27 Dezember 2013

Drogenjahr 2013

Der Jahresrückblick 2013 zu den Themen Drogen und Sucht.

Januar:
Am 17. Januar gesteht Radsportlegende Lance Armstrong in der TV-Show von Oprah Winfrey mit Epo gedopt zu haben. Vorher hatten bereits seine ehemaligen Teamkameraden Floyd Landis und Tyler Hamilton von einem Lügengebäude im Armstrongteam berichtet. Es ist der Tiefpunkt einer verlogenen und Doping verseuchten Radsportära.

Februar:
Deutschland spicht über Cecilia (26) die in einer Hamburg Absteige ihren Dealer (33) erstochen hat. Die Junge Frau war eine Millionärstochter aber dem Heroin verfallen. Ihr Weg aus einer eleganten Villa in Kiel in Hamburgs Drogensumpf zeigt das Geld nicht vor Sucht schützt. Die Anklage wegen Totschlags wird aber später fallen gelassen, die Staatsanwaltschaft geht von Nothilfe (für ihren Freund) aus. Cecilia bekommt noch eine Chance, dabei hilft Papas Geld dann aber doch ein bisschen.

März:
An einem Montagabend im März lief um 21.15 Uhr bei RTL ein „Jenke-Experiment“. Der Zuschauer durfte dabei TV-Reporter Jenke von Wilmsdorff (47) zuschauen der 25 Tage ständig Alkohol trank. Der Grundpegel des TV-Manns unterschritt dabei nie die Grenze von einem Promille. Bis ein begleitender Arzt das selbstzerstörerische Spektakel abbrach, gab es jede Menge Saufexsesse zu sehen. Ob das der richtige Weg ist Zuschauer für das Thema Alkohol zu sensibilisieren darf bezweifelt werden.

April:
Im April wird in Bremen zum dritten mal der Fall des Laye-Alama Condé verhandelt. Er starb im Januar 2005, nachdem ihm ein Arzt Brechmittel durch eine Magensonde verabreicht hatte. Der Mann aus Sierra Leone war ein Drogendealer und hatte Kokain-Kugeln verschluckt, um diese vor der Polizei zu verbergen. Eine Bürgerinitiative möchte dem Koksdealer gerne ein Denkmal setzen. Ende Oktober wird das verfahren endgültig eingestellt. Der Arzt zahlt 20.000 Euro an die Mutter des Dealers.

Mai:
Seit dem 1. Mai hat Nordrhein-Westfalen das neben Bayern das strikteste Rauchverbot in ganz Deutschland. In Restaurants, Kneipen, Festzelten, allen öffentlichen Einrichtungen, auf Spielplätzen, in geschlossenen Sportstadien, in Kultur- und Freizeiteinrichtungen aller Art darf nicht mehr gequalmt werden. Auch E-Zigaretten und Wasserpfeifen fallen unter das Verbot, ein guter Tag für den Nichtraucherschutz. Die Berichterstattung macht aber auch den Flickenteppich an unterschiedlichen Reglungen deutlich, 16 Bundeländer heisst 16 verschiedene Gesetze. Besonders mickrig ist der Nichtraucherschutz in Bremen und Berlin.

Juni:
Im Juni startet die Piratenpartei in den Bundestagswahlkampf 2013. In Ihrem Wahlprogramm geht sie umfangreich wie keine zweite Partei auf Drogen- und Suchtpolitik ein. "Das Ziel unserer Drogen- und Suchtpolitik ist eine selbstverantwortliche und sozialverträgliche Genusskultur." Die Piratenpartei setzte dabei auf Prävention und Aufklärung, Verbote und Strafverfolgung wollen sie abschaffen. Mit 2,2 Prozent verfehlt sie im September den Einzug in den Bundestag aber deutlich.

Juli:
In einem Air-Berlin-Ferienflieger aus der Dominikanischen Republik nach Berlin entdeckt der Zoll im Juli in Punta Cana 33,8 Kilo Kokain u22nd Heroin. Nach Angaben der Anti-Drogen-Behörde „Dirección Nacional de Control de Drogas“ ist die Maschine routinemäßig durchsucht worden. Beim Röntgen wurde die illegale Fracht in einem Koffer entdeckt. Die Urlauber durften ihre Heimreise nach Tegel erst mit erheblicher Verspätung antreten.

Nach 13 Jahren Flucht wurde Englands meistgesuchter Drogenbaron in Malaga/Spanien gefasst. Als Spezialeinsatzkräfte das Haus von Mark Alan Lilley stürmte, versteckte er sich unbekleidet in einer Ecke seines „Panic Room“. Der 41-Jährige wurde im Jahr 2000 wegen Drogenhandels im großen Stil angeklagt. Sein Verteidiger handelte damals aus, ihn auf Kaution frei zu lassen. Daraufhin tauchte der Drogenbaron mit einem gefälschten Pass in Spanien unter. In einem Gerichtsprozess wurde er in sieben Fällen für schuldig befunden und in Abwesenheit zu 24 Jahren Knast verurteilt.

August:
Im August beginnt am Landgericht in Bonn ein skurriles Gerichtsverfahren. Ein 24-jähriger Lidl Mitarbeiter findet in einer Bananenkiste 17 Kilo Kokain. Anstatt die Polizei zu informieren, will er die Droge zusammen mit Fußballkumpels verkaufen. Es kam wie es kommen musste, einer nach dem anderen wird verhaftet. Der unehrliche Finder kommt mit zwei Jahren auf Bewährung und 1500 Euro Geldbuße davon.

September:
Am 24. September macht ein herrenloser Koffer mit “Big Ben” Motiv den Flughafen Düsseldorf verrückt. Erst wird er für eine Bombe gehalten, der Flughafen evakuiert und zahlreiche Flüge annulliert. Dann schlägt ein Drogenschnelltest positiv an, der sich aber auch schnell als fehlerhaft herausgestellte. Die Staatsanwaltschaft vermutet ein Täuschungsmanöver unter Dealern, Videoaufnahmen eines Verdächtigen werden veröffentlicht. Sie zeigen wie er ohne Koffer den Flughafen betritt, ihn später begutachtet, ihn dann stehen lässt und sich aus dem Staub macht. Der Mann wird gefasst und als Seriendieb aus London entlarvt. Wahrscheinlich hat er den Koffer gestohlen und war dann vom Inhalt überrascht (weil er ihn für Drogen hielt) oder enttäuscht. In einem Prozess im Dezember wurde er zu 8 Monaten Gefängnis verurteilt und ein Schadenersatzprozess kann ihn ebenfalls noch erwarten.

Oktober:
Am 2. Oktober wird der mutmaßliche Betreiber von “Silk Road”, Ross William Ulbricht, verhaftet und die Plattform beschlagnahmt. Auf der auch als “Ebay für Drogen” bezeichneten Seite wurden diverse illegale Dinge gehandelt. Das seit Februar 2011 zugängliche Portal führte im März 2013 ca. 10.000 Artikel 70 % waren Drogen. Als Zahlungsmittel wurde ausschließlich der "Bitcoin" verwendet, wobei jede Transaktion durch ein Verschleierungsverfahren über mehrere Instanzen verschlüsselt wurde. 3,6 Millionen US-Dollar in Bitcoins wurden bei Ulbrichts Verhaftung beschlagnahmt.

Im Rahmen der Aktion "TAT" gelang Anfang Oktober den tschechischen Behörden die grösste (einzel) Drogenfeststellung in Tschechien. Nach mehreren Monaten Ermittlungstätigkeit im Bezirk Karlsbad und Südböhmen konnten zwei tschechische und vier vietnamesische Staatsangehörige festgenommen werden. Schwerpunkt der kriminellen Aktivitäten dieser Gruppe lag in der Herstellung von großen Mengen Crystal sowie dessen Ausfuhr und Verkauf nach Deutschland. Dabei wurden 14 Kilogram reines Methamphetamin, 100 kg eines für die Crystal-Herstellung chemischen Stoffes und sieben Tonnen einer hochgiftigen Abfalllauge die bei der Herstellung entsteht sichergestellt. Die Tätergruppe schmuggelte das Crystal in raffinierten Verstecken, u.a. in flüssiger Form in Bierdosen.

November:
Die Frankfurter Polizei warnt vor dem Anti-Suff-Saft „Citoethyl“. 4,5 Liter Bier, 1,5 Liter Rotwein oder 0,5 Liter Schnaps soll der Saft innerhalb von 30 Minuten killen und den Blutalkoholpegel auf unter 0,5 Promille drücken, damit man wieder Auto fahren kann . Dr. Silvano Bronconi (72) wirft die Dreier-Packung für 29 Euro auf den Markt. Der Unternehmer behauptet: „Es wird in Italien hergestellt, dort wurde wissenschaftlich bestätigt, dass es wirkt. Umso mehr Alkohol man trinkt, umso mehr Flaschen ‚Citoethyl‘ hinterher trinken, um die Blutalkoholkonzentration abzubauen. Außerdem schützt es die Organe vor den negativen Auswirkungen des Alkohols.“ Polizeisprecher André Sturmeit: „Finger weg davon, das ist rausgeschmissenes Geld.“

Dezember:
Im Dezember die EU eine strenge Anti-Tabakrichtlinie verabschiedet. Um das “coole Image” des rauchens zu bekämpfen wurden unter anderem beschlossen in Zukunft Schockbilder auf Zigarettenpackungen zu drucken. Heftig gestritten wird auf EU Ebene aber noch um den Status (als Tabakprodukt oder Arzneimittel) der E-Zigarette. Zunächst wird weiter geprüft und in drei Jahren soll die EU-Kommission einen Zwischenbericht vorlegen. Unterdessen wurde im Dezember in New York das rauchen von e-Zigaretten in Restaurants, Bürogebäuden und an öffentlichen Orten verboten.


Quellen: Bild.de, BZ-online und Wikipedia

20 Dezember 2013

Kampf dem Image

Jugendlichen ist ihr Image ungeheuer wichtig, nicht nur bei Klamotten und Styling. Auch der Gebrauch von Drogen hat viel mit Imagepflege zu tun. Man möchte erwachsen erscheinen, cool, souverain und unabhängig. Pubertierende Jugendlichen zu vermitteln das sie für etwas noch zu jung sind ist ein hoffnungsloses unterfangen. Über viele Jahrzehnte und dank milliarden schwerer Werbeetats haben Alkohol und Tabak ein solch positives Image erarbeitet.

Besonders Alkohol ist aller Kampanien zum trotz bei Jugendlichen beliebt wie nie. Im Jahr 2012 sind so viele Kinder und Jugendliche nach Alkohol-Exzessen im Krankenhaus behandelt worden wie nie zuvor, teilte das Statistische Bundesamt diese Woche mit. 26.673 Jungen und Mädchen im Alter von zehn bis 19 Jahren sind im vergangenen Jahr in einem Krankenhaus wegen eines Vollrausches behandelt worden. Das ist der höchste Wert seit dem Beginn der Erfassung vor zwölf Jahren. Ein Trend der nicht verwundert, denn die Politik tut sich schwer mit Einschränkungen im Marketing für Alkohol Produkte.

Besser sieht es da schon beim Tabakprodukten aus. In dieser Woche hat die EU eine strenge Anti-Tabakrichtlinie verabschiedet. Hier soll es dem coolen Image des rauchens an den Kragen gehen. Im Grundsatz heisst es „Tabak soll nach Tabak schmecken“. Nach einer Übergangsfrist von sechs Jahren sollen Tabakprodukte mit zugesetzten Geschmacksstoffen wie Menthol, Vanille oder Koffein, verboten werden. Schon in zwei Jahren sollen Schockbilder den Tabakkonsum unattraktiv machen. Mit Fotos von Geschwüren oder Raucherlungen sowie Warnhinweise müssen dann mindestens 65 Prozent der Packungsoberfläche abdecken werden. Verboten werden auch Labels wie „light“ oder „mild“, so soll verhindert werden, dass Verbraucher solche Produkte für weniger gesundheitsschädlich hält.

Währen es also der Tabaklobby immer schwerer gemacht wird um ihre Produkte ein positives Image aufzubauen, können es die Alkohol Produzenten immer noch krachen lassen. Während der Marlboro-Cowboy ausgeritten hat, funktioniert die schnuckelige Scheinwelt des im Bauchnabel prickelnden Biergetränk noch toll. Das Ergebniss wird sein: rauchen wird immer mehr out, saufen bleibt in.

Foto: © iofoto - Fotolia.com

06 Dezember 2013

Sucht vs. Selbstdisziplin

Letzte Woche ging der Fall des Walter S. (66) durch die Presse. Der Raucher leidet seit vier Jahren unter einer chronisch obstruktiven Lungenerkrankung oder kurz “Raucherlunge”. Eine Lungenklinik hatte ihm ein tragbares Beatmungsgerät mit flüssigem Sauerstoff zur besseren Atmung verordnete, die Kaufmännische Krankenkasse (KKH) weigerte sich jedoch die Kosten zu übernehmen. „Wer den Sauerstoffgehalt im Blut durchs Rauchen senkt, kann nicht erwarten, dass wir ihm das Anheben des Sauerstoffgehalts durch ein Gerät finanzieren. Entweder er hört auf zu qualmen, oder es gibt kein Geld”. 

Warum sollen die Beitragszahler auch für die schlechte Selbstdisziplin von Opa Walter bezahlen? Der Meinung waren viele die sich in der Diskussion zu Wort meldeten und auch ich habe für dieses Argument durchaus Verständnis. Doch sollte man nicht außer Acht lassen das Opa Walter abhängig ist. Abhängig von einem hochpotentem Nervengift, dem Nikotin. Er ist Suchtkrank und seine “Raucherlunge” ist eine körperliche Folge dieser Suchterkrankung. Als Opa Walter mit dem Rauchen angefangen hat dürfte das HB-Männchen noch seine obskuren Slogans verbreitet haben. Er dürfte das Rauchen angefangen haben als dies noch Zeichen von Geschmack und Stiel war. Rauchen war so selbstverständlich das man es heute nur noch Begreifen kann wenn man sich einen Auftritt von Altkanzler Helmut Schmidt anschaut.

Zum Glück sind diese Zeiten vorbei. Die Leute sind aufgeklärt und man ist als Nichtraucher auch nicht meht out. Das hilft denen die ihre Gesundheit bereits nachhaltig geschädigt haben natürlich nicht. Doch wie damit umgehen?

Selbstverständlich kann und muss man in einer Solidargemeinschaft wie unserem Gesunheitssystem Mitarbeit und Selbstdisziplin einfordern. Über den Rahmen ist auch sicherlich eine Diskussion erforderlich. Diese auf dem Rücken von Opa Walter auszutragen ist aber unfair. Sicherlich werden das auch die Gerichte das so sehen, Opa Walter will sein Recht jetzt einklagen. 

Bild: © Jürgen Maring - Fotolia.com