27 Februar 2011

Schildower Kreis

Der‭ ‬Schildower Kreis‭ ‬bezeichnet sich selbst als "Netzwerk von Experten aus Wissenschaft und Praxis". Diese so genannten Experten haben es sich zur Aufgabe gemacht, auf die schädlichen Folgen der Drogenprohibition aufmerksam zu machen und legale Alternativen zur repressiven Drogenpolitik aufzuzeigen.‭ Unter den Mitgliedern befinden sich Professoren, Doktoren und sonstige Studierte aus den Bereichen: Strafrecht, Erziehungswissenschaften, Verwaltungswissenschaften, Kriminologie, Sozialpädagogik, Medizin sowie Vertreter der Deutschen AIDS-Hilfe und des Deutschen Hanf Verband. Der Schildower Kreis hat sich im August 2007 in Schildow bei Berlin konstituiert und ist im März 2008 das erste mal an die Öffentlichkeit gegangen. Ziel des Schildower Kreis‭ ist die Abschaffung der repressiven Rechtspraxis im Umgang mit Drogenkonsumenten und die gesellschaftliche Akzeptanz von Substanzgebrauch über die "Gesellschaftsdrogen" Koffein, Nikotin und Alkohol hinaus.
In ihrem Manifest "Drogenprohibition:‭ ‬GESCHEITERT,‭ ‬SCHÄDLICH und TEUER" prangern sie die Drogenprohibition sowie die repressive Drogenpolitik der UNO an. Kurz sie wollen sämtliche Drogen legalisieren. Dabei propagiert der Schildower Kreis den "mündigen Konsum" aller Drogen. Hier die Kernaussagen aus dem Mainfest:

Die Prohibition ist schädlich für die Gesellschaft
Sie schränkt Bürgerrechte ein und korrumpiert den Rechtsstaat. Sie fördert die organisierte Kriminalität und den Schwarzmarkt. Sie hat desaströse Auswirkungen auf Anbau- und Transitländer. Sie behindert eine angemessene medizinische Versorgung.

Die Prohibition ist teuer
Die Bürger werden Opfer der Beschaffungskriminalität. Jedes Jahr werden Milliardenbeträge für die Strafverfolgung aufgewendet. Der Staat verzichtet auf Steuereinnahmen, die er bei einem legalen Angebot hätte.

Die Prohibition ist schädlich für die Konsumenten
Konsumenten werden diskriminiert und strafrechtlich verfolgt. Es gibt keinen Verbraucher- und Jugendschutz. Riskante Konsumformen werden gefördert. Die Konsumenten werden gefährlichen Krankheiten ausgesetzt. Junge Menschen werden dauerhaft stigmatisiert. Normales jugendliches Experimentierverhalten wird kriminalisiert und das Erlernen von Drogenmündigkeit erschwert.

Auf einige entscheidende Fragen finde ich allerdings im Manifest der Schildower keine Antwort:

Wieso sollte sich die organisierte Kriminalität aus dem Drogengeschäft zurückziehen wenn es legal wäre? Egal ob Prostitution, Baugeschäft, Müllentsorgung die Mafia und andere Kriminelle verdienen in vielen Branchen schmutziges Geld.

Wie soll die Legalisierung von Drogen die Beschaffungskriminalität verhindern? Die Drogen, auch wenn sie legal sind, kosten Geld.

Wie soll sich Jugendschutz und Volksgesundheit dadurch verbessern das alle Drogen legal werden? Die Drogen die jetzt schon legal sind zerstören Leben und Gesundheit von Tausenden Menschen. Trotz Kampangen, Aufklärung und Warnhinweisen. Ihr tödlicher Trumpf: legal, billig, leicht verfügbar.

Warum soll jugendliches Experimentierverhalten legalisiert werden? Jugendlich wollen Grenzen austesten, sie zu verschieben provoziert ein noch risikoreicheres Verhalten.

Natürlich ist die differenzierte Drogenpolitik und Prohibition vieler Substanzen anspruchsvoller und teurer als alles zu erlauben und zu besteuern. Aber auch wenn es nur nach Einfachheit und dem Kostenfaktor gehen würde, würden wir auch in einer Diktatur anstatt einer Demokratie leben.


www.schildower-kreis.de


Foto: ©-Spectral-Design (Fotolia)

2 Kommentare:

Markus hat gesagt…

Hallo! :)
Hier eine kleine Stellungnahme meinerseits. Das Thema ist viel zu umfassend, um in einem Kommentar alles reinzupacken. Ich setze voraus, dass du die Themen des Schildower Kreis gelesen hast und dir auch die Videos angeschaut hast.

Zur Frage 1: Dass sich die organisierte Kriminalität nicht komplett aus dem Drogengeschäft zurückziehen wird, ist auch meine Ansicht. Schließlich existiert trotz legalem Vertrieb von Tabak die Zigarettenmafia. Es kommt vielmehr auf die Gebraucher an. Wenn sich bei einer Entkriminalisierung diese vom legalen Markt bedienen, schrumpfen somit auch die Einnahmen der Mafia (jährlich geschätzte 400 mrd. Euro).

Frage 2: Warum bei einer Legalisierung die Beschaffungskriminalität signifikant sinken soll, ist mir auch nicht ganz klar! Falls du den Schildower Kreis angeschrieben und darauf eine Antwort bekommen hast, lasse sie mir bitte zukommen.

Frage 3+4: Für mich ist die Volksgesundheit ein viel zu großer Begriff, um ihn nur mit Drogen in Verbindung zu bringen. Auch die Entstehung einer Drogensucht mit den damit verbundenen gesundheitlichen Risiken ist ein sehr großes Themengebiet. Die Form der Erziehung durch Eltern und Schule, das soziale Umfeld sowie die Fähigkeit, mit Problemen umzugehen und noch viele andere Aspekte sind der Motor für die Psychische Gesundheit. Davon hängt die Gefahr ab, mit Drogen in Problemen zu geraten. (Allerdings gibt es auch tausend andere Krankheiten, die nicht durch Drogen entstehen und der Volksgesundheit schaden.)Je positiver die eben vorgebrachte Bilanz, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit für ein suchtfreies Leben. Die Politik muss also viel mehr tun als bisher, um das Drogenproblem zu vermindern. Dazu gehört aber auch, dass der Großteil der Konsumenten, welcher langfristig nicht in Abhängigkeit gerät, nicht strafrechtlich zu verfolgen und ihnen einen streckmittelfreien Konsum zu ermöglichen.

Ich begrüße deine kritische Sicht über Drogen und bin auch froh darüber, dass sich deine kritische Sicht auch auf die legalen Drogen bezieht. Ich halte eine Legalisierung von derzeit illegalisierten Substanzen, wie sie bei Alkohol und Tabak gehandhabt wird, nicht für sinnvoll. Eine Tabuisierung und damit verbundenen Diskriminierung und Ungleichbehandlung ist aus meiner Sicht aber ebenso fragwürdig. Es gibt viele Wege eine menschenrechtsorientierte und entkriminalisierte Drogenpolitik anzustreben, die nicht schädlicher ist als die jetzige strikte Verbotspolitik. Diese fängt bei der Erziehung an, geht bei wissenschaftlicher Aufklärung weiter und endet bei strengen staatlichen Rahmenbedingungen. Die Politik muss sich dementsprechend grundlegend ändern und mehr Schwerpunkte setzen.

Anonym hat gesagt…

"Ihr tödlicher Trumpf: legal, billig, leicht verfügbar."

Und genau da liegt das Problem! Wenn sie eben legal (frei von einer Strafverfolgung und staatlich kontrolliert), dabei aber gleichzeitig eben NICHT billig und leicht verfügbar wären, hätte man mehr Kontrolle darüber.
Ich finde du hast den derzeitigen Umgang mit legalen Rauschmitteln sehr gut auf den Punkt gebracht. Alkohol gehört, wie auch Tabak, nicht in einen Supermarkt, sondern in spezielle Drogenfachgeschäfte, zu denen nur ein sehr beschränkter Zugang möglich ist. Auf diese Weise wäre die Bevölkerung diesen Stoffen gegenüber kritischer eingestellt und würde z.B. Alkohol nicht als harmlose Substanz ansehen, die man gleich im Regal neben der Limo findet.