30 Dezember 2014

Drogenjahr 2014

Der Jahresrückblick 2014 zu den Themen Drogen und Sucht. 

Im Januar veröffentlichten die chinesischen Behörden Details zu einer der grössten Drogenrazzien aller Zeiten. Am 29. Dezember 2013 stürmten 3000 bewaffneten Polizisten und paramilitärische Milizen das Küstendorf Boshe, in der südchinesischen Provinz Guangdong. Bei dem 12-stüdigen Einsatz bei dem es weder Tote noch verletzte gab konnte die Polizei in 77 "Drogenfabriken" insgesamt drei Tonnen Crystal Meth (Methamphetamin) und 23 Tonnen an chemischen Vorprodukten sowie Rohmaterial sicherstellen. Außerdem konnten 182 mutmaßliche Drogenhändler festgenommen und diverse Waffen beschlagnahmt werden. Jeder fünfte der 1700 Haushalte des Dorfes sei an Produktion oder Vertrieb des Crystal beteiligt gewesen. Die Drogen waren die Haupteinnahmequelle des Ortes, Grundwasser und Böden wurden von den Abwässern der Drogenherstellung hochgradig verseucht. 

Am 01. Januar 2014 begann im US-Bundesstaat Colorado eine neue drogenpolitische Zeitrechnung. Denn obwohl man Cannabis schon vorher in 19 US-Bundesstaaten auf Rezept erhalten konnte, ist Colorado der erste Staat in dem dem es frei verkäuflich ist. Für Cannabisaktivisten ist das ein Meilenstein, auch wenn es noch ein paar Regel zu befolgen gibt. Kein Verkauf an Minderjährige, kein Konsum auf offener Straße und in andere Bundesstaaten mitnehmen darf man sein Cannabis auch nicht. Die Bilanz bisher darf als “durchwachsen” bezeichnet werden. 

Ebenfalls im Januar wird Marlene Mortler (CSU) neue Drogenbeauftragte der Bundesregierung und löst damit Mechthild Dyckmans (FDP) ab die das Amt seit 2009 begleitet hatte. Bisher war Frau Mortler fachlich in der Agrarpolitik zuhause und dort zuletzt Sprecherin ihrer Landegruppe. Als Drogenbeauftragte koordiniert sie jetzt die Sucht- und Drogenpolitik der Bundesregierung und vertritt diese gegenüber der Öffentlichkeit. Mit ihr fand die eher konservative Drogenpolitik auch mit der neuen schwarz-roten Bundesregierung ihre Fortsetzung. Neue Impulse konnte ich 2014 von ihr nicht wahrnehmen. 

Anfang Februar starb der US-Schauspieler Philip Seymour Hoffman an einer Mischung aus Drogen und Medikamenten. Der Oscar-Preisträger wurde in New York mit einer Spritze im Arm auf dem Boden seines Badezimmers gefunden, die Polizei entdeckte in der Wohnung Dutzende Heroin-Tütchen. In seinem Blut wurden Heroin, Kokain, Amphetamine und ein Benzodiazepin (Beruhigungsmittel) entdeckt. Zusammen verursachten sie eine hochgradige Vergiftung. Die Behörden gehen von einer versehentliche Überdosis aus. Der "Drogenunfall" löst in Deutschland eine kurze Debatte über Drogenmischkonsum aus. 

Im März startete eine neue Staffel von "Das Jenke-Experiment" mit einer Sendung über exzessiven Cannabiskonsum. Neben viel Kifferei, zeichnete die Sendung mit Auftritten vom Chef des Deutscher Hanf Verband Georg Wurth und der Drogenbeauftragte der Bundesregierung Marlene Mortler ein durchaus ausgewogenes Bild von Cannabis. Im Schnitt verfolgten 3,78 Millionen Menschen die ab 21:15 Uhr ausgestrahlte 60 min Folge. Angesichts eines Marktanteils von 12,3 Prozent überbot man den aktuellen RTL-Schnitt von zehn Prozent deutlich. Wenig überraschend waren auch die 18,5 Prozent, die bei den besonders stark umworbenen 14 bis 49 Jährigen zustande kamen. Bei dieser konsumstarken Zielgruppe wurde eine durchschnittliche Reichweite von 2,20 Millionen ermittelt. 

Im April wird die Rauschgiftlage 2013 in der Bundespressekonferenz vorgestellt. Einzige Überraschung war der kräftige Anstieg beim Ecstasy. Hier stieg die Zahl erstauffälliger Konsumenten um fast 18 Prozent auf 1.480 an. Bei den Sicherstellungsfällen gab es einen Anstieg um etwa 25 Prozent auf 2.233 Fälle und bei den sichergestellten Mengen liegt der Anstieg sogar bei 53 Prozent gegenüber 2012. 

Im Mai kündigt Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) die Vorlage eines Anti­-Doping-­Gesetz an. Laut dem Gesetzentwurf der im November vorgestellt wird, drohen den Hintermännern des Dopings bis zu zehn Jahre Gefängnis. Gedopten Sportlern könnte die Freiheit bis zu drei Jahre entzogen werden. Bisher wurden Dopingvergehen durch die Zivilgerichte mithilfe des Arzneimittelgesetzes geahndet. Nur Beschaffer und Händler leistungssteigernder Stimulanzien konnten bestraft werden. Durch die neuen Regeln werden auch die dopenden Sportler selbst in die Verantwortung genommen. 

Im Juni war in Bayern ein Autofahrer so betrunken, dass er das Alkohol-Messgerät der Polizei überforderte. Das heisst über 5 Promille Alkohol im Blut. Als der 41-Jährige sich an einer Tankstelle in Wiesentheid (Unterfranken) mit weiterem Alkohol eindecken wollte, nahm der Tankwart ihm den Zündschlüssel ab. Ein anderer Fahrer hatte bemerkt, dass der Mann deutliche Schlangenlinien fuhr und den Tankwart gewarnt. Der Fahrer kam ins Krankenhaus, seine Führerschein stellte die Polizei sicher. Bereits im April hatte die Bundespolizei Würzburg bei einem hilflosen 45- jährigen Zugpassagier das gleiche Problem. Auch hier war 5 Promille Grenze im Messbereich des Alcomaten zu niedrig. 

Im Juli stolpert der innenpolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion Michael Hartmann über eine Crystal-Affäre. Nachdem Abgeordnete aus Mainz von einem Dealer belastet wurde, musste er zugegeben, im Herbst 2013 die Droge Crystal Meth in geringer Menge gekauft und genommen zu haben. Er sei aber nicht abhängig. Seine Ämter musste er daraufhin niederlegen und die Staatsanwaltschaft erwirkte die Aufhebung der Immunität. Der richtig große Skandal wurde, im Schatten der Fußballweltmeisterschaft, aber nicht daraus. 

Im Juli entschied der Europäische Gerichtshof (EuGH) in Luxemburg das der Vertrieb von “Legal Highs” nicht mit dem Arzneimittelgesetz bekämpft werden kann. Die höchsten EU-Richter argumentierten, ein Arzneimittel müsse der Gesundheit "unmittelbar oder mittelbar zuträglich" sein. Davon könne bei Kräutermischungen mit synthetischen Cannabinoiden keine Rede sein. Mit dem Urteil wurde das AMG für die Strafverfolgung von Handel mit Drogen die nicht im BtMG erfasst sind disqualifiziert. Das betrifft nicht nur “Kräutermischungen” sondern u.a. auch Substanzen die als K.o. Tropfen Verwendung finden.  

Am 11. August beging der dreifache Vater und Oscar-Preisträgers Robin Williams Selbstmord. Mit dem schnellen Erfolg als Komiker hatten für Williams Ende der 70er Jahre auch die Probleme mit Alkohol und Kokain begonnen. Nach einer Therapie war er lange abstinent und wurde 2006 rückfällig. Erst Anfang Juli hatte er sich noch einmal in eine Therapie begeben. Entgegen den ersten Spekulationen wurden bei der Autopsie aber weder Alkohol noch illegale Drogen in seinem Blut gefunden.  

Am 10.und 11. September fand in Leipzig im Rahmen der Veranstaltung "Kripo International 2014" eine Kriminalistenfachtagung des Bund Deutscher Kriminalbeamter (BDK) statt. Das Thema: "Der aussichtslose Kampf gegen Drogen - Ist Legalisierung die Antwort?". Unter den ca. 200 Fachexperten diskutierten Legalsierungsbefürworter und Gegner kontrovers ob Drogendelikte von der Polizei auch in Zukunft verfolgt werden sollten. Eine klare Antwort gab es nicht. 

Ende September haben Polizisten im Bundesstaat Guerrero im Südwesten von Mexiko Studenten eines linksgerichteten Lehrerseminars angegriffen und sechs Menschen getötet. Kurz darauf verschleppten die Polizisten 43 Studenten und übergaben sie Zeugenaussagen zufolge der kriminellen Organisation „Guerreros Unidos”. Bandenmitglieder räumten mittlerweile ein, die jungen Leute getötet und verbrannt zu haben. Diese Verbrechen haben in Mexiko landesweite Proteste gegen die Verflechtung von Sicherheitsorganen und der organisierten Drogenkriminalität ausgelöst. Auch gegen Deutschland wurde demonstriert, weil die verwendeten Waffen von hier kamen. 

Im Oktober fordert der Zoll-Chef in der Gewerkschaft der Polizei (GdP) die tschechischen Asia Märkte an der deutschen Grenze zu schließen. „Die Märkte sind ein Hort der Kriminalität. Dort werden offen Drogen gehandelt.“ prangert Frank Buckenhofer (48) an. Das Medienecho ist beträchtlich und auch wenn die Märkte nach wie vor offen sind, zumindest beim Drogenverkauf sind die Händler dort zurückhaltender geworden.

Im November zerschlug das BKA einen deutsch-tschechischen Drogenring. Ein 32-jähriger Chemie- und Pharmahändler aus Leipzig hatte sich die zur Crystal-Herstellung geeignete Chemikalie Chlorephedrin im europäischen Ausland produzieren und nach Deutschland liefern lassen. Gegenüber den Behörden täuschte der Beschuldigte die Vernichtung der Substanz vor, um sie dann illegal zur Rauschgiftproduktion weiterverkaufen zu können. Insgesamt 2,9 Tonnen Chlorephedrin konnte die Polizei sicherstellen. Diese Menge ist zur Herstellung von fast 2,3 Tonnen Crystal geeignet, was einem Straßenverkaufswert von 184 Millionen Euro entspricht. 

Im Dezember soll die Bundesregierung mal wieder Marihuana legalisieren, diesmal damit der Finanzminister keine Schulden mehr machen muss. Grünen-Politiker Dieter Janecek (38) rechnet vor: Schätzungen zufolge gäbe es in Deutschland rund 2,5 Mio. erwachsene Marihuana-Konsumenten, die durchschnittlich je 20 Gramm pro Monat kaufen würden. „Das macht etwa 600 Tonnen Cannabis-Konsum pro Jahr“, Auf jedes verkaufte Gramm soll der Staat 50 Prozent Steuern erheben. Macht bei einem Preis von 6 Euro pro Gramm (Schwarzmarktpreis) 1,8 Milliarden Euro Extra-Einnahmen. „Kiffen für die schwarze Null also“, sagt Janecek. 

Quellen: Bild.de, Spiegel Online, VIP.de, Drogenguide.de

11 Dezember 2014

Drogenfilme Thema Cannabis

Grasgeflüster (Großbritannien /2000)
Länge: 93 Minuten
Genre: Komödie / FSK 6
Inhalt: Bis zum Tod ihres Mannes lebte Grace (Brenda Blethyn) ein ruhiges, ereignisloses Leben zwischen Teepartys mit Freundinnen und eigener Orchideenzucht. Als ihr Mann überraschend stirbt, ist sie schlagartig auf sich allein gestellt. Ihr Mann hat ihr nichts außer Schulden hinterlassen und sie muss ihr Leben völlig umstellen. Auch ihr kiffender Gärtner soll den Sparmaßnahmen zum Opfer fallen und entlassen werden. Doch die beiden haben eine rettende Idee: Cannabiszucht.


Paulette (Frankreich /2012)
Länge: 84 Minuten
Genre: Krimikomödie / FSK 12
Inhalt: Paulette ist eine liebenswerte, leicht knorrige, ältere Dame die in einem französischen Vorort mit einer mickrigen Rente zurecht kommen muss. Wehmütig denkt sie an die Tage zurück in denen sie mit ihrem mittlerweile verstorbenen Mann eine gutgehende Konditorei betrieb. Doch dann entdeckt sie den Cannabishandel für sich und schon bald sorgen ihre "Spacecakes" für jede Menge aufsehen. Herzallerliebst

Mr. Nice  (Großbritannien & Spanien /2012)
Länge: 121 Minuten
Genre: biografische Tragikomödie  / FSK 12
Inhalt: Howard Marks war der größte Drogenschmuggler in der Geschichte Großbritanniens. Unter Nutzung diverser falscher Identitäten, u.a. "Mr. Donald Nice" schmuggelt er Drogen in die ganze Welt. Nebenbei hilft er dem CIA und MI6 gegen die Mafia und IRA, was ihn vor dem Gefängnis bewahrt, so dass er sich für unantastbar hält. Irgendwann wird er dann doch für seine 25 Jahre Drogenschmuggel zur Rechenschaft gezogen. Der Film erzählt seine Geschichte durchaus amüsant, stellt ihn aber zum Ende als Opfer der bösen Drogenpolitik dar.


Lammbock  (Deutschland /2001)
Länge: 90 Minuten
Genre: Komödie  / FSK 16
Inhalt: Immer mal wieder finden sich in den Medien Berichte, das Drogendealer ihre Geschäfte als Pizzadienst getarnt hatten. Ich wette das dieser Filme bei einigen dafür Inspiration war. Die nicht sonderlich ernst gemeinte Provinzkomödie lebt von der Spielfreude der  Hauptdarsteller Lucas Gregorowicz und  Moritz Bleibtreu. Ansonsten eine Kifferstorry ohne Tiefgang, zum Thema schon Sehenswert aber nicht Kult.

The Big Lebowski  (Großbritannien & Spanien /1998)
Länge: 112 Minuten
Genre: Komödie  / FSK 12
Inhalt: Der Alt-Hippie Jeffrey Lebowski, der sich selbst nur der Dude nennt, schiebt im wahrsten Sinne des Wortes eine ruhige Kugel: Er entspannt sich zwischen den regelmäßigen Bowlingrunden mit seinen Freunden, dem Anhören von Walgesängen, dem Trinken von White Russians und dem Rauchen von Joints.


Kid Cannabis (USA /2014)
Länge: 110 Minuten
Genre: biografische Tragikomödie  / FSK keine Angabe
Inhalt: Der 18-jähriger High School-Abbrecher Nate und sein 27 Jahre alter Kumpel Topher schmuggeln Cannabis von Kanada über die Grenze in die USA. Ihrer Leben ändern sich aufgrund des neuen Einkommens grundlegend, doch bald wird das Pflaster ziemlich heiß auf dem sie sich bewegen. Der Film basiert auf dem wahren Leben des Nate Norman, der wegen Marihuana Handel im Wert von 38 Millionen Dollar (7 Tonnen) angeklagt wurde.