26 April 2013

Rauschgiftlage Deutschland 2012

Gestern veröffentlichten die Drogenbeauftragte der Bundesregierung Mechthild Dyckmans und der BKA-Präsident Jörg Ziercke die Rauschgiftlage 2012. Jedes Jahr im März verkünden die beiden in der Bundespressekonferenz die Daten zur Rauschgiftkriminalität und den drogenbedingten Todesfällen. Die Rauschgiftlage 2012 umfasst aber nur die illegalen Drogen. Hier die wichtigsten Daten mit den prozentualen Änderungen zu 2011:


Fakten zu Drogentoten in Deutschland 2012:

  • 2012 sank die Zahl der Drogentoten auf 944 (minus 4 Prozent) und damit den niedrigsten Stand seit 1988 (670 Drogentote)
  • Haupttodesursache: Überdosis  Heroin/Morphin in Verbindung mit anderen Substanzen
  • 81 Prozent der Drogentoten sind männlich
  • Altersdurchschnitt aller Drogentoten liegt bei 37 Jahren



Fakten zu erstauffällige Konsumenten harter Drogen in Deutschland 2012:
  • 19.559 erstauffällige Konsumenten harter Drogen registriert (minus 8 Prozent)
  • erstauffälliger Konsumenten von Amphetamin bzw. Methamphetamin sank erstmals nach acht Jahren des Anstiegs und fiel um 5 Prozent auf 13.728
  • aber wie schon im Vorjahr  große Steigerungsrate (plus 51 Prozent) bei den erstauffälligen Konsumenten von Methamphetamin („Crystal“), deren Zahl mit 2.556 erstmals die der Heroinkonsumenten übertraf
  • Zahl erstauffälliger Heroin-Konsumenten sank um 23 Prozent auf 2.090
  • Zahl der erstauffälligen Ecstasy-Konsumenten stieg um 33 Prozent auf 1257


Fakten zu Sicherstellungsmengen/ - fälle von Drogen in Deutschland 2012:

  • Crystal Anzahl der Feststellungen stieg um 66 % auf 3512 Fälle, Menge der Feststellungen stieg um 88 Prozent auf 75 Kilo
  • aber Gesamtsicherstellungsmenge von Amphetamin/Methamphetamin sinkt um 15 Prozent auf knapp 1,2 Tonnen, (nach Rekordniveau 2011 mit 1,4 Tonnen)
  • Kokain Menge der Feststellungen sank um 35 Prozent auf 1.258 Kilogramm
  • Heroin Menge der Feststellungen sank um 51 Prozent auf 242 Kilogramm
  • Cannabis/Marihuana Anzahl der Feststellungen stieg um 6 Prozent auf 28.744 Fälle, Menge der Feststellungen stieg um 25 Prozent auf 4.942 Kilogramm
  • Cannabis/Haschisch Anzahl der Feststellungen sank um 11 Prozent auf 6.490 Fälle, Menge der Feststellungen stieg um 37 Prozent auf 2.386 Kilogramm


Fakten zur Herkunft der Drogen in Deutschland 2012:

  • Sicherstellung von 809 Cannabisplantagen (plus 13 Prozent)
  • Sicherstellung von 24 Laboren zur Produktion synthetischer Drogen (plus 26 Prozent)
  • „Crystal“ wird besonders auf „Asiamärkten“ in den zu Deutschland grenznahen Städten der Tschechischen Republik illegal gehandelt
  • Afghanistan bleibt der weltweit bedeutendste Opiumproduzent und der wichtigste Heroinlieferant für den europäischen Markt
  • Hauptanbau – und Produktionsländer für Kokain bleiben Kolumbien, Peru und Bolivien

Neben den Fakten zu den “klassischen” Rauschgiften mahnte die Drogenbeaufragte auch vor den “neuen Drogen”: Die bereits seit einigen Jahren festgestellte Zunahme neu aufgetretener psychotroper Wirkstoffe hat sich auch 2012 fortgesetzt. Angesichts der Lukrativität des Vertriebs von so genannten „Designerdrogen“, auch als „Legal Highs“ bezeichnet, ist mit einem Rückgang vorerst nicht zu rechnen.

Quelle und Foto: Pressemitteilung

12 April 2013

Drogenversteck Körper


Laye-Alama Condé  starb im Januar 2005, nachdem ihm der Arzt Dr. Igor V. (49) Brechmittel durch eine Magensonde verabreicht hatte. Der Mann aus Sierra Leone  war ein Drogendealer und hatte Kokain-Kugeln verschluckt, eine vermeintlich sichere Variante um diese vor der Polizei zu verbergen. Im Landgericht Bremen wird der Fall nun zum dritten mal verhandelt.  In den Prozessen 2008 und 2011 wurde der verabreichende Arzt vom Vorwurf der fahrlässigen Tötung freigesprochen. Der Bundesgerichtshof hob diese Urteile nach Revision der Nebenklage wieder auf.

Neben dem verschlucken von kleineren Drogenportionen die für den Straßenverkauf bestimmt sind gibt es aber noch weitere, teilweise gravierendere Fall Konstellationen. Gerade beim Drogenschmuggel auf dem Luftweg werden auch größere Mengen in “Fingerlingen” verpacktes Rauschgift im Körper transportiert. Im vergangenen Jahr stellte der Zoll in der US-Hauptstadt Washington im Verdauungsorgan einer Nigerianerin 2,157 Kilogramm Heroin fest. Die Droge war den US-Behörden zufolge in 180 kleine Kügelchen verpackt, eine Rekordmenge. Viele, häufig aus finanzieller Not dazu gezwungene, Drogenkuriere bezahlten diese vermeintlich sichere Variante mit ihrem Leben. Geht ein solcher Drogen befüllter Fingerling in einem Magen kaputt, kommt für den Drogenkurier jede Hilfe zu spät.

Neben den “Schluckern” die das Rauschgift oral aufnehmen und rektal ausscheiden gibt es noch die “Stopfer”.  Diese stopfen sich mit Drogen befüllte Kondome oder Plasteeier (aus Kinderüberraschung) in natürliche Körperöffnungen. Wobei Männern nur ihr Hintern bleibt, währen Frauen auch ihre Vagina verwenden können. Für Zoll und Polizei ist das auffinden im Körper befindlicher Drogen denkbar schwierig. Eine einfache Durchsuchung reicht nicht und damit auch nicht dessen rechtliche Vorraussetzungen. Hier ist eine körperliche Untersuchung erforderlich, bei dieser wird in das Grundrecht auf körperliche Unversehrtheit eingegriffen (Art. 2 Abs. 2 Grundgesetz). Die Rechtsgrundlage (§ 81 StPO) für diesen Eingriff verlangt:

  • konkreten Straftatverdacht
  • Anordnung nur durch Richter (außer bei Gefahr im Verzug)
  • Durchführung durch einen Arzt
  • Beachtung von Erforderlich- & Verhältnismäßigkeit
  • Ausschluss von Gesundheitsgefahren

Der Einsatz von Brechmittel um im Magen transportierte oder versteckte Drogen aus einem menschlichen Körper zu holen war schon immer umstritten. Nach einem Urteil des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte im Jahr 2006 werden diese Mittel in Deutschland nicht mehr verabreicht. Gut so, aber das Problem der im Körper aufbewahrten oder transportierten Drogen ist damit nicht gelöst. Im Moment bleibt nur der Zeit und Personal aufwändige “natürliche” Weg. In einigen Gewahrsamszellen gibt es  „Drogenklos“, welche die Drogen nach der natürlichen Magen-Darm-Passage auffangen können. Gibt es die nicht, bleibt nur der “Schiss in den Eimer”. Nachteilig sind hierbei neben der unangenehmen “hygienischen Situation”, die unter Umständen lange Wartezeit, welche die maximal zulässige Zeit des Polizeigewahrsams überschreiten kann und das Risiko des sofortigen Wiederverschluckens nach der Ausscheidung.

03 April 2013

Jahrbuch Sucht 2013


Der eine oder die andere wird heute sicherlich beim Feierabendbier in den Nachrichten von der Vorstellung des “Jahrbuch Sucht 2013” der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) gehört haben. Jahr für Jahr berichtet der DHS von was wir Deutschen so alles süchtig sind. Auch wenn illegale Drogen, wie das zunehmende Verbreitung des Methamphetamin Crystal, durchaus ein wachsendes Problem darstellen. Die gefährlichsten Suchtmittel sind die Legalen (Alkohol und Tabak). Keine anderen Drogen machen die Deutschen so krank und sind so tödlich. Das tägliche Feierabend Bier ist bedrohlicher für die Volksgesundheit als alle illegalen Drogen zusammen.  Daher setzt das  “Jahrbuch Sucht 2013” hier einen Schwerpunkt.

Die Deutschen trinken im Schnitt 9,6 Liter Reinalkohol jährlich. Das sind pro Nase ca. 325 Flaschen Bier (107,2 l), 27 Flaschen Wein (20,2 l), 5,5 Flaschen Schaumwein (4,1 l) und über 7 Flaschen Spirituosen (5,4 l). Die Menge entspricht dem Inhalt einer haushaltsüblichen Badewanne, randvoll gefüllt.  Eine gesundheitsökonomische Schätzung für das Jahr 2007 ergab, dass sich die durch den Alkoholkonsum verursachten direkten und indirekten Kosten auf 26.7 Mrd. Euro belaufen. Schätzungen für das Jahr 2002 besagen, dass der Alkoholkonsum in Europa ursächlich für den Verlust von mehr als 10 Mio. Lebensjahren ist. Der alkoholbedingte Verlust an Lebensqualität durch Krankheit und Behinderung wird mit etwa 6 Mio. verlorenen Lebensjahren gleichgesetzt. Die Alkoholhersteller und die Marketingindustrie investieren über eine Milliarde Euro in Werbung und Sponsoring. Den Menschen werden positive Bilder von Alkohol vorgegaukelt die nichts mit der Realität zu tun haben Das Schädigungspotenzial wird verschweigt, herunterspielt oder ins Kleingedruckte verbannt.

Alkoholprävention muss mehr sein als Mini-Logos auf Rückseiten von Alkoholflaschen. Die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen mahnt (nicht zum ersten mal) effiziente Präventionsmaßnahmen an:

• Preisanhebungen durch Steuererhöhungen,
• zeitliche Begrenzung des Verkaufs,
• Promillekontrollen im Straßenverkehr,
• eine effektive gesetzliche Regulierung der Werbung
• Maßnahmen zur Früherkennung und Frühinterventionen in der Gesundheitsversorgung
Damit es nicht bei einer kurzen Störung der “Feierabendbieridylle” bleibt ist vom 25. Mai bis 2. Juni die Aktionswoche Alkohol 2013 geplant. Unter dem Motto „Alkohol? Weniger ist besser!“ möchte sie erreichen, den eigenen Umgang mit Alkohol kritisch zu überprüfen. 

Quelle: DHS