26 Dezember 2012

Drogenjahr 2012

Der Jahresrückblick 2012 zu den Themen Drogen und Sucht.

Januar:
Der Präsident des Bundesverbands mittelständische Wirtschaft (BVMW), Mario Ohoven fordert die Abschaffung von Raucherpausen. Qualmen soll nur noch in der Mittagspause und nach Feierabend erlaubt sein. Raucherpausen seien für die Firmen teuer und der Arbeitsablauf in den Betrieben werde durch häufige Unterbrechungen gestört. In den folgenden Tagen wird das Thema in den Medien heftigst diskutiert.

Am 16. Januar starb Pflegekind Chantal († 11) aus Hamburg-Wilhelmsburg an einer Methadon-Vergiftung. Die Staatsanwaltschaft ermittelt nicht nur gegen die Pflegeeltern, die heroinsüchtige Sylvia L. (47) und ihren vorbestraften Lebensgefährten Wolfgang A. (51), wegen fahrlässiger Tötung. Auch die Hamburger Sozialbehörden müssen sich Fragen lassen wie sie das Kind in die Obhut diese Leute geben konnten. Die Diskussion zieht sich bis in den Februar.


Februar:
Die Bundesregierung stellt ihre neue Drogenstrategie vor. Diese umfasst sowohl illegale als auch legale Drogen. Auch die Problemfelder Medikamentenabhängikeit, Glücksspiel- und Internetsucht wurden integriert. Die Strategie möchte an den vier Punkten Prävention, Hilfen zum Ausstieg, Schadensreduzierung und Repression, ansetzen.



März:
US-Forscher der University of California veröffentlichen im Fachmagazin „Science“ eine Studie wonach sexuell zufriedene Fruchtfliegen-Männchen deutlich weniger Alkohol trinken. Sex aktiviert ebenso wie Alkohol das Belohnungszentrum im Gehirn. Bei der Untersuchung wurden im Labor männliche Fruchtfliegen mit weiblichen zusammengebracht, die sich zuvor bereits gepaart hatten. Die Weibchen hatten folglich kein Interesse mehr an Sex und wiesen die Männchen zurück. Ließen die Wissenschaftler den frustrierten Fliegen-Männchen anschließend die Wahl zwischen normalem und ethanolhaltigem Futter, stürzten sie sich auf den Alkohol.

April:
Holywoodlegende Steven Seagal (59, „Alarmstufe Rot“; „Killing Point“) jagt neuerdings auch im wahren Leben Verbrecher. Seit Oktober 2011 patrouilliert Seagal für 11 Euro pro Stunde als Hilfssheriff durch die Wüste von Texas. Er ist hier auf der Suche nach illegalen Einwanderern und Schmugglern. Jetzt gelang ihm sein erster großer Coup: Der Action-Held schnappte an der amerikanisch-mexikanischen Grenze drei Drogen-Dealer, die 250 Kilo (Wert: 190 000 Euro)  Marihuana schmuggelten.

Elektronische Zigaretten sind kein Arzneimittel und dürfen deshalb vorerst weiter verkauft werden. Dies hat das Verwaltungsgericht Köln entschieden. Geklagt hatten ein Hersteller und ein Vertreiber von elektronischen Zigaretten. Sie reagierten mit der Klage auf eine Entscheidung des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte, das in zwei Fällen E-Zigaretten als Arzneimittel zur Raucherentwöhnung eingestuft hatte. Damit hätten die Verdampfer einer strengen Zulassung bedurft. Das Gericht erklärte: Nikotin könne zwar ein Arzneistoff sein. Bei den fraglichen E-Zigaretten gehe es aber nicht um Entwöhnung, sondern darum, das Verlangen nach Nikotin zu befriedigen.

Mai:
In Miami (Florida) erschießt ein Polizist einen nackten Kannibalen der seinem Opfer mehrmals ins Gesicht biss. Das Opfer ist ein Obdachloser, der Kannibale steht unter Einfluss eines “Legal-Highs” in Badesalzform. Die “Zomiedroge” erhällt kurz darauf den Namen “Cloud Nine”.  

Juni:
Das  mexikanischen Militär vermeldet einen dicken Fisch gefangen zu haben. Jesus Alfredo Guzmán, der Sohn des wichtigsten Drogenbosses soll nach elf Jahren Flucht festgenommen wurden sein. Bei der Festnahme hätte er und ein weiteres Mitglied des berüchtigten Sinaloa-Kartells einen Granatwerfer, vier Granaten, Sturmgewehre und 135 000 US-Dollar dabei gehabt. Einen Tag später muss die Behörde zurück rudern. So handelt es sich bei dem Festgenommen nur um Beltran Leon. Nach Angaben der US-Antidrogenbehörde DEA ist dieser ein ranghoher Untergebener des Jesus Alfredo Guzmán.


Juli:
Am 26. Juli 2012 werden mit der 26. Verordnung zur Änderung betäubungsmittelrechtlicher Vorschriften 28 neue psychoaktive Substanzen verboten. Bei den nun unter das Betäubungsmittelgesetz (BtMG) unterstellten synthetischen Stoffen handelt es sich unter anderem um Derivate des Amphetamins und Kokains. Das sind chemische Abwandlungen bekannter Stoffe, die bereits vorher dem BtMG unterlagen und als so genannte “Legal Highs” verkauft wurden.

August:
In Berlin musste ein 32-jähriger Bus-Fahrer seinen Führerschein abgeben weil er unter Kokaineinfluss gefahren war. Ein Fahrgast der Buslinie X83 im Stadtteil Lankwitz hatte die Polizei alarmiert. Der Fahrer hatte zwei rote Ampeln ignoriert und einen Radfahrer abgedrängt. Die Polizei stoppte den Bus, der Drogentest war positiv.

September:
In Tschechien sterben mindestens 26 Menschen an mit giftigen Alkohol Methanol gestreckten Schnaps. Dieser führt in hoher Dosis zu Vergiftungen bis hin zu Erblindung oder Tod. Auch in Polen wurde der Tod eines Mannes an einer Methanol-Vergiftung bestätigt. Er soll Schnaps aus Tschechien getrunken haben. Der Verkauf von Spirituosen wird in Tschechien über Wochen verboten und später nur unter Einschränkungen wieder frei gegeben. Die mutmaßlichen Hersteller des gefährlichen Gemischs konnten unterdessen gefasst werden.

Oktober:
Mitte Oktober findet die belgische Polizei hat in einem Schiffscontainer voller Bananen über acht Tonnen Kokain, mit einem Marktwert von mehr als einer halben Milliarde Euro. Der Container kam aus Ecuador  und ist im Hafen von Antwerpen entdeckt worden. Es handelt sich um den zweitgrößten bisher in Europa verzeichneten Kokainfund und um den größten in der Geschichte Belgiens.

Der Vize-Vorsitzende der FDP-Fraktion im Bundestag, Martin Lindner (48)  testet in Benjamin von Stuckrad-Barres Fernsehshow (TELE 5) einen Joint. Als ihm in der aufgezeichneten Sendung „Stuckrad-Barre“ vom Moderator Marihuana angeboten wurde, roch er daran und bezweifelte zunächst die Echtheit. Aus Nichtraucherschutzgründen verließen dann Stuckrad-Barre und Lindner spontan das Studio, um an der frischen Luft den Test zu machen. Nach einem langen Zug nickte der FDP-Mann anerkennend: "Echt!" Die Drogenbeauftragte Mechthild Dyckmans, ebenfalls in der FDP, kritisierte Lindners Verhalten als „falsches Signal“.

November:
In Nürnberg wird ein Denkmal für die Drogentoten der Stadt eingeweiht. Zusammen mit einem Geistlichen enthüllte der städtische Drogenbeauftragte im Innenhof der St. Klara-Kirche eine Metallskulptur. Den Anstoß dazu gab die Drogenberatungsstelle Mudra. Mit der Skulptur des Eckentaler Metallbildhauers Stefan Vogel erhielten Angehörige und Freunde von Drogentoten endlich einen dauerhaften Ort der Trauer, sagte Mudra-Geschäftsführer Bertram Wehner. Ein solches Denkmal ist meines Wissens nach in Deutschland einzigartig.

Dezember:
In der ARD Talkshow "Beckmann" äußert sich Campino von "Die Toten Hosen zum Thema Drogenkonsum: Da würde ich sagen: Ihr müsst aufpassen, dass ihr die Lebensinhalte nicht verpennt. Aber es geht nicht nur ums Kiffen, sondern auch um die Flasche Bier, die einfach in der Jugend nichts zu suchen hat." Auch seinen Sohn wolle er von Drogen fernhalten. "Ich würde ihm natürlich strengstens verbieten zu kiffen, wenn er nicht volljährig ist", sagte Campino. "Wir können alle nicht verhindern, dass junge Leute irgendwann damit konfrontiert werden. Aber wir können sie darauf vorbereiten, und da kann ich ihm meine Erfahrungen mitgeben."

Quellen: Bild.de / Süddeutsche.de / Hamburger Abendblatt / Drogenguide.de


13 Dezember 2012

"Plain Packing" Einheitszigarette für Europa


Nach Informationen der "Welt" plant die EU-Kommission strenge Regeln für die Tabakindustrie. Nach den Plänen von Gesundheitskommissar John Dalli soll in Europa Schritt für Schritt auf das so genannte "Plain Packing" bei Zigaretten bzw. Tabakprodukten eingefüht werden. Das bedeutet ein Verbot sämtlicher Logos, Bilder und eigener Schriftzüge. "Plain Paking" soll die unterschiedlichen Zigarettenmarken ununterscheidbar machen, sozusagen die Einheitszigarette für Europa.

Im aktuellen Entwurf sind zunächst folgende Reglungen angedacht:

Verpackung:
  • einheitlich Packungsgrößen  mit einem "rechteckigen Zuschnitt mit gleicher Breite und Tiefe ohne abgerundete Ecken oder sonstigen Unterscheidungsmerkmalen
  • die Konstruktion der Packung soll so reguliert werden dass Warnhinweise nicht weggeklappt werden können
  • Verbot von Werbeaussagen wie "natürlich" oder "biologisch" auf der Packung
  • Platz für Warnhinweise soll von 30 auf 75% vergrösserte werden
  • nur 10 bis 20 % der Packung soll den Herstellern zur freien Gestaltung zur Verfügung stehen


Zigaretten:
  • Zigaretten verschiedener Marken sollen einheitliche Größe, Durchmesser und Papier in weißer Farbe erhalten
  • Verbot von Zusatzstoffe wie etwa Menthol, Vitaminen, Koffein, Taurin die für "charakteristischen Geschmack" sorgen
  • Zigaretten sollen nicht mehr als 10 mg Teer und 1 mg Nikotin enthalten dürfen


Die geplanten Änderungen lassen nicht nur extra dünne Slim- und Menthol- Zigaretten sowie Kork-Optik gehaltene Filterummantelungen verschwinden. Auch das Marketing für die unterschiedlichen Tabakprodukte wird erschwert, weil am Ende alle ähnlich aussehen. Dazu sind auch noch Verkaufsbeschränkungen geplant. So sollen in Geschäften nur noch eine Zigarettensorte pro Marke ausgestellt werden dürfen. Heute bieten Hersteller noch zahlreiche Varianten einer Marke an.


In den kommenden Tagen soll der Entwurf den anderen EU-Kommissaren zur Stellungnahme zugeleitet werden. Im Anschluss muss das Europaparlament und die EU-Mitgliedsstaaten darüber beraten. Besonders die Gesundheitminister aus Großbritannien und Frankreich, in denen heute schon strengere Regeln gelten, drängen auf eine schnelle Umsetzung.


Trotz zahlreicher, bereits bestehender Werbeeinschränkungen gibt Tabakindustrie zig Millionen für Marketing aus. Geld welches eine giftig bis tödliche Raucherkultur in Europa am Leben erhält. Auch wenn der Weg zum "Plain Paking" noch weit ist, es ist genau der richtige.


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01 Dezember 2012

Welt-Aids-Tag 2012

Der Weltaidstag sollte eigentlich kein Grund mehr sein einen Beitrag in einem Drogenblog zu verfassen. Zumindest in den westlichen Industrienationen wurde das Problem von Aidsinfektion unter Drogenabhängigen durch Spritzentauschprogramme erfolgreich bekämpft. Kein Junky muss sich seine Nadel mehr mit einem anderen Teilen, die Gefahr einer Infektionsübertragung ist somit gebannt. Eigentlich ein Paradebeispiel wie positiv niedrigschwellige Drogenhilfe wirken kann. 

In Zeiten knapper Kassen werden aber selbst solche Erfolgsmodelle auf den Prüfstand gestellt. Drogenabhängige haben kaum eine Lobby, hier den Rotstift anzusetzen ist für manche Politiker sicher verlockend.

Ich bin wirklich kein Freund davon Drogenabhängigen ein rundumsorglos Paket zu schnüren, damit sie sich allein auf die Beschaffung ihres Stoffes konzentrieren können. Ihnen aber sterile Spritzen zur Verfügung zu stellen ist ein meinem Augen ein Gesundheitpolitisches MUSS. Das Beispiel Russland zeigt wie gefährlich es ist injizierende Drogenabhänige sich selbst zu überlassen. Die Zahl der Menschen mit HIV hat sich dort zwischen 2001 und 2011 von rund 970.000 auf 1,4 Millionen erhöht. Die Dunkelziffer könnte noch deutlich darüber liegen.
Der Kampf gegen Aids hat sicher viele Fronten, die der injizierenden Drogenabhänigen darf nicht vergessen werden.

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23 November 2012

Europäischer Drogenbericht 2012

Letzte Woche wurde der Jahresberichte der deutschen und der europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (EBDD) vorgestellt. Wirklich neues hatte die Drogenbeauftragte der Bundesregierung Mechthild Dyckmans aber nicht zu vermelden. Man lobte sich für die erfolgreiche Drogen- und Suchtpolitik in Deutschland und wies auf die Herausforderung der sich verändernden Märkte und Substanzen hin. Hier die Fakten aus der Pressemitteilung:

Nach wie vor ist Cannabis die illegale Droge in Deutschland und Europa, die am häufigsten konsumiert wird. Bei den Jugendlichen und jungen Erwachsenen ist das Konsumverhalten im Vergleich zu den Vorjahren konstant geblieben. Etwa 5 % der 12- bis 17-Jährigen konsumierten im vergangenen Jahr Cannabis (12-Monats-Prävalenz).

Von erheblicher Bedeutung ist Cannabis auch im Suchthilfesystem. Ein Drittel der Personen, die wegen Drogenproblemen 2011 eine Suchtberatungsstelle aufsuchten, wiesen einen problematischen Cannabiskonsum auf. Viele von ihnen fangen bereits im Teenager-Alter mit dem Konsum an (Durchschnittsalter 15 Jahre).

Der Anteil der Drogenpatienten, die wegen ihres Cannabiskonsums ambulant behandelt werden, liegt seit einigen Jahren bei etwa einem Drittel (2011: 34.7 %). Bei denjenigen, die das erste Mal in Suchtbehandlung sind, liegt der Anteil der Cannabisfälle bei 56,6 %.

Der Anteil der Konsumenten von Stimulanzien (Amphetamine, Ecstasy) bei den Erstbehandlungen hat weiter zugenommen (ambulante Behandlungen: 2009: 10 %; 2011:15 %). Dabei kommt Amphetaminen und anderen Stimulanzien bundesweit eine wachsende Bedeutung zu, während eine steigende Verbreitung von Crystal bislang hauptsächlich aus den Beratungs- und Behandlungseinrichtungen der Grenzregionen zur Tschechischen Republik gemeldet wird.



Die wenig erhellenden Informationen aus der Pressemitteilung sollten aber nicht über die Bedeutung des EBDD-Berichtes hinwegtäuschen. Keine andere Veröffentlichung gibt einen solch aktuellen, wissenschaftlich fundierten und umfassenden Überblick über die europäische Drogenproblematik. Neben den Entwicklungen im Konsumverhalten werden auch die unterschiedlichen drogenpolitischen Maßnahmen beleuchtet. Für alle die sich (wie ich) mit Drogen- und Suchtthemen beschäftigen ist der EBDD-Jahresbericht eine Pflichtlektüre. Welche jetzt im über den "EU Bookshop (http://bookshop.europa.eu) kostenfrei zu beziehen ist.

13 November 2012

Legalisierung von Marihuana in den USA

Die Präsidentenwahl in den USA war in allen Medien Topthema, aber für einige Amerikaner gab es noch mehr zu Wählen. In den US-Staaten Colorado und Washington wurde per Referendum die Legalisierung von Marihuana beschlossen. Die Referenden bekamen wegen der Präsidentschaftswahlen nur wenig Aufmerksamkeit, doch langsam wird klar was da entschieden wurde und welche Auswirkungen sich ergeben.

Nach holländischem Vorbild sollen lizenzierte Läden Marihuana verkaufen dürfen, der Staat kassiert dafür Steuern. Erwachsene (ab 21) dürfen rund 30 Gramm Gras besitzen. So haben es zumindest die Menschen in den beiden Bundesstaaten entschieden. Theoretisch, denn praktisch würde eine solche Rechtslage mit bestehenden Bundesgesetzen kollidieren. Denn dort steht glasklar "Handel und Besitz von Cannabis ist illegal".

Unklar ist unterdessen noch wie sich die Bundesbehörden von FBI und DEA verhalten werden. Anders als in Deutschland wo Polizei Ländersache ist und die Bundespolizei nur einige spezielle Polizeiaufgaben hat, könnten die amerikanischen Bundesbehörden selbst lizenzierten Läden und Händlern das leben schwer machen.  Als 2010 in Kalifornien über einen ähnlichen Vorschlag (erfolglos) abstimmt wurde, drohte der Justizminister bereits, man werde „die Gesetze rigoros anwenden“. Auch in den Staaten, in denen der medizinische Verkauf von Cannabis erlaubt ist, müssen sich Händler bereits jetzt mit der Bundespolizei herumärgern. Ein Machtwort aus der Hauptstadt Washington (liegt nicht im gleichnamigen Staat) in Form einer formalen Klage könnte könnte die Hoffnungen auf zwei neue Kiffer-Paradies jäh zerstören. 

Wie auch in den Niederlanden ist noch unklar wohin die Reise geht. Die Entscheidungen in Colorado und Washington könnten der Beginn einer Liberalisierungswelle, zumindest für Cannabis werden. Dem klammen Staat winken beträchtliche Steuereinnahmen und auch eine begrüßenswerte Nutzbarmachung für medizinische Zwecke wird erleichtert. Indes ist das erlauben einer dritten legalen Droge neben Alkohol und Tabak nicht zuletzt auch eine kulturelle Frage. Die Menschen in den USA werden sich entscheiden müssen ob sie diese Veränderung wollen.

10 November 2012

neue Raucherstudien 2012

Das Rauchen der Gesundheit nicht zuträglich ist hinlänglich erforscht und der Öffentlichkeit bekannt. Trotzdem beschäftigen sich immer mal wieder Wissenschaftler mit diesem Thema, mit interessanten neuen Erkenntnissen. Drei Studien die in den letzten Wochen vorgestellt wurden hab ich mal zusammengetragen:



Rauchen schadet den Augen (Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin)
Rauchen erhöht das Risiko für Grauen Star deutlich. Bei dieser Augenerkrankung trübt sich die Linse, so dass Betroffene immer verschwommener sehen. Eine frühere Studie habe belegt, dass Raucher früher eine sogenannte "altersbedingte Makuladegeneration" bekommen, die normalerweise erst nach dem 50. Lebensjahr vorkommt. Erste Krankheitsanzeichen sind weißlich-gelbe Ablagerungen in den Zellen der Netz- und Aderhaut. Die Schadstoffe im Tabak beschleunigen biologische Alterungsprozesse. Außerdem stören sie die Gefäßdurchblutung, wodurch Sinneszellen in der Netzhaut absterben. Bei Rauchern sei darüber hinaus der Abbau von Stoffwechselprodukten verlangsamt, was dazu führt, dass sich Ablagerungen in den Netzhautgefäßen bilden. (Quelle: Focus online)

Passivrauchen in Autos besonders gefährlich (schottischen Universität Aberdeen)
Die Gefahr geht von den entstehenden Feinstaubpartikeln aus. Diese als krebserregend geltenden Substanzen sind überall vorhanden. Gefährlich werden sie bei einer Konzentration von mehr als 25 Mikrogramm pro Kubikmeter (WHO Grenzwert). Durch das Rauchen im Auto wird dieser um ein vielfaches überschritten. In 49 Autos wurde geraucht und danach die Feinstaubkonzentration gemessen. Ergebnis war eine Belastung von 85 Mikrogramm pro Kubikmeter, also fast das Vierfache des unbedenklichen Werts. Bei den Fahrten, bei denen das Rauchen im Auto ausblieb, betrug die Feinstaubkonzentration hingegen nur 7,4 Mikrogramm pro Kubikmeter. Besonders gefährdet durch das Rauchen im Auto sind Kinder, da diese ein noch nicht vollständig entwickeltes Immunsystem besitzen und schneller atmen. Die Aufnahme von Feinstaub erfolgt bei ihnen wesentlich schneller und intensiver als bei Erwachsenen. Geöffnete Fenster oder die Betätigung der Lüftung helfen nur bedingt, so das Ergebnis der Forscher. (Quelle: WAZ online)

Gesetzlicher Nichtraucherschutz zeigt Wirkung (amerikanischen University of California in San Francisco)
Setzt ein Land umfassende Rauchverbote für Arbeitsräume, Restaurants und Bars durch, werden dort bis zu einem Viertel weniger Menschen wegen Herzinfarkten, Schlaganfällen und Lungenkrankheiten in Kliniken gebracht. Für die im Journal der American Heart Association veröffentlichte Untersuchung analysierten die Wissenschaftler 33 Gesetze und Bestimmungen in zahlreichen Ländern der Erde, darunter Deutschland und den USA. Demnach sank in den untersuchten Ländern die Zahl der Krankenhausaufenthalte aufgrund von Herzinfarkten durchschnittlich um 15 Prozent, bei Schlaganfällen waren es 16 Prozent und bei Lungenkrankheiten sogar 24. Je umfangreicher der Nichtraucherschutz, desto besser war das Ergebnis. (Quelle: Spiegel online)

Der Nichtraucherschutz in Deutschland und der westlichen Restwelt hat definitiv Fortschritte gemacht. Fortschritte die sich nachweislich in einer besseren Gesundheit widerspiegeln. Erfolge die nur durch einen konsequenten Nichtraucherschutz erreicht werden können. Warum Kinder immer noch den giftigen Qualm im Auto rauchender Erwachsener einatmen müssen bleibt mir ein Rätsel. Das hier der Gesetzgeber überhaut eingreifen muss ist zwar bedauerlich aber ganz offensichtlich hat das rauchen so manche Eltern für die Bedürfnisse ihrer Kinder blind gemacht.


Foto: © Ionescu Bogdan - Fotolia.com

25 Oktober 2012

40 Jahre "War on Drugs"

Wenn Kalle Dampf bei einer Polizeikontrolle seine Tütchen Weed abgenommen bekommen und eine Anzeige kassiert hat, beklagt er sich gerne Opfer des unsäglichen „War on Drugs“ (Krieg gegen Drogen) geworden zu sein. Selbst Brad Pitt forderte kürzlich bei einer Pressekonferenz. Dabei hatte der damalige US Präsident Richard Nixon keineswegs kleine Konsumenten wie Kalle Dampf im Visier als er 1972 den „War on Drugs“ ausrief. Auch wenn heutzutage die Gegner der Drogen-Prohibition gerne die kriegerischen Dimensionen, die Kosten und die vermeintliche Wirkungslosigkeit des Krieges gegen Drogen anprangern, möchte ich mich an einer differenzierten Betrachtung versuchen. Hierzu möchte ich die Maßnahmen im einzelnen Ansprechen und bewerten.


1. Spezialisierung der Polizei
In den USA wurde 1973 die DEA gegründet, eine Strafverfolgungsbehörde die und mit polizeilichen, militärischen und geheimdienstlichen Mitteln erfolgreich gegen internationale Drogenbanden vorgeht. In kleineren Dimensionen gibt es in Deutschland bereits seit 1970 die gemeinsamen Ermittlungsgruppen Rauschgift (GER). In denen arbeitet der Zoll mit den jeweiligen Landespolizeien der Bundesländer zusammen. Zielrichtung auch hier organisierte Kriminalität. Für reine Konsumenten (wie Kalle Dampf) interessiert sich weder GER noch DEA .


2. Informationskampangen
Es gibt zahlreiche Kampangen und Projekte die über die Gefahren und Risiken von Drogenkonsum aufklären. Grundsätzlich finden das auch die Prohibitionsgegner richtig, wollen den Kampf gegen Drogen sogar auf dieses Mittel beschränken. Streit gibt es hier trotzdem, meist um das Gefahren und Schadenspotential der verschiedenen Substanzen. Wenn man wie Kalle Dampf natürlich nur Argumente akzeptiert die mit dem eigenen Konsummuster kompatibel sind oder gar gänzlich Beratungsresistent ist, wird man von diesem Mittel der Drogenbekämpfung nicht erreicht.

3. Wirtschaftlicher und politischer Druck
Für viele Entwicklung´s und Schwellenländer ist der Handel mit Drogen ein echter Wirtschaftsfaktor. Teilweise übersteigen die Einnahmen der Kartelle die Staatshaushalte bei weitem. Dazu kommt eine gewisse Tradition zumindest im Umgang mit den Grundstoffen zur Drogenherstellung (z.B. Kokablätter in Südamerika). Solange hier keine ernsthaften wirtschaftlichen Alternativen geschaffen werden bewirkt, Druck von außen lediglich einen Verdrängungseffekt. Die Aufforderung von Kalle Dampfs Sozialarbeiter nicht mehr soviel zu kiffen kann man hier aber nicht dazuzählen.

4. Bekämpfung der Geldwäsche
Jeder Lokalpolitiker freut sich wenn in seinem Wahlkreis investiert wird. Wo das Geld her kommt kann oder will sicher der eine oder andere gar nicht wissen. Das „schmutzige Geld“ aus den internationalen Finanzströmen herauszufiltern gehört sicher zu den anspruchsvollsten Aufgaben im „War on Drugs“. Unser Kalle Dampf hat aber auch hier nichts zu befürchten.

Nach 40 Jahren „War on Drugs“ der Milliarden an Dollar und Euro gekostet hat gibt es noch immer jede Menge Drogen auf der Welt. War der Kampf also sinnlos? Ich behaupte nein. Allerdings möchte ich an dieser stelle nicht die üblichen Pro-Prohibitionsargument abspulen, sondern mich an einem vergleich versuchen. Einem vergleich der mich noch mal zurück zu Richard Nixon führt. Der sagte in seiner Amtszeit nicht nur den Drogen, sondern auch der Umweltverschmutzung den Kampf an. Er gründete die Environmental Protection Agency (EPA) als erste nationale, amerikanische Umweltbehörde und wollte Umweltschutz sogar zum Zuständigkeitsbereich der NATO machen. Themen wie Saurer Regen und der Treibhauseffekt wurden durch Nixons Beauftragten, den späteren UNO-Botschafter Daniel Patrick Moynihan, zum ersten Mal auf internationaler Ebene angesprochen.

Auch in diesem Bereich hat sich in über 40 Jahren viel verändert. Vom Menschen gemachte Umweltkatastrophen, Raubbau an der Natur und das aussterben unzähliger Tierarten könnten den Kampf für die Umwelt als gescheitert erscheinen lassen. Doch der Kampf für die Umwelt ist ähnlich wie der Kampf gegen Drogen keine Frage von Sieg oder Niederlage. Es sind Kämpfe die einfach geführt werden müssen. Auf beiden “Schlachtfeldern” gibt es immer wieder neue Herrausforderungen, besonders durch die Globalisierung. Was mich zurück zum „War on Drugs“ bringt.

Solange die Südamerikaner nur ihre Kokablätter, die Afrikaner nur ihr Kath und die Europäer nur ihren Alkohol hatten, bestand ein gewisse Beherrschbarkeit  Aber wir leben in einer globalisierten Welt. Drogen wirken heute durch Synthetisierung um ein vielfaches stärker als ihre natürlichen Grundstoffe. Was in meinen Augen eine latente Bedrohung der Menschen und ihrer Gesundheit darstellt. Egal ob europäische Demokratie, afrikanische Diktator oder asiatischer Gottesstaat, nirgendwo gibt es eine totale Drogenliberalisierung. Denn gerade moderne Drogen hätten das Potenzial eine jede Gesellschaft gänzlich zu zerstören. 

Beide Kämpfe, der gegen Drogen und der für die Umwelt kosten viel Geld, werden nie in einem Endsieg münden und müssen trotzdem geführt werden. Auch wenn Brad Pitt und Kalle Dampf das nicht verstehen.

Foto: © jackson gee - Fotolia.com

13 Oktober 2012

legal oder illegal Highs

Egal ob man sie nun "Designerdrogen" oder etwas irreführend als "Legal Highs" bezeichnet möchte, sie sind das erfolgreichste Drogen-Geschäftsmodell der letzten Jahre. Professionell aufgemacht und offiziell verharmlosend als "Kräutermischungen", "Raumlufterfrischer" oder "Badesalze" verkauft, sind sie der Trend in einer rechtlichen Grauzone. Ihre berauschende Wirkung wird in Internetforen und per Mund zu Mund Propaganda beschworen und dabei die wirklichen Inhaltsstoffe verschleiert.

Bereits am 26. Juli 2012 wurden mit der 26. Verordnung zur Änderung betäubungsmittelrechtlicher Vorschriften 28 neue psychoaktive Substanzen verboten. Bei den nun unter das Betäubungsmittelgesetz (BtMG) unterstellten synthetischen Stoffen handelt es sich unter anderem um Derivate des Amphetamins und Kokains. Das sind chemische Abwandlungen bekannter Stoffe, die bereits vorher dem BtMG unterlagen.

Beispiel die Räuschermischung "Maya". Die in den einschlägigen Foren hochgelobte Kraut enthält den Wirkstoff: JWH-210. (Analyse: 18.02.2011 THC Pharm GmbH)*. Dieses synthetische Cannabinoid ist eines der 28 Stoffe die vor 11 Wochen ins BtMG aufgeneommen wurden. Dadurch wurde Maya sofort zur illegalen Droge, was auch für Polizeibeamte in vom BKA betreuten Listen jederzeit nachzulesen ist. Das Geschäft lassen sich die Dealer dadurch aber nicht vermiesen. In der selben Aufmachung, nur mit verdrehten Buchstaben wird jetzt "Yama" vertrieben. Ob dort ebenfalls ein illegales Cannabinoid oder Aminoalkylindol drin ist, ist zunächst weder für Polizeibeamte noch für Konsumenten nachvollziehbar.


Auch wenn Internetdienste wie Legal-High-Inhaltsstoffe.de versuchen Licht ins dunkel der synthetischen Beimischungen zu bringen, der Umgang mit und Konsum von diesen Substanzen ist sowohl rechtlich als auch gesundheitlich ein Tanz auf dünnem Eis. Zwar sind bislang nur wenige Todesfälle im Zusammenhang mit dem Konsum von "Legal Highs" bekannt geworden, allerdings muss auch von einem nicht unerheblichen Dunkelfeld ausgegangen werden. Bei regulären Drogen-Screenings werden die neuen psychoaktiven Substanzen nicht erkannt.


*Quelle: Legal-High-Inhaltsstoffe.de

02 Oktober 2012

Internationale Behörden und Organisationen

Drogen, egal ob legal oder illegal, sind ein internationales Problemfeld. Daher gibt es auch zahlreiche Behörden und Organisationen die sich Länderübergreifend mit diesem Thema beschäftigen. Die hier Vorgestellten halte ich für besonders wichtig im weltweiten Rauschgiftkosmos. Einen Sonderstatus nimmt die hier letztgenannte Organisation ein, deren Zuordnung man aber auch unbedingt kennen sollte.

World Health Organization, (WHO)
Die Weltgesundheitsorganisation ist eine Sonderorganisation der Vereinten Nationen mit Sitz in Genf (Schweiz). Sie wurde 1948 gegründet und zählt 194 Mitgliedsstaaten. Sie ist die Koordinationsbehörde der Vereinten Nationen für das internationale öffentliche Gesundheitswesen. Auch wenn die Drogen nicht das Hauptthema der WHO sind, gibt es doch zahlreiche Berührungspunkte. So beschäftigt sich die WHO unter anderem mit der Gefahr von HIV-Infektionen bei Drogen injizierenden Personen und der weltweiten Eindämmung des Tabakgebrauches.www.euro.who.int/de/home

United Nations Office on Drugs and Crime (UNODC)
Das Büro für Drogen- und Verbrechensbekämpfung wurde 1997 gegründet und hat weltweit etwa 500 Mitarbeiter. Die Zentrale der UNODC ist in Wiens UNO-City, in New York City gibt es ein Verbindungsbüro und weitere 21 Außenstellen weltweit. Hauptaufgaben der UNODC sind die welweite Aufklärung über die Gefahren von Drogenmissbrauch und die internationalen Aktivitäten gegen Drogenproduktion, -handel und -verbrechen zu verstärken. www.unodc.org


Internationaler Suchtstoffkontrollrat (INCB)
Der Rat wurde 1968 in Wien aufgrund des Einheitsabkommen über die Betäubungsmittel von 1961 gegründet. Er überwacht die Einhaltung der internationalen UNO-Drogenkontrollverträge über den Anbau, die Produktion und Verwendung von Drogen. Also ihre beschränkte Verwendung für medizinische und wissenschaftliche Zwecke. Auch die Überwachung von Chemikalien die zur Herstellung illegaler von Drogen verwendet werden können, gehört zu den Aufgaben des INCB. Der Rat besteht aus 13 regierungsunabhängigen Expertenderen, deren Monitoring einen weltweiten Überblick über alle verfügbaren Drogen in Produktion und Handel verschafft. www.incb.org

Drug Enforcement Administration (DEA)
Die DEA wurde 1973 gegründet und hat sich mit ihren über 5000 Agenten zu einer global agierenden Organisation entwickelt. Die Behörde ist an das amerikanischen Justizministerium angegliedert. Mit 87 Büros in 63 Ländern (Quelle: Spiegelbericht (Dezember 2010) bekämft die DEA mit polizeilichen, militärischen und geheimdienstlichem Methoden internationale Drogenkartelle. www.justice.gov/dea/index.shtml

Europäische Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (EBDD)
Aufgabe der EBDD ist die Erlangung von objektiven, zuverlässigen und vergleichbaren Informationen über Drogen und der Drogensucht in der Europäischen Union. Sie wurde 1993 geschaffen und hat ihren Sitz in Lissabon. Sie gibt jährlich einen viel beachteten Bericht über den Stand der Drogenproblematik in Europa heraus. www.emcdda.europa.eu

Foundation for a Drug-Free World
Das wichtigste vorweg, die Foundation gehört zum Dunstkreis von Scientology. Nach eigenen Angaben hat die Foundation bereits in 120 Ländern Drogenaufklärungsveranstaltungen durchgeführt. Auch wenn ich kein Sektenexperte bin ist mir klar, diese Leute und deren Projekte sind nur mit äußerter Vorsicht zu genießen. Auf der Internetseite und einem mir vorliegendem Informationsheft ist kein Hinweis auf Scientology zu finden. Informiert wir über die gängigen illegalen Drogen und Alkohol, wobei sich die Informationen in erster Linie an Jugendliche richten. Pädagogen, Polizeibeamte und Eltern werden aufgefordert ein kostenloses Informationskit "Fakten über Drogen" bzw. ein "Unterichtspaket" anzufordern. Ich habe es nicht getan und würde es auch niemanden empfehlen. www.drugfreeworld.org

18 September 2012

Facelift bei "Kenn dein Limit"

Wenn die größte deutsche Kampagne zur Alkoholprävention Bilanz zieht, tritt auch mal der Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr persönlich vor die Kameras. Besonders dann wenn es neben einem Facelift des Projektes “Kenn dein Limit” auch positive Zahlen zu vermelden gibt.

Vor 3 Jahren startete das Präventionsprojekt der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) mit Unterstützung des Verbandes der Privaten Krankenversicherung (PKV). Das positive zuerst, das Rauschtrinken bei Jugendlichen ist rückläufig. Der Anteil der Jugendlichen zwischen 12 und 17 Jahren, die mindestens einmal im Monat Rauschtrinken praktizieren, auf 15,2 Prozent gesunken ist. Ein Jahr vor Beginn der Kampagne lag die Zahl noch bei 20,4 Prozent, im Jahr 2004 sogar bei 22,6 Prozent. Trotzdem trinken mehr als 700.000 Jugendliche dieser Altersgruppe weiterhin riskant Alkohol.

Handlungsbedarf sehen die Initiatoren der Kampagne  vor allem bei männlichen Jugendlichen und jungen Erwachsenen. So zeigen die Studienergebnisse der BZgA, dass sich jeder fünfte 12- bis 17-Jährige und mehr als jeder zweite 18- bis 25-Jährige in den letzten 30 Tagen in einen Rausch getrunken hat. Damit ist riskante Sauferei bei ihnen doppelt so weit verbreitet wie bei gleichaltrigen Mädchen und jungen Frauen. Wobei ich nicht glaube das bei ihnen die Kampagne besser ankommt. Vielmehr sind sie wohl beim Imponiergehabe weniger auf Alkohol angewiesen als Jungs.

Und so soll wird das neue “Kenn dein Limit” aufgestellt sein:

  • Die neue Kampagnengestaltung wird geschlechtsspezifisch ausgerichtet. Sowohl der Internetauftritt als auch die neuen Plakatmotive sind nach Geschlechtern unterschiedlich ausgerichtet
  • Weil sich jüngere Jugendliche an den älteren orientieren, sind die Aussagen der Motive zudem erwachsener in der Ansprache. In eindringlichen Bildern werden mögliche die Folgen (peinlichen Situationen,  gewalttätige Auseinandersetzungen)  von  zu hohem Alkoholkonsum dargestellt
  • Ein neuer  Spot der BZgA wird ab Herbst bundesweit in den Kinos anlaufen
  • Als personalkommunikatives Element, werden auch wieder „Kenn dein Limit.“-Peers unterwegs sein. Das sind junge Erwachsene, die Jugendliche in Discotheken, auf Festivals oder in Innenstädten im direkten Gespräch über die Risiken von Alkohol informieren

Sich bis zum totalen Absturz zu betrinken wird Jugendlichen oft als Kult dargestellt. Ob in Filmen wie "Hangover" oder Songs wie “Saufen bis der Arzt kommt” von den Atzen, überall werden alkohlbedingte Ausfallerscheinungen zelebriert. Selbst in der Kultbuchreihe "SMS von gestern Nacht" geht es zum großen Teil um lustigen “Alkohol-Tilt”. Das dieser meist eben keineswegs lustig ist und geile Partys im Desaster enden lässt erkennen sie zu spät oder gar nicht. In meinen Augen sind die "Peers" die schärfste Waffe gegen stumpfe Sauferei bei Jugendlichen. Die Worte von nur leicht älteren, jungen Erwachsenen kommen bei jungen Leuten sicher eher an als die Mahnungen eines Ministers.


Mehr Infos: www.kenn-dein-limit.de

Quelle: Gemeinsame Pressemitteilung des Bundesministeriums für Gesundheit, der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung und des Verbandes der Privaten Krankenversicherung.

12 September 2012

Schicksalswahl für Coffeeshops

Niederlande hat gewählt. Für die niederländischen Coffeeshops könnte dieser Urnengang den Gang in die Urne bedeuten. 
Die rechtsliberale VVD (Vereinigung von Freiheit und Demokratie) hat die Wahl gewonnen. Natürlich geht es dem alten und neuen Premier Mark Rutte jetzt in erster Line darum eine Europa taugliche Koalition zu schmieden. Die Coffeeshops stehen da sicher nicht ganz oben auf der Liste. Einen Grund die bestehende Rechtslage nach dieser Wahl zu ändern gibt es aber nicht. 

Bereits seit 1. Mai 2012 ist in den Provinzen Seeland, Nordbrabant und Limburg zum betreten von Coffeeshops ein Wietpas erforderlich. Diese sind streng limitiert und nur für Niederländer erhältlich. Ab 1. Januar 2013 soll diese Reglung dann in den ganzen Niederlanden gelten. 

Treibende Kraft hinter dem "Wietpas-Model" ist Ivo Opstelten, Minister für Sicherheit und Justiz. Dessen VVD wird jetzt wohl eine große Koalition mit den Sozialdemokraten (PvdA) führen. Die sind zwar keine Freunde des Wietpas, ob sie ihn als kleinerer Koalitionspartner aber zu Fall bringen werden ist fraglich. Es sieht nicht gut aus für die niederländischen Coffeeshops.




04 September 2012

"Na klar" 2012

Mit der Präventionskampagne "Na klar" startete gestern in Berlin eine ambitioniertes Anti-Drogen-Projekt. Während sich die seit 2009 stattfindende Kampagne in den vergangenen Jahren nur mit den Gefahren des Alkoholmißbrauch auseinander setzte, werden in diesem Jahr auch andere, besonders Jugendgefährdende Drogen in den Focus genommen. Auch die Risken im Zusammenhang mit Cannabis, Ecstasy, K.O.-Tropfen, Methamphetamin und Research Chemicals (Legal Highs) werden thematisiert. Bis zum 16. September möchte die Kampagne 1 Millionen Berlinerinnen und Berliner erreichen. Folgendes ist geplant:

- 72.000 Infocards zu acht Themen rund um illegale Drogen und Alkohol werden in über 400 Restaurants, Cafés, Clubs sowie zahlreichen öffentlichen Institutionen ausgelegt.

- Präventionsexpertinnen kommen mit jungen Partygängern vor Berliner Clubs ins Gespräch, um über Risiken zu informieren und Risikokompetenz zu stärken. Über 80 Clubs werden kontaktiert und über rechtliche Regelungen informiert.

- Der Bündnispartner E Reichelt verteilt u.a. neben 100.000 kostenlosen Einkaufstüten zur Alkoholprävention auch entsprechende Handzettel an 850.000 Haushalte und spendet beim Verkauf von Rhön-Sprudel zehn Cent pro Flasche dem Berliner Fußball-Verband e.V. für sein Engagement zur Alkoholprävention in den Vereinen sowie der Wohngruppe für Menschen mit fetalen Alkoholspektrum-Störungen (FASD) des evangelischen Vereins Sonnenhof e.V.

- Der Berliner Fußball-Verband e.V. setzt sich als Bündnispartner auf öffentlichkeitswirksamen Veranstaltungen für einen verantwortungsvollen Umgang mit Alkohol im Sport ein

Gerade in einer Partyhochburg wie Berlin sind Jugendliche den Verlockungen diverser Rauschgifte ausgesetzt. "Na klar" spricht gezielt die aktuellen Nightlife Drogen an. Ein gutes Projekt, weil es nicht nur warnt und mahnt sondern auch gezielt aufklärt. Die Kampagne steht unter der  Schirmherrschaft des Berliner Senators für Gesundheit und Soziales "Mario Czaja" und wird von E Reichelt (EDEKA Berlin) und dem Berliner Fußball-Verband getragen.

Quelle: Pressemitteilung "Na klar reden wir drüber" vom 31.08.2012

http://www.praevention-na-klar.de

23 August 2012

Crystal aus Tschechien

In dieser Woche gab es zwei Meldungen zu unserem Nachbarn Tschechien. Auf den ersten Blick mögen diese Nachrichten nichts miteinander zu tun haben, ich möchte sie hier trotzdem kurz zitieren und gegenüberstellen. Zunächst eine Nachricht die ich bei Bild.de gefunden habe:

Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Mechthild Dyckmans (FDP), hat am Dienstag mit Blick auf die Amphetamin-Droge Crystal die Politik der tschechischen Regierung kritisiert. „Die Tschechen haben ihre Politik geändert und die Grenzen für die geringe Menge zum Eigenbedarf bei Crystal und anderen illegalen Drogen angehoben”, sagte sie der „Leipziger Volkszeitung”. „Das führt auch dazu, dass sich mehr Produzenten ansiedeln und mehr Leute diese äußerst aggressive Droge konsumieren. Das begünstigt natürlich auch, dass diese Droge über die Grenze nach Deutschland gelangt.” Das kristalline Methamphetamin kommt überwiegend aus tschechischen Drogenküchen.

Über die Herrabstufung von Drogenbesitz zur Ordnungswidrigkeit und den Lawinenhaften Anstieg der Methamphetaminfeststellungen haben ich ja schon vor geraumer Zeit berichtet. Mir geht es da genau wie Frau Dyckmanns, ich kann die Ignoranz der Tschechen nicht nachvollziehnen. Die Crystal-Händler auf den Asia-Märkten auf tschechischer Seite sind bekannt. Bei Kontrollen macht man aber vor Türen an denen “Privat” dran steht einfach Achsel zuckend halt. Die harten Einsparungen
der vergangenen Jahre bei den tschechischen Sicherheitskräften scheint hier ihre fatale Wirkung zu zeigen. Das unterstreicht auch diese Meldung:

Tschechiens Geheimdienst BIS schlägt Alarm: Verwaltung und Justiz des Landes werden immer stärker vom organisierten Verbrechen unterwandert. Entsprechende Lobbyisten hätten in einigen Gemeinden durch eigene Netzwerke inzwischen regelrechte parallel Machtstrukturen aufgebaut und beeinflußten Entscheidungen von Kommunalparlamenten, berichtet der Prager Rundfunk aus dem BIS-Jahresbericht. (Quelle: Berliner Umschau)

20 August 2012

Hetzjagd auf Raucher

Australien macht Ernst. Ab Dezember 2012 dürfen Zigaretten nur noch in einheitlich olivgrünen Packungen mit Schockfotos u.a. von schwerkranke Krebspatienten, fauligen Zähnen und Kindern am Beatmungschlauch verkauft werden. Logos und Markenname dürfen nur noch klein aufgedruckt sein. Der Obersten Gerichtshof wies eine Klage der Tabaklobby in der vergangenen Woche ab. So gelten in Australien bald die Weltweit härtesten Auflagen für Zigarettenkonzerne. Auch einigen europäischen Ländern wollen den australischen Weg gehen. Wenn er sich als erfolgreich Herausstellen sollte, möglicherweise sogar die gesamte EU. Beginnt nun eine neue Hetzjagd auf Raucher?

Am 02. November 1492 entdeckte ein Aufklärungsteam von Christoph Columbus, ein gewisser Torres und ein gewisser Xeres in Amerika die ersten rauchenden Uhreinwohner. Der Siegeszug rollte langsam an. Erst gab es Kau- und Schnupftabak, später Pfeifen und Zigarren. Erst im 19 Jahrhundert und mit der Einführung der Zigarette wird Tabak zum Milliardengeschäft. Aber auch schon auf dem Weg zur Massendroge war für den Tabak schwer.

Die Gängelung von Rauchern heutzutage ist nichts gegen die Hetzjagten denen sie früher ausgesetzt waren. Sultan Murad IV behauptete Raucher hätten den Brand von Konstantinopel im Jahre 1633 ausgelöst und ließ 20000 hinrichten. Der russische Zar Michael Romanow ließ im selben Jahrhundert Rauchern die Nase abschneiden und in der Schweiz wurde 1661 gleich mal ein 11. Gebot erlassen "Du sollst nicht rauchen" woraufhin tausende im Gefängnis landeten oder ausgepeitscht wurden. Nachdem die Zigarettenwerbung Mitte des 20 Jahrhunderts das Rauchen erfolgreich mit Attributen wie Freiheit, Abenteuer und Individualismus verbindet, wird die Kippe eine Erfolgsdroge in allen gesellschaftlichen Schichten.

Im August 1984 musste der wohl weltweit bekanntest Raucher aus gesundheitlichen Gründen aufhören, Fidel Castro. Auch in der westlichen Welt wird man sich immer mehr der fatalen Auswirkung auf die Gesundheit und den damit einhergehenden Kosten für die Sozialsysteme bewusst. Es folgen Aufklärungskampagne, Werbeeinschränkungen und Rauchverbote in öffentlichen Gebäuden. Auch Arbeitgeber sehen Raucherpausen zunehmend skeptisch. Dazu kommt eine im laufe der Jahre stetig gestiegene Steuerlast auf Tabakprodukte, sind Raucher doch ideale Steuer-Melkkühe. Zum einen lassen sich Steuererhöhungen, nicht ganz zu Unrecht, mit der Volksgesundheit begründen. Zum anderen bringen auch geringe prozentuale Erhöhungen erhebliche Geldbeträge ein.

Die Steuerlast hat natürlich einen schwunghaften Schmuggel und Schwarzmarkthandel hervorgebracht. Eine annehmbare Alternative stellen diese, in schmuddeligen Hinterhöfen produzierten Zigaretten jedoch kaum dar. In einer jüngst vom Zoll veröffentlichten Untersuchung wurden neben Metallstücken und Nylonfäden sogar Hinterlassenschaften von Mäusen in diesen Produkten gefunden.

So sinkt der Anteil der Raucher in den westlichen Industrieländern seit Jahren. Lediglich in den Entwicklungsländern wächst der Markt für Tabakprodukte noch. Hier haben die Gesundheitbehörden und Organisationen den mächtigen Tabakkonzernen noch nicht viel entgegenzusetzen. Was nicht heißen soll das Raucher in Industriestaaten eine demnächst aussterbende Spezies sind. Noch immer gibt es Millionen Raucher die glauben der Griff zur Zigarette wäre ihre freie Entscheidung. Es ist aber leichter sich bei nem Zigarettchen über die Gängelung von Rauchern zu beschweren, als sich seine Abhängigkeit einzugestehen.


Quellen: "Tabak" Ekkehard Launer (Süd-Nord Reihe), Zoll,

04 August 2012

Hash, Marihuana & Hemp Museum Amsterdam

Das niederländische "Hash, Marihuana & Hemp Museum" zu welchem noch die "Hemp Galerie" gehört liegt in der europäischen Kifferhauptstadt überhaupt, in Amsterdam. Die Kiffer gehören zum Stadtbild wie die Hausboote und Brücken. Man sieht sie aus den Coffeshops stolpern, Joint rauchend an den Grachten sitzen und sich bei Albert Heijn (Supermarkt) mit Getränken eindecken. Nirgends in Europa ist ein Cannabismuseum besser angesiedelt als hier.

Das Museum existiert seit 1985 und soll mehr als 6000 Objekte beherbergen. So umfangreich kam mir die Sammlung jedoch nicht vor. Sie besteht wie schon anfangs erwähnt aus dem Museum und der einige Häuser weiter befindlichen Galerie (siehe Foto), welche ich beide für 9 Euro besuchen konnte. Im Museum geht es in erster Linie um Kultur und Geschichte des Haschisch- und Marihuanakonsum. Hier gibt es Videoschnipsel und Presseartikel die den Weg des Cannabis in die Illegalität nachzeichnen und anprangern. Dazu diverse Konsumutensilien, alte Medikamente und viele Fotos, Zeichnungen und Plakate. Auch einige Cannbispflanzen hinter Glaß können bewundert werden. In der Galerie ging es insbesondere um das Thema Hanffaser als Rohstoff. Von der Verwendung als Nagerstreu über die Verarbeitung zu Seilen und Textilien bis zur Verwendung in der Fahrzeugindustrie bekommt der interessierte Besucher ein umfangreiches Bild vermittelt.

Informativ sind beide Ausstellungen, ausgewogen jedoch nicht. Zu gesundheitlichen Risiken, Jugendschutz und Sucht findet man keine Informationen. So macht das Museum feinst "Legalize it" Lobbyarbeit und nicht nur das. Das "Hash, Marihuana & Hemp Museum" wirkt wie ein Werbeauftritt von Sensi Seeds. Die nach eigenen Angaben "umfangreichste Cannabis Genetik Bank der Welt" ist ein Global Player beim Handel mit Cannabissamen. Die Sensi Leute haben den Ausstellungen ihren Stempel tief ins Mark gedrückt. Im Museum gibt es einen, im Vergleich zur Größe des Museum, riesigen Sensi Seeds Verkaufsstand. In der Galerie eine Bar mit Varporizer wo man augenscheinlich Sensi Seeds Produkte verkosten kann. Von Schleichwerbung kann da keine Rede mehr sein.

Museum und Galerie befinden sich am Achterburgwall, in unmittelbarer Nachbarschaft zum Rotlichtviertel, wo sich auch am Tage halbnackte Damen im Schaufenster präsentieren. Auch das Cannabis College befindet sich hier und lädt zur (kostenlosen) Cannabis-Fachsimpelei ein.  Trotz Sensi Seeds  kann ich einen Besuch des "Hash, Marihuana & Hemp Museum" durchaus empfehlen. Besonders wenn sich die niederländische Rechtslage nicht ändert und die Coffeshops ab 2013 Geschichte seien sollten.


http://hashmuseum.com/

23 Juli 2012

Cannabiskultour in Dresden

Am Samstag (21.07.) war die Cannabiskultour in Dresden zu Gast. Der sympathische Steffen Geyer baute seinen Cannabus in alternativen Stadtteil "Neustadt" auf. Umrahmt von einem (Hanf freiem) Flohmarkt machte er vor wohlwollend geschätzten 30 Zuhörern den Alleinunterhalter. In der Stunde in der ich vor Ort war gab es aber zumindest einen Gastredner der Linkspartei. Ansonsten gab es zwei bis drei Musiktitel gefolgt von verschiedenen appellartigen Ansprachen. Für die Redebeiträge gab es dann Applaus von entspannten Cannabisfreunden. Diese rauchten selbstgedrehte Joints mit mir unbekannten Inhalt. Eine vorbeilaufende Streife der Polizei nahm dann auch kaum Notiz von der Veranstaltung. Genau so wenig wie das normale Bürgertum welches Steffen Geyer doch so gerne von der Notwendigkeit einer Cannabis-Entkriminallisierung überzeugen will.

So gab es natürlich Beifall für die üblichen Argumente wie "das gefährlichste am Cannabis sind die Streckmitttel", "4 Millionen Konsumenten wollen gerne Steuern zahlen" und so weiter. Bezeichnet fand ich folgende Aussage von Herrn Geyer: "Wenn behauptet wird heutiges Marihuana ist 1000 mal stärker als früher, ist das gelogen" Da hat er natürlich recht, trotzdem ist der Wirkstoffgehalt heute um ein vielfaches höher als zu Bob Marley Zeiten. Darauf geht er nur ein in dem er sagt "es ist eben jetzt so potent wie Haschisch früher war". Mit dieser Argumentationsstruktur unterscheidet er sich kaum noch von Lobbyisten der Alkohol- oder Tabakindustrie.

Die Tour geht noch bis zum 11. August, dem Tag der Hanfparade in Berlin. Auch wenn mich Steffen Geyer nicht von seinen Argumenten überzeugen konnte, kann ich Interessierten einen Besuch der Tour nur empfehlen. Wären alle Cannabiskonsumenten so engagiert wir Herr Geyer hätte die Legalisierungsbewegung sicherlich eine Chance. Aber auch hier in Dresden war wieder schön zu beobachten, selbst das kleine Häufchen was überhaupt zur Veranstaltung gekommen ist, hat nur "stoned" rumgesessen.


Termine: http://cannabiskultour.de/phase-3/

17 Juli 2012

10 Jahre Jugendschutzgesetz

Sommer-Sonne-Beachpartys. Ab nächster Woche soll endlich der Sommer los gehen. Während sich Deutschland dann um den Sonnenschutz kümmern kann, hat ein anderer “Schutz” Geburtstag. Vor 10 Jahren am 23. Juli  2002 hat der Gesetzgeber das Jugendschutzgesetz (JuSchG) gemacht. Es löste das bis dahin gültige Gesetz zum Schutze der Jugend in der Öffentlichkeit (JÖSchG) ab. Die Novellierung erfolgte am 1. April 2003.

Ziel des Jugendschutzgesetz ist Kinder (bis 14 Jahre) und Jugendliche (bis 18 Jahre) vor Einflüssen zu schützen die für ihre körperliche und seelische Entwicklung schädlich sein könnten. Wobei hier nur öffentliche Einflüsse gemeint sind, wer beispielsweise sein Kind zu hause Alkohol trinken lässt verstößt nicht gegen das Jugendschutzgesetz. Auch Aufenthaltszeiten im öffentlichen Raum,  wie nächtliches Rumlungern an Tankstellen oder das "um die Häuser ziehen", werden in dem Gesetz nicht geregelt.

Das Jugendschutzgesetz bestimmt für Kinder und Jugendliche:

  • Aufenthalt an öffentlichen Orten wie Gaststätten (§4), Tanzveranstaltungen/Discotheken (§5) Spielhallen/Glücksspielen (§6) , Jugendgefährdende Veranstaltungen (§7) und Orten (§8)
  • Verzehr und Abgabe von alkoholischen Getränken (§9) und Tabakwaren (§10) in der Öffentlichkeit
  • Anwesenheit bei öffentlichen Filmveranstaltungen (§11)
  • Verkauf und anderweitiges Zugänglichmachen von Filmen und Computer-/ Videospielen in der Öffentlichkeit (§§ 12 & 13) sowie deren Kennzeichnung mit einer Altersstufe (§ 14)

Interessant ist das diese Vorschriften nicht für verheiratete Jugendliche gelten.

Weiterhin regelt das Jugendschutzgesetz:

  • Zuständigkeiten der Jugendschutz-Organisationen Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft (FSK) und Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK)

  • Tätigkeit der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien, insbesondere das Instrument der insbesondere das Instrument der Indizierung von Medieninhalten

Beim Schutz der Jugend ist das Jugendschutzgesetz natürlich ein wichtiger
Baustein,  aber eben nur ein Baustein. Rechtlichen Fragestellungen wie
Beispielsweise Jugendschutz innerhalb der Familie (Kindeswohlgefährdung)
oder Werbeeinschränkungen für Tabak- und Alkohlwirtschaft werden
außerhalb des JuSchG geregelt. Noch wichtiger als Dinge die sich mit
Regeln regeln lassen, sind aber die Dinge die wir unseren Kindern vorleben.
Wer beispielsweise Jugendlichen vorlebt das zum Spaß haben Alkohol
zwingend dazu gehört, macht sich beim aussprechen von Verboten und
Einschränkungen unglaubwürdig. Die Jugend ist der größte Schatz den eine
Gesellschaft hat, sie zu schützen keine einfache Aufgabe.

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