18 März 2013

Crystalland Sachsen


Die Drogenkriminalität in Sachsen nimmt immer mehr zu. Sachsens Innenminister Markus Ulbig erklärte am Freitag in Dresden das sich die Zahl der Straftaten im Vergleich zu 2011 um 9,6 Prozent auf 8900 Fälle 2012 erhöht hat. An den Grenzen nahmen Drogendelikte sogar um 16,3 Prozent zu. Im gleichen Atemzug lobte er die bei 95 % liegende Aufklärungsquote.

Fakten zu Drogen in Sachsen 2012:
  • 9 Todesfälle durch Drogen
  • 8.457 aufgeklärte Fälle
  • 7.309 Tatverdächtige
  • davon 581 nichtdeutsche
  • davon 24 % aus Tschechien
  • 4.763 Delikte im Zusammenhang mit Crystal
  • 7,69 Kilogramm Crystal sichergestellt

Fallzahlen und Sicherstellungsmengen sind nur eine Seite der Medaille und zwar die Seite der Polizeiarbeit. Dabei klingen 95 Prozent Aufklärungsquote natürlich super, sagen aber gar nichts aus. Jeder der ohne entdeckt zu werden Drogen schmuggelt oder andere Drogendelikte wie kaufen, verkaufen, herstellen etc. begeht taucht in keiner Statistik auf. Eine die Realität darstellende Statistik gibt es nicht, zum Glück für den Innenminister denn die Daten währen vernichtend. So aber gibt es bei Kontrolldelikten wie der Drogenkriminalität immer tolle Zahlen zu vermelden. Besonders die auf hohem Niveau immer noch ansteigende Zahl von festgestelltem Crystal Schmuggel/Handel (+ 23,6 Prozent) zeigt aber neben dem Fleiß der Polizeibeamten das Sachsen hier ein dickes Problem hat.

Währenddessen ist die Politik uneinig über das was zu tun ist. Die Opposition im sächsischen Landtag Linke, Grüne und SPD ist für eine Stärkung der Suchtberatung. Ein Antrag auf Ausbau der Suchtberatung in Sachsen fand keine Mehrheit. Die Regierung von CDU und FDP fordert eine härtere Gangart gegen Drogenhersteller und -dealer. Außerdem sei nach Ansicht der Liberalen der Bund in der Pflicht, Zoll und Bundespolizei an den Außengrenzen in Bayern und Sachsen aufzustocken.


So wichtig wie ich Suchtberatung und Kontrolldruck an den Grenzen finde, Begeisterung löst keiner der Lösungsansätze bei mit aus. Zum einen fehlt mir völlig ein stimmiges Präventionskonzept. Dabei gehört eine Reduzierung der Nachfrage zu den wichtigsten Stellschrauben in der Drogenpolitik. Siehe Jahresbericht der Europäische Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (EBDD). Zum anderen muss der Handel an der Quelle, nämlich den Vietnamesen-märkten in Tschechien bekämpft werden. Hier ist ein rechtsfreier Raum entstanden der seines gleichen Sucht. Wie kann es in Europa sein das sich harte Drogen so einfach kaufen lassen wie Hausschuhe? Auch hier fehlt mir eine Antwort der Politik.

Zustimmen möchte ich aber der drogenpolitischen Sprecherin der Fraktion "Die Linke" Freya-Maria Klinger:

"Das was unsere Gesellschaft von den Menschen fordert und Crystal ihnen für kurze Zeit gibt, nämlich permanente Leistungsbereitschaft, Durchhaltevermögen, und Belastbarkeit, können die Abhängigen oft über viele Jahre nicht mehr bringen. Der Abstieg geht schnell. Der Weg zurück in ein halbwegs normales Leben ist dafür umso länger."



Foto: © fotomek - Fotolia.com

09 März 2013

INCB Drogenbericht 2012

Der "International Narcotics Control Board" (INCB) stellte in dieser Woche seinen Jahresbericht  2012 vor. In diesem betonen er nachdrücklich die gemeinsamen Verantwortung bei den Bemühungen weltweite Drogenprobleme anzugehen. "Das Drogenproblem ist ein globales Problem, das eine globale Lösung erfordert". Die wichtigsten Problemfelder und Forderungen aus dem Bericht:

Der Missbrauch von Medikamenten als Drogen nimmt global zu. Daher bedarf es einer effektiven und nachhaltigen  Kontrolle von Medikamenten für legale Zwecke. Besonders Medikamente zur Behandlung von Schmerzen und Erkrankungen, wie Epilepsie oder Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung, sowie von geistigen Krankheiten sind betroffen. Der INCB spricht von unethischen Praktiken und schlechter Verschreibungspraxis. Der Bericht fordert  hierzu die Weiterbildung von Angehörigen der Gesundheitsberufe, strengere Kontrollen bei Lagerung und Verteilung sowie Sensibilisierung der Öffentlichkeit über die Gesundheitsrisiken. Eine große Herausforderung sieht der INCB dabei in den Ländern die Cannabis für medizinische Zwecke nutzen.

Neue psychoaktive Substanzen (Legal- oder Herbal Highs) sind  eine wachsende Bedrohung für die öffentliche Gesundheit. Fast jede Woche taucht eine neue Droge auf. Wobei die Substanzen nicht immer unbedingt "neu" sind, wohl aber dessen zunehmender Missbrauch. Das Internet hat eine wachsende Bedeutung im Drogenhandel, insbesondere bei den  Legal- oder Herbal Highs. Neben verstärkter Prävention und Bildung fordert der Bericht Mechanismen zu schaffen, um die Entstehung von neuen psychoaktiven Substanzen auf illegalen Märkten, unter anderem durch Frühwarnsysteme zu überwachen.

Die Überwachung von Grundstoffen zur Drogenherstellung wird zunehmend unterlaufen. Dabei konzentriert sich die organisierte Kriminalität auf Länder mit fehlenden oder schwachen Kontrollsystemen. Der Bericht weist hier neben der entscheidenden Bedeutung von gut funktionierenden inländischen Kontrollen, auf die Monitoringsysteme "PICS" und "PEN Online" hin.


Speziell für Europa spricht der Bericht noch folgende Problemfelder an:

  • Der Missbrauch illegaler Drogen in Europa hat in den letzten Jahren stabilisiert, auf  hohen Niveau.
  • Im Januar 2012 gab es in Europa 690 Websiten die "neue psychoaktive Substanzen" vertrieben haben
  • Die HIV-Infektionen unter Drogenkonsumenten nimmt wieder zu
  • Polyvalenter Konsum (verschiedene Drogen durcheinander) wird als wachsende Herausforderung benannt
  • In Russland wächst die Zahl der Desomorphin (Krokodildroge) Konsumenten
  • Zunahme des Kokainhandels über Häfen in Kroatien und Griechenland
  • In Nord und Westeuropa ist Methamphetamin auf dem Vormarsch

Im Vorwort des Berichts spricht sich der Präsident des INCB Raymond Yans übrigens ganz klar gegen eine Legalisierung von Drogen (auch von Cannabis) aus.