14 März 2018

11 Fakten zu Fentanyl

1.) Fentanyl wurde 1960 von dem belgischer Chemiker Paul Janssen entwickelt. Es ist ein synthetisches Opioid, das als Schmerzmittel in der Anästhesie (bei Narkosen) sowie zur Therapie akuter und chronischer Schmerzen bei Erwachsenen und Kindern (ab 2 Jahren), eingesetzt wird. 

2.) Fentanyl “N-(1-Phenethyl-4-piperidyl)-N-phenylpropanamid “ steht in Anlage III des deutschen Betäubungsmittelgesetz, es ist somit verkehrs und verschreibungsfähig. Auch im Schweizer Betäubungsmittelgesetz und im österreichische Suchtmittelgesetz ist die Droge gelistet. 

3.) Der Grenzwert zur “nicht geringen Menge” wurde vom OLG Nürnberg, Urteil vom 29.04.2013 - 1 St OLG Ss 259/12 (zit. nach juris) auf 75 mg (Wirkstoffgehalt) festgelegt. Grundlage hierfür war eine Vergleichsbetrachtung zu Heroin. Eine „durchschnittliche Konsumeinheit“ konnte nicht festgelegt werden. 

4.) Fentanyl tritt häufig als weißes Pulver oder in Pillenform auf. Der größte Teil kommt unter Namen wie "Cleaning Powder", "White Powder" oder "Pearl Powder White" aus China. 

5.) Für die Herstellung von vielen tausend Einzeldosen sind nur sehr geringe Mengen erforderlich , es kann also problemlos versteckt und transportiert werden. Das macht Fentanyle zu einem Problem für Polizei und Zoll, für die organisierte Kriminalität aber zu einer attraktiven Ware. 

6.) Fentanyl wirkt vorwiegend stark schmerzlindernd (analgetisch) und beruhigend (sedierend). Es ist etwa 120-mal so potent wie Morphin. Während die Wirkung an sich stärker ist, ist die Wirkdauer aber kürzer. Es imitiert in etwa die Wirkung von Heroin. 

7.) Zwischen 2009 und 2016 wurden in Europa 25 neue synthetische Opioide entdeckt (darunter 18 Fentanyle). Anfang 2017 nahm die Europäische Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (EMCDDA) Risikobewertungen von zwei Fentanylen (Acryloylfentanyl und Furanylfentanyl) vor, nachdem mehr als 50 Todesfälle im Zusammenhang mit diesen Substanzen gemeldet worden waren. 

8.) Besonders das vom Fentanyl abgeletete (Derivat) Carfentanyl sorgt in der Drogenszene seit einiger Zeit für furore. Die Substanz wird im Gegensatz zu anderen Fentanyl-Derivaten nicht in der (Human-)Anästhesie eingesetzt, sondern in der Veterinäranästhesie zur Betäubung großer Wildtiere wie z. B. Löwen, und Eisbären. Dabei wirkt Carfentanyl 10.000 mal stärker als Morphium, bereits 2 mg können für einen Menschen tödlich sein. 

9.) Carfentanyl wirkt bei einer Dosis von etwa 1 bis 2 µg schmerzausschaltend und behindert die Funktion des zentralen Nervensystems. Höhere Dosen wirken zunehmend einschläfernd. Bei Dosen von 50 bis 100 µg werden die Symptome verstärkt und es kommt zu Bewusstlosigkeit und Atemdepression (Verlangsamte Atmung und Sinken der Atemfrequenz). 

10.) Auch die USA haben massive Probleme mit den Opioiden. Laut US-Drogenbehörde (DEA) starben 2013 allein im Bundesstaat Ohio 92 Menschen an einer Überdosis illegalen Fentanyls. Ein Jahr später waren es mit 514 fast sechs mal so viele. In den gesamten USA starben 2014 mindestens 28.000 Personen an einer Überdosis Opioide. Davon ließen sich knapp 5500 Tote auf Fentanyl zurückführen. 

11.) Am 21.04.2016 stirbt US-Popstar Prince wegen einer Überdosierung des Schmerzmittels Fentanyl. Die Gerichtsmedizin im US-Bundesstaat Minnesota schlossen einen Suizid aus und sprach von einem "Unfall". Prince hatte sich selbst "versehentlich" eine zu hohe Dosis des synthetischen Opiat verabreicht. 

Foto: Clewiston Police Department (Dosis von Heroin, Fentanyl und Carfentanyl, die notwendig ist, um einen durchschnittlichen Erwachsenen zu töten)


Quellen:

04 März 2018

Drogenpolitik der GroKo 2018

Die SPD hat sich nun also doch zu einer Regierungsbeteiligung durchgerungen, doch was bedeutet die Neuauflage der GroKo für die Drogenpolitik? Zunächst ein Blick in den Koalitionsvertrag: Wir werden Drogenmissbrauch weiterhin bekämpfen und dabei auch unsere Maßnahmen zur Tabak- und Alkoholprävention gezielt ergänzen. Dabei ist uns das Wohl der Kinder von Suchtkranken besonders wichtig. Der Anstieg von Cybermobbing, Grooming und sexualisierter Gewalt, Suchtgefährdung und Anleitung zu Selbstgefährdung im Netz ist besorgnis erregend. Zeitgemäßer Jugendmedienschutz muss den Schutz von Kindern und Jugendlichen vor gefährdenden Inhalten sicherstellen, den Schutz ihrer Persönlichkeitsrechte und ihrer Daten gewährleisten und die Instrumente zur Stärkung der Medienkompetenz weiterentwickeln. Daher werden wir einen zukunftsfähigen und kohärenten Rechtsrahmen – unter Berücksichtigung der kompetenzrechtlichen Zuständigkeiten der Länder – für den Kinder- und Jugendmedienschutz im Jugendmedienschutzstaatsvertrag und Jugendschutzgesetz schaffen. Das ist natürlich nicht viel Inhalt um daraus eine Einschätzung zur zukünftigen Entwicklung der deutschen Drogenpolitik abzuleiten. Zwei Personalien in der Regierungsmannschaft eignen sich da schon besser eine These aufzustellen. Denn für Drogenpolitik respektive Drogenkriminalität sind der Gesundheits- und der Innenminister die entscheidenden Akteure. Als 1997, als die SPD in Schleswig-Holstein versuchte, im Rahmen eines Modellprojekts den Verkauf von Cannabis in Apotheken zu erlauben, war Horst Seehofer Gesundheitsminister. Als somit für das Arzneimittelamt verantwortlicher Minister sagte er damals: "Solange ich verantwortlich für diesen Bereich bin, wird es keine Freigabe von Haschisch geben." Das sogenannte Apotheken-Modell scheiterte. Als noch Ministerpräsident aus München kennt Seehofer die Drogenprobleme ganz genau, nirgendwo gibt es mehr Drogentote als in Bayern. Und nirgendwo setzt man so stark auf die Null-Toleranz-Strategie. Das er diese in das Innenministerium nach Berlin mitbringt, ist anzunehmen. Auch der Gesundheitsminister Jens Spahn steht für eine konservative Drogenpolitik. Von 2009 bis 2015 war er Vorsitzender der Arbeitsgruppe Gesundheit und zugleich gesundheitspolitischer Sprecher der CDU/CSU-Fraktion im deutschen Bundestag. Hier hat er sich mehrfach, kritisch zu einer Cannabislegalisierung geäußert. In einem aktuelleren Interview kritisiert er auch die Duldung des Drogenhandles im Görlitzer Park in Berlin. Da auch die Drogenbeauftragte zu seinem Haus gehört, ist also eine harte Gangart in der Drogenpolitik zu erwarten. Unabhängig davon ob es auch eine neue Drogenbeauftragte der Bundesregierung geben wird. (Update: Marlene Mortler bleibt Drogenbeauftragte)

Das die neue Bundesregierung die innere Sicherheit in Deutschland stärken und dafür 15 000 neuen Stellen bei den Sicherheitsbehörden und 2000 neuen Stellen in der Justiz schaffen will um Kriminalitätsbekämpfung und Rechtsdurchsetzung zu verbessern, nährt die Hoffnung das die rechtsfreien Räume für Drogendealer zumindest kleiner werden. Schritte in Richtung Legalisierung von Rauschmittel sind nicht zu erwarten. Ob neben Sucht in Zusammenhang mit Onlineverhalten auch andere legale Suchtmittel drogenpolitische Beachtung finden, bleibt abzuwarten. Foto: Berliner Sitz des Bundesministerium für Gesundheit

Quellen:

https://de.wikipedia.org/wiki/Jens_Spahn
https://www.cducsu.de/presse/pressemitteilungen/legalisierung-des-handels-mit-cannabis-waere-voellig-falsches-signal
http://www.t-online.de/nachrichten/deutschland/bundestagswahl/id_83055362/cdu-politiker-jens-spahn-im-interview-selbstverzwergung-in-der-spd-.html
http://www.zeit.de/gesellschaft/2013-12/coffeeshops-in-berlin/seite-2