09 August 2013

Dopingrepublik Deutschland

Man kann sie für eine "Sommerlochverfüllung" oder ein "künstliches Wahlkampfschlachtfeld" halten. Die am Montag nach viel Hickhack von der Berliner Humboldt-Universität veröffentlichte Studie "Doping in Deutschland". In dieser wird belegt das Doping im Spitzensport nicht nur im Osten Deutschlands systematisch durchgeführt und politisch gewollt war, sondern auch im Westen. Natürlich konnte sich der Sport dem "kalten Krieg" nicht entziehen. Er war vielmehr eines von mehreren Schauplätzen in denen die Systeme um die Vormachtstellung kämpften. Das da nur eine Seite mit harten Bandagen kämpft war ohnehin unwahrscheinlich. Allerdings möchte ich mich hier nicht mit der Frage auseinandersetzen ob wir das "Wunder von Bern" (Fußball WM Sieg 1954) nun jetzt nur dem heute als "Crystal" bekannten "Pervitin" zu verdanken haben oder nicht. Vielmehr frage ich mich was lernen wir für die Zukunft daraus? Kommt eine Leistungsgesellschaft überhaut ohne Doping aus? Und wäre es nicht besser Doping zu erlauben, damit wenigstens alle Sportler die gleichen Chancen haben?

Doping hat nur eine Ursache und die heißt Leistungsdruck. Egal ob beim Sportler selbst, bei Trainern, Funktionären oder in der Politik. Was zählt sind nur Siege, Medaillen und Rekorde. Das war damals beim Kampf der politischen Systeme nicht anders als heute beim Kampf um Medienpräsenz und Sponsoren. In einer modernen Gesellschaft wird von dem einzelnen immer mehr Leistung erwartet. "Burn Out" und "Doping" sind die Schattenzeiten unserer Zeit. Wobei letzteres gar nicht so negativ belegt ist. Selbst in der Werbung ("Doping für die Haare") findet es seinen Platz. Der moderne Erfolgsmensch rüstet sich für die an ihn gestellten Anforderungen. Illegal ist dabei nur was in der Dopingliste des Arzneimittelgesetz (AMG) steht. Eine Liste die es 1954 noch gar nicht gab. Und selbst wer sich heute mit Stoffen dieser Liste dopt, macht sich nur über den Besitz der jeweiligen Substanz strafbar. Hier wäre eine eindeutigere Grenzziehung wünschenswert.

Eine eindeutige strafrechtliche Relevanz von Doping wäre auch der richtige Weg die Kontrollen in vertrauenswürdige , weil neutrale Hände zu legen. Denn die nationalen Sportverbände wollen damals wie heute Sieger produzieren. Die Versuchung gerade bei neuen Dopingvarianten beide Augen zu zudrücken ist also permanent vorhanden. Zu den strengen und häufig kritisierten Dopingkontrollen der World Anti-Doping Agency (WADA) sehe ich keine Alternative.

Ein unregulierter Umgang mit Dopingmittel hätte fatale folgen. Um sportliche Erfolge feiern zu können wäre es unabdingbar seinen Körper mit Dopingmitteln zu überschwemmen. Nicht mehr die  sportliche Leistung würde über Sieg oder Niederlage entscheiden, sondern die Fähigkeiten der Pharmakologen.  Das zeigen auch Äußerungen von des Dopings überführten Tour de France Teilnehmern, allein um Chancengleichheit zu erreichen müssten Sportler ihr Gesundheit mit leistungsfördernden Substanzen nachhaltig schädigen.  Tote und schwerkranke Leistungssportler wären an der Tagesordnung,  sie sind schon heute leider keine Seltenheit mehr. Wir allen jubeln gerne wenn unsere Sportler siegen aber fairen sportlichen vergleich kann es nur ohne Doping geben.


Foto: © freeze_pictures - Fotolia.com

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