23 November 2012

Europäischer Drogenbericht 2012

Letzte Woche wurde der Jahresberichte der deutschen und der europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (EBDD) vorgestellt. Wirklich neues hatte die Drogenbeauftragte der Bundesregierung Mechthild Dyckmans aber nicht zu vermelden. Man lobte sich für die erfolgreiche Drogen- und Suchtpolitik in Deutschland und wies auf die Herausforderung der sich verändernden Märkte und Substanzen hin. Hier die Fakten aus der Pressemitteilung:

Nach wie vor ist Cannabis die illegale Droge in Deutschland und Europa, die am häufigsten konsumiert wird. Bei den Jugendlichen und jungen Erwachsenen ist das Konsumverhalten im Vergleich zu den Vorjahren konstant geblieben. Etwa 5 % der 12- bis 17-Jährigen konsumierten im vergangenen Jahr Cannabis (12-Monats-Prävalenz).

Von erheblicher Bedeutung ist Cannabis auch im Suchthilfesystem. Ein Drittel der Personen, die wegen Drogenproblemen 2011 eine Suchtberatungsstelle aufsuchten, wiesen einen problematischen Cannabiskonsum auf. Viele von ihnen fangen bereits im Teenager-Alter mit dem Konsum an (Durchschnittsalter 15 Jahre).

Der Anteil der Drogenpatienten, die wegen ihres Cannabiskonsums ambulant behandelt werden, liegt seit einigen Jahren bei etwa einem Drittel (2011: 34.7 %). Bei denjenigen, die das erste Mal in Suchtbehandlung sind, liegt der Anteil der Cannabisfälle bei 56,6 %.

Der Anteil der Konsumenten von Stimulanzien (Amphetamine, Ecstasy) bei den Erstbehandlungen hat weiter zugenommen (ambulante Behandlungen: 2009: 10 %; 2011:15 %). Dabei kommt Amphetaminen und anderen Stimulanzien bundesweit eine wachsende Bedeutung zu, während eine steigende Verbreitung von Crystal bislang hauptsächlich aus den Beratungs- und Behandlungseinrichtungen der Grenzregionen zur Tschechischen Republik gemeldet wird.



Die wenig erhellenden Informationen aus der Pressemitteilung sollten aber nicht über die Bedeutung des EBDD-Berichtes hinwegtäuschen. Keine andere Veröffentlichung gibt einen solch aktuellen, wissenschaftlich fundierten und umfassenden Überblick über die europäische Drogenproblematik. Neben den Entwicklungen im Konsumverhalten werden auch die unterschiedlichen drogenpolitischen Maßnahmen beleuchtet. Für alle die sich (wie ich) mit Drogen- und Suchtthemen beschäftigen ist der EBDD-Jahresbericht eine Pflichtlektüre. Welche jetzt im über den "EU Bookshop (http://bookshop.europa.eu) kostenfrei zu beziehen ist.

13 November 2012

Legalisierung von Marihuana in den USA

Die Präsidentenwahl in den USA war in allen Medien Topthema, aber für einige Amerikaner gab es noch mehr zu Wählen. In den US-Staaten Colorado und Washington wurde per Referendum die Legalisierung von Marihuana beschlossen. Die Referenden bekamen wegen der Präsidentschaftswahlen nur wenig Aufmerksamkeit, doch langsam wird klar was da entschieden wurde und welche Auswirkungen sich ergeben.

Nach holländischem Vorbild sollen lizenzierte Läden Marihuana verkaufen dürfen, der Staat kassiert dafür Steuern. Erwachsene (ab 21) dürfen rund 30 Gramm Gras besitzen. So haben es zumindest die Menschen in den beiden Bundesstaaten entschieden. Theoretisch, denn praktisch würde eine solche Rechtslage mit bestehenden Bundesgesetzen kollidieren. Denn dort steht glasklar "Handel und Besitz von Cannabis ist illegal".

Unklar ist unterdessen noch wie sich die Bundesbehörden von FBI und DEA verhalten werden. Anders als in Deutschland wo Polizei Ländersache ist und die Bundespolizei nur einige spezielle Polizeiaufgaben hat, könnten die amerikanischen Bundesbehörden selbst lizenzierten Läden und Händlern das leben schwer machen.  Als 2010 in Kalifornien über einen ähnlichen Vorschlag (erfolglos) abstimmt wurde, drohte der Justizminister bereits, man werde „die Gesetze rigoros anwenden“. Auch in den Staaten, in denen der medizinische Verkauf von Cannabis erlaubt ist, müssen sich Händler bereits jetzt mit der Bundespolizei herumärgern. Ein Machtwort aus der Hauptstadt Washington (liegt nicht im gleichnamigen Staat) in Form einer formalen Klage könnte könnte die Hoffnungen auf zwei neue Kiffer-Paradies jäh zerstören. 

Wie auch in den Niederlanden ist noch unklar wohin die Reise geht. Die Entscheidungen in Colorado und Washington könnten der Beginn einer Liberalisierungswelle, zumindest für Cannabis werden. Dem klammen Staat winken beträchtliche Steuereinnahmen und auch eine begrüßenswerte Nutzbarmachung für medizinische Zwecke wird erleichtert. Indes ist das erlauben einer dritten legalen Droge neben Alkohol und Tabak nicht zuletzt auch eine kulturelle Frage. Die Menschen in den USA werden sich entscheiden müssen ob sie diese Veränderung wollen.

10 November 2012

neue Raucherstudien 2012

Das Rauchen der Gesundheit nicht zuträglich ist hinlänglich erforscht und der Öffentlichkeit bekannt. Trotzdem beschäftigen sich immer mal wieder Wissenschaftler mit diesem Thema, mit interessanten neuen Erkenntnissen. Drei Studien die in den letzten Wochen vorgestellt wurden hab ich mal zusammengetragen:



Rauchen schadet den Augen (Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin)
Rauchen erhöht das Risiko für Grauen Star deutlich. Bei dieser Augenerkrankung trübt sich die Linse, so dass Betroffene immer verschwommener sehen. Eine frühere Studie habe belegt, dass Raucher früher eine sogenannte "altersbedingte Makuladegeneration" bekommen, die normalerweise erst nach dem 50. Lebensjahr vorkommt. Erste Krankheitsanzeichen sind weißlich-gelbe Ablagerungen in den Zellen der Netz- und Aderhaut. Die Schadstoffe im Tabak beschleunigen biologische Alterungsprozesse. Außerdem stören sie die Gefäßdurchblutung, wodurch Sinneszellen in der Netzhaut absterben. Bei Rauchern sei darüber hinaus der Abbau von Stoffwechselprodukten verlangsamt, was dazu führt, dass sich Ablagerungen in den Netzhautgefäßen bilden. (Quelle: Focus online)

Passivrauchen in Autos besonders gefährlich (schottischen Universität Aberdeen)
Die Gefahr geht von den entstehenden Feinstaubpartikeln aus. Diese als krebserregend geltenden Substanzen sind überall vorhanden. Gefährlich werden sie bei einer Konzentration von mehr als 25 Mikrogramm pro Kubikmeter (WHO Grenzwert). Durch das Rauchen im Auto wird dieser um ein vielfaches überschritten. In 49 Autos wurde geraucht und danach die Feinstaubkonzentration gemessen. Ergebnis war eine Belastung von 85 Mikrogramm pro Kubikmeter, also fast das Vierfache des unbedenklichen Werts. Bei den Fahrten, bei denen das Rauchen im Auto ausblieb, betrug die Feinstaubkonzentration hingegen nur 7,4 Mikrogramm pro Kubikmeter. Besonders gefährdet durch das Rauchen im Auto sind Kinder, da diese ein noch nicht vollständig entwickeltes Immunsystem besitzen und schneller atmen. Die Aufnahme von Feinstaub erfolgt bei ihnen wesentlich schneller und intensiver als bei Erwachsenen. Geöffnete Fenster oder die Betätigung der Lüftung helfen nur bedingt, so das Ergebnis der Forscher. (Quelle: WAZ online)

Gesetzlicher Nichtraucherschutz zeigt Wirkung (amerikanischen University of California in San Francisco)
Setzt ein Land umfassende Rauchverbote für Arbeitsräume, Restaurants und Bars durch, werden dort bis zu einem Viertel weniger Menschen wegen Herzinfarkten, Schlaganfällen und Lungenkrankheiten in Kliniken gebracht. Für die im Journal der American Heart Association veröffentlichte Untersuchung analysierten die Wissenschaftler 33 Gesetze und Bestimmungen in zahlreichen Ländern der Erde, darunter Deutschland und den USA. Demnach sank in den untersuchten Ländern die Zahl der Krankenhausaufenthalte aufgrund von Herzinfarkten durchschnittlich um 15 Prozent, bei Schlaganfällen waren es 16 Prozent und bei Lungenkrankheiten sogar 24. Je umfangreicher der Nichtraucherschutz, desto besser war das Ergebnis. (Quelle: Spiegel online)

Der Nichtraucherschutz in Deutschland und der westlichen Restwelt hat definitiv Fortschritte gemacht. Fortschritte die sich nachweislich in einer besseren Gesundheit widerspiegeln. Erfolge die nur durch einen konsequenten Nichtraucherschutz erreicht werden können. Warum Kinder immer noch den giftigen Qualm im Auto rauchender Erwachsener einatmen müssen bleibt mir ein Rätsel. Das hier der Gesetzgeber überhaut eingreifen muss ist zwar bedauerlich aber ganz offensichtlich hat das rauchen so manche Eltern für die Bedürfnisse ihrer Kinder blind gemacht.


Foto: © Ionescu Bogdan - Fotolia.com