20 Januar 2010

Gift im Heroin

Heroin gehört an sich schon zu den gefährlichsten aller Drogen. Das aus Opium gewonnene Rauschmittel macht sehr schnell (innerhalb 1 bis 2 Wochen) körperlich und geistig abhängig. Neben den schwerwiegenden körperlichen Folgen drohen vor allem Veränderungen der Persönlichkeit und der sozialen Situation. Aus dem hohen Bedarf an Heroin und den damit verbundenen Kosten resultieren häufig Beschaffungskriminalität und Prostitution, was oft innerhalb kurzer Zeit zu körperlichen Verfall und sozialer Isolation führt.


Als wäre Heroin aber nicht schon schlimm genug, berichtet das Robert Koch Institut jetzt von einer noch erheblicheren Gefahr. In Nordrhein-Westfalen (Bereich Aachen) wurde der Fall eines 42-jährigen Mannes bekannt, der am 13.12.2009 an den Folgen von Haut-Milzbrand (Anthrax) verstorben ist. Der Mann hatte sich vermutlich Heroin in die Kniekehle gespritzt. An der Injektionsstelle wurden aerobe Sporenbildner diagnostiziert, der Verdacht „Milzbrand“ wurde am 18.12.2009 mittels Labortest (PCR) bestätigt.


In den letzten Wochen wurden auch aus Schottland wiederholt Fälle von Milzbrand nach intravenösem Heroin gebrauch bekannt. Bislang haben die schottischen Behörden Kenntnis von 14 Fällen, von denen 7 verstarben (Stand 11.1.2010). Auch wenn der Aachener Fall keine direkte Verbindung zu den Fällen in Schottland hat. Es muss damit gerechnet werden dass in Europa noch mehr mit Milzbrand kontaminiertes Heroin im Umlauf ist.


Aber wie kommt das Gift ins Gift? Absichtlich scheint mir unwahrscheinlich. Leute die an Drogen verdienen ist zwar die Gesundheit ihrer Kunden egal. Sie strecken ihr Zeug auch gerne mit allen möglichen Sachen. Damit wollen sie aber eher ihren Gewinn maximieren als die Lebenserwartung der zahlenden Kundschaft verkürzen. Aus terroristischen Gründen kann ich mir auch nicht vorstellen. Zwar ist Opium der Rohstoff für Heroin ein Exportschlager in Afghanistan. Einem Land was sicher für Terrorismus in Frage kommt. Eine illegale Droge noch zu vergiften ist aber sicher nicht geeignet eine breite Öffentlichkeit in Europa einzuschüchtern. Zumal besonders der Hautmilzbrand die harmloseste Form des Milzbrandes ist. Er wird nur durch direkten Hautkontakt übertragen, wird also hierzulande keine Seuche auslösen können.


Ich vermute viel banaler, es liegt einfach an der Hygiene. Milzbrand ist zwar unter dem Namen „Anthrax“ als biologische Waffe bekannt. In erster Linie ist er aber „eine Infektionskrankheit, die meist Paarhufer befällt“ (Wikipedia). In den afghanischen Anbaugebieten für Opium und auch beim späteren Transport gibt es für den Bacillus anthracis“ (so heißt der Milzbranderreger) sicher Gelegenheiten genug vom „Paarhufer“ auf das Heroin zu gelangen.


Info: Robert Koch Institut


Foto: © BigDog - Fotolia.com

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