17 Januar 2015

Berlin`s Drogenkrieg

Berlin macht ernst. Mit einer Null-Toleranz-Politik gegen Drogen will die Stadt wieder Kontrolle über den Görlitzer Park und viele weitere problematische Ecken erlangen. Der Senat will den Besitz auch geringer Drogenmengen in bestimmten Bereichen unter Strafe stellen. In Kitas, Jugendheimen, Schulen und Bahnhöfen soll daher auch Konsum und Besitz geringer Mengen Drogen bestraft werden. Bisher ist der Besitz von Drogen laut Gesetz egal welche Menge zwar verboten. Praktisch werden aber bei “geringen Mengen”, die Verfahren durch die Staatsanwaltschaft eingestellt. Insbesondere bei Cannabis gilt Berlin hier bisher als besonders liberal. Die geringe Menge zählt hier bis 15 Gramm, in den meisten anderen Bundesländern bis 6 Gramm. 

Die Verordnung, die ab April gelten soll, sieht nun sogenannte drogenfreie Zonen vor, in denen die “Freigrenze” nicht gilt. Zunächst wird dies für den Görlitzer Park gelten, der Polizeipräsident und der Generalstaatsanwalt können aber auch andere Gebiete ausweisen. "Oft tragen Dealer geringe Mengen Drogen bei sich und behaupten, es sei Eigenbedarf", sagte Innensenator Frank Henkel. "Diese Ausrede wollen wir ihnen nehmen." 

Ob der Drogenhandel damit wirklich wirksam bekämpft werden kann oder nur ein Verdrängungseffekt erzeugt wird muss sich zeigen. Bis dahin möchte ich mal zeigen was Berlin im Kampf gegen Drogen noch so zu bieten hat und drei Projekte aus der Hauptstadt vorstellen. Das erste Projekt, "Synanon", gibt es sein 44 Jahren: 

Als der Drogenabhängige Ingo Wamke Ende der 60er Jahre einen Arzt konsultierte, schrieb ihm dieser einen Buchtitel auf das Rezept. In "The tunnel back". In diesem beschreibt der polnische Psychologe Lewis Yablonski das Konzept des amerikanischen Suchthilfeprojekts Synanon für einen Weg aus der Drogensucht. Davon beeindruckt gründete Wamke 1971 eine Gemeinschaft nach amerikanischem Vorbild. Das amerikanische Projekt gilt mittlerweile als gescheitert, die deutsche Organisation ist heute eine der größten von rund 30 Drogenselbsthilfegemeinschaften in Deutschland und war beispielgebend für vergleichbare Institutionen wie die Fleckenbühler oder Elrond. 

Ansätze für Drogentherapien gibt es viele, häufig wird behutsam versucht die Leute an ein selbstbestimmtes und suchtmittelfreies Leben heranzuführen. Synanon geht einen anderen Weg, sie ist die Brechstange unter den Drogenhilfeeinrichtungen. Von Substitution und medikamentöser Unterstützung des Entzugs hält man bei Synanon nichts. Synanon ist eine Selbsthilfegemeinschaft. Drogen, Alkohol, keine bewusstseinsverändernden Medikamente sind genau so wenig erlaubt wie Rauchen und die Anwendung oder Androhung von Gewalt. An die stelle von Therapien die von geschulten Therapeuten und Sozialarbeitern durchgeführt werden treten hier mehrmals wöchentlich stattfindende Gruppensitzung in den die Mitglieder, die im Alltag zu höflichen und aggressionsfreiem Umgang miteinander verpflichtet sind, Dampf ablassen können. 

Synanon ist nichts für Feingeister, eher für Leute mal Klartext brauchen. Die üblichen Lügen mit denen sie sich selbst und ihr Umfeld bislang vertröstet haben können sie sich hier sparen. Auch basteln und malen gibt es bei Synanon nicht. Denn neben der täglichen Auseinandersetzung mit dem Thema "Sucht und Nüchternheit" in der Gruppe sind die Zweckbetriebe das Herzstück der Suchtselbsthilfe. In den aktuell 10 Synanon-Betriebenen (u.a. Umzüge, Gartenbau, Tischlerei, Wäscherei und Reitschule) werden die Synanon Bewohner aus- und weitergebildet. Viele von ihnen werden erstmalig in ihrem Leben aktiv mit der realen Arbeitswelt konfrontiert. Die in den Zweckbetrieben erzielten Erträge kommen wiederum Synanon und deren Kampf gegen Drogen zugute.

Nächsten Samstag stelle ich hier das Projekt, "tough" der "Berliner Stadtmusikanten" vor

Quelle: www.synanon-aktuell.de

Foto: © Volkmar Gorke - Fotolia.com

1 Kommentar:

Octapolis hat gesagt…

Keine Geringmengen Drogen in Kitas? So ne Spielverderberei auch, die Armen Kinners! ;o)