diesen Blogeintrag gleich die passende Werbung ein. Nicht nur im Netz auch im Verramsch-TV werden E-Zigaretten in letzter Zeit häufig als harmlose Alternative zur herkömmlichen Zigaretten angepriesen. In dieser Woche hat die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) aber ausdrücklich davon abgeraten. Denn auch sie enthält Krebs erregende Substanzen und sind zur Rauchentwöhnung ungeeignet.

Ja was den nun?  E-Zigaretten bestehen aus einem Gehäuse, einer Batterie, einem elektrischen Vernebler und einer auswechselbaren Kartusche, die mit Flüssigkeit gefüllt ist. Wenn der Raucher am Mundstück zieht, wird die Flüssigkeit verdampft und inhaliert. Was in dieser Flüssigkeit drin ist und vor allem das beim verdampfen entstehende Inhalat ist aber keineswegs harmlos. Neben Propylenglykol (daraus wird auch Disconebel hergestellt) und Nikotin sind es insbesondere Nitrosamine die als giftig und krebserregend gelten. Vor allem die Langzeitauswirkung beim Konsum können nach Angaben der BZgA noch nicht eingeschätzt werden.


Viele Fragen im zusammenhing mit der E-Zigarette sind noch offen, einfach weil die zu Grunde liegenden Probleme nicht ausrechend untersucht sind. Die wenigen Studien, die es zur Zeit gibt, konnten nicht einmal eindeutig zeigen, ob - und wenn ja, wie viel - Nikotin der Körper über die E-Zigaretten aufnimmt, von den Nebenprodukten ganz zu schweigen. Auch die frage ob die "Dampfe" unter das Arzneimittelgesetz fällt und daher nur in Apotheken verkauft werden darf ist umstritten.


Werbeslogans wie "Gesunde Alternative" oder "Rauchen ohne Risiko" sind aber (vorsichtig Ausgedrückt) irreführend. Auch wenn echte Zigaretten bei der Verbrennung tatsächlich mehr Gift( Teer, Blei, Formaldehyd und Kohlenmonoxid )als die E-Zigarette produzieren. Besser als der Umstieg auf die E-Zigarette ist und bleibt also schlicht das aufhören. Dafür ist aber eine Verha
ltensänderung auch bei liebgewonnen Ritualen und ein bisschen "Arschbacken zusammenkneifen" nötig.

Quellen: Pressemitteilung der BZgA und Apotheken-Umschau

15 Dezember 2011

KO-Tropfen auf dem Weihnachtsmarkt

Mit diesem Phantombild sucht die Berliner Polizei nach dem unbekannten Giftmischer der bisher 13 Menschen auf Berliner Weihnachtsmärkten geschädigt hat. Der Unbekannte ist vermutlich Deutscher, etwa 40 bis 45 Jahre alt und 1 Meter 80 groß. Er ist schlank, hatte sehr kurze, dunkelblonde Haare und trug zur Tatzeit eine dunkle Jacke und eine dunkle Hose. Er hatte immer einen Rucksack dabei, in dem er die präparierten Flaschen transportierte. Der Unbekannte sprach die Besucher auf Weihnachtsmärkten in Mitte und Charlottenburg an. Dabei erzählte er, vor kurzem Vater geworden zu sein und seine Freude mit anderen teilen zu wollen. In diesem Zusammenhang bot er seinen Opfern mitgebrachte- offensichtlich mit so genannten „KO-Tropfen“ versetzte- Schnapsfläschchen an, um mit ihnen gemeinsam auf das freudige Ereignis zu trinken. Dann verschwand der Unbekannte. (Quelle: Pressemitteilung der Polizei Berlin)

Um was es sich bei den KO-Tropfen genau handelt sagt die Polizei im Moment noch nicht.  Bisher wurden vor allem GHB (illegale Droge bekannt als Liquid Ecstasy) und Ketamin (Arzneimittel aus der Tier und Notfallmedizin) mit dem Thema KO-Tropfen in Verbindung gebracht. Leider gibt es bei den starken Arzneimitteln wie Barbituraten und Benzodiazipinen noch einiges mehr was sich als KO-Mittel einsätzen lässt. Zu dem Thema “Vergewaltigungsdrogen” gibt es in meinem Blog schon einen Eintrag vom März 2010.

Obwohl es aber bei den geschilderten Fällen nicht so aussieht als ob der gesuchte Giftmischer auf sexuelle Übergriffe aus ist. Ich hoffe die Polizei schnappt den Typen bald und wir erfahren was in seinem kranken Hirn vorgeht. Bis dahin gilt nicht nur auf Berliner Weihnachtsmärkten:

  • keine Getränke von Fremden annehmen
  • Getränke selbst bestellen und entgegennehmen
  • offene Getränke nicht unbeaufsichtigt lassen
  • am besten mit Freunden unterwegs sein und aufeinander achten
  • im Notfall lieber an Bedienungs- oder Security Personal als an die neue Bekanntschaft wenden

11 Dezember 2011

40 Jahre BtMG

Zu einem 40. Geburtstag muss man schon mal gratulieren, selbst einem Gesetz was durchaus kontrovers Diskutiert wird. Im Dezember 1971 wurde das deutsche Betäubungsmittelgesetz (BtMG) aus der Taufe gehoben. Es löste das bis dahin für Drogen gültige Opiumgesetz ab. Dieses galt seit Dezember 1929 (hätte jetzt also seinen 82 Geburtstag) und regelte vor dem BtMG die medizinische Versorgung der Bevölkerung mit Opium, Morphium und anderen Betäubungsmitteln.  In Ermangelung sozial auffälliger Drogenkonsumenten fristete das Opiumgesetz aber ein Schattendasein. Anfang der 1960er Jahre wurden pro Jahr lediglich 100 bis 150 Personen wegen Verstöße gegen die Normen des Opiumgesetz verurteilt. Drogenpolitik fand in der deutschen Gesellschaft also kaum Beachtung.

Ende der sechziger Jahre änderte sich der Stellenwert der Drogen- und speziell der Cannabispolitik. Dies geschah vor dem Hintergrund der internationalen Entwicklung (besonders in den USA)  und einer Reihe von Übereinkommen im Rahmen der Vereinten Nationen (UNO). Seither regelt das BtMG den Umgang mit den in seinen Anlagen I bis III genannten Stoffen und Zubereitungen.  Der Gesetzgeber ermächtigte in § 1 Abs. 2 bis 6 BtMG die Bundesregierung (Exekutive) durch Rechtsverordnung weitere Stoffe den betäubungsmittelrechtlichen Vorschriften zu unterstellen. Die Tatsache, dass nicht nur der Gesetzgeber (Lexikative), sondern ein Verordnungsgeber der Exekutive Straftatbestände schaffen kann, ist umstritten. Auch die Berliner Hanfparade im August diesen Jahres hat, unter dem Motto "40 Jahre sind genug", das BtMG aufs Korn genommen.

Dabei lässt selbst der schnellere Weg über für Verordnungen den Designern neuer Drogen immer noch genügend Zeit mit neue entwickeln psychoaktiven Wirkstoffen Kasse zu machen. Denn die Stoffe in den Anlagen des BtMG müssen aufs Molekül genau definiert sein. In den als "Legal Highs" vertriebenen Kräutermischungen und Badesalzen werden die Molekülverbindungen der Wirksubstanzen ständig modifiziert. Das lässt das Betäubungsmittelgesetz gegen die "Legal Highs" ziemlich zahnlos werden.

Zur Ahndung muss Polizei und Justiz häufig auf das Arzneimittelgesetz ausweichen, welches dafür aber eigentlich nicht gemacht ist. Um den Herrausforderungen der "neuen Drogen" wirksam begegnen zu können erwarte ich für 2012 eine grundsätzliche Änderung im BtMG, wahrscheinlich die Aufnahme ganzer Stoffgruppen (synthetischer Cannabinoide). Auch die europäische Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht hat in ihrem 2011er Bericht diese Problematik angesprochen. Auch wenn das Betäubungsmittelgesetz viele Gegner hat, glaube ich das es uns noch eine ganze Weile erhalten bleiben wird. Happy Birthday! 


Quellen: Wikipedia & EBDD


04 Dezember 2011

Drogenpolitik der Piratenpartei

Neben den "Grünen" und den "Linken" gibt es in Deutschland neuerdings eine dritte politische Kraft die sich für eine Liberalisierung der Drogenpolitik einsetzt, die "Piratenpartei". Die basisdemokratische Partei nutzt schwerpunktmäßig das Internet um an Programm und Inhalten zu arbeiten. In Berlin ist sie seit diesem Jahr erstmals in einem Länderparlament vertreten und auch die Umfragergebnisse auf Bundesebene sind beachtlich. Bei ihrem ersten Parteitag in Offenbach an diesem Wochenende wurden folgende drogenpolitische Position festgelegt:

Im Umgang mit Drogen positionierte sich die Partei liberal, aber verantwortungsbewusst und zukunftsweisend. Repressionspolitik betrachtet sie als gescheitert. Sie geht stattdessen vom mündigen, freien Bürger aus. Statt Konsumenten zu kriminalisieren sollen Erwerbsstrukturen kontrolliert werden. Prävention und Aufklärung sollte sachlich und auf Basis wissenschaftlicher Fakten erfolgen. Die Piratenpartei respektiert die Entscheidung von Menschen für den Konsum. Sie spricht sich aber auch für sinnvolle und notwendige Gesetze zum Schutz von Kindern und Jugendlichen sowie einen flächendeckenden Ausbau von Hilfseinrichtungen aus.  (Quelle: Pressemitteilung)

Als positives Beispiel wird Portugal angeführt, welches im Jahr 2001 Drogen “entkriminalisiert” hat. Das Portugal ein Agrarland ist welches als ärmstes Land Westeuropas wirtschaftlich am Abgrund steht und daher mit Deutschland in keiner Weise vergleichbar ist findet keine Erwähnung. Auch die Möglichkeiten von Prävention und Aufklärung werden von den Piraten völlig überschätzt. Ich frage mich ob die Piratenpartei wirklich glaubt das die jährlich weit über 180.000 Toten (in Deutschland) durch Alkohol und Rauchen einfach nur nicht genügend aufgeklärt waren. Lediglich der flächendeckenden Ausbau von Hilfseinrichtungen scheint mir sinnvoll und notwendig sollte die “Entkriminalisierung” kommen.

Die Beschlüsse zur Drogenpolitik passen ins gesamt Bild. Mit ihren Forderungen zum bedingungsloses Grundeinkommen, der kostenlosen ÖPNV Nutzung und der de facto Auslöschung des Urheberrechtes positionieren sich die Piraten als sozialromantische Klientelpartei.

Foto: Olaf Haensel (flickr-Account "Piratenpartei Deutschland")