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14 März 2018

11 Fakten zu Fentanyl

1.) Fentanyl wurde 1960 von dem belgischer Chemiker Paul Janssen entwickelt. Es ist ein synthetisches Opioid, das als Schmerzmittel in der Anästhesie (bei Narkosen) sowie zur Therapie akuter und chronischer Schmerzen bei Erwachsenen und Kindern (ab 2 Jahren), eingesetzt wird. 

2.) Fentanyl “N-(1-Phenethyl-4-piperidyl)-N-phenylpropanamid “ steht in Anlage III des deutschen Betäubungsmittelgesetz, es ist somit verkehrs und verschreibungsfähig. Auch im Schweizer Betäubungsmittelgesetz und im österreichische Suchtmittelgesetz ist die Droge gelistet. 

3.) Der Grenzwert zur “nicht geringen Menge” wurde vom OLG Nürnberg, Urteil vom 29.04.2013 - 1 St OLG Ss 259/12 (zit. nach juris) auf 75 mg (Wirkstoffgehalt) festgelegt. Grundlage hierfür war eine Vergleichsbetrachtung zu Heroin. Eine „durchschnittliche Konsumeinheit“ konnte nicht festgelegt werden. 

4.) Fentanyl tritt häufig als weißes Pulver oder in Pillenform auf. Der größte Teil kommt unter Namen wie "Cleaning Powder", "White Powder" oder "Pearl Powder White" aus China. 

5.) Für die Herstellung von vielen tausend Einzeldosen sind nur sehr geringe Mengen erforderlich , es kann also problemlos versteckt und transportiert werden. Das macht Fentanyle zu einem Problem für Polizei und Zoll, für die organisierte Kriminalität aber zu einer attraktiven Ware. 

6.) Fentanyl wirkt vorwiegend stark schmerzlindernd (analgetisch) und beruhigend (sedierend). Es ist etwa 120-mal so potent wie Morphin. Während die Wirkung an sich stärker ist, ist die Wirkdauer aber kürzer. Es imitiert in etwa die Wirkung von Heroin. 

7.) Zwischen 2009 und 2016 wurden in Europa 25 neue synthetische Opioide entdeckt (darunter 18 Fentanyle). Anfang 2017 nahm die Europäische Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (EMCDDA) Risikobewertungen von zwei Fentanylen (Acryloylfentanyl und Furanylfentanyl) vor, nachdem mehr als 50 Todesfälle im Zusammenhang mit diesen Substanzen gemeldet worden waren. 

8.) Besonders das vom Fentanyl abgeletete (Derivat) Carfentanyl sorgt in der Drogenszene seit einiger Zeit für furore. Die Substanz wird im Gegensatz zu anderen Fentanyl-Derivaten nicht in der (Human-)Anästhesie eingesetzt, sondern in der Veterinäranästhesie zur Betäubung großer Wildtiere wie z. B. Löwen, und Eisbären. Dabei wirkt Carfentanyl 10.000 mal stärker als Morphium, bereits 2 mg können für einen Menschen tödlich sein. 

9.) Carfentanyl wirkt bei einer Dosis von etwa 1 bis 2 µg schmerzausschaltend und behindert die Funktion des zentralen Nervensystems. Höhere Dosen wirken zunehmend einschläfernd. Bei Dosen von 50 bis 100 µg werden die Symptome verstärkt und es kommt zu Bewusstlosigkeit und Atemdepression (Verlangsamte Atmung und Sinken der Atemfrequenz). 

10.) Auch die USA haben massive Probleme mit den Opioiden. Laut US-Drogenbehörde (DEA) starben 2013 allein im Bundesstaat Ohio 92 Menschen an einer Überdosis illegalen Fentanyls. Ein Jahr später waren es mit 514 fast sechs mal so viele. In den gesamten USA starben 2014 mindestens 28.000 Personen an einer Überdosis Opioide. Davon ließen sich knapp 5500 Tote auf Fentanyl zurückführen. 

11.) Am 21.04.2016 stirbt US-Popstar Prince wegen einer Überdosierung des Schmerzmittels Fentanyl. Die Gerichtsmedizin im US-Bundesstaat Minnesota schlossen einen Suizid aus und sprach von einem "Unfall". Prince hatte sich selbst "versehentlich" eine zu hohe Dosis des synthetischen Opiat verabreicht. 

Foto: Clewiston Police Department (Dosis von Heroin, Fentanyl und Carfentanyl, die notwendig ist, um einen durchschnittlichen Erwachsenen zu töten)


Quellen:

02 November 2017

Drogenepidemie USA

Donald Trump hat vergangene Woche den nationalen Gesundheitsnotstand ausgerufen. Grund ist der gravierende Anstieg des Drogenkonsums in den USA. Im Jahr 2016 starben ca. 64’000 Amerikaner an ihrem Drogenkonsum. Es ist die stärkste jährliche Zunahme, die je gezählt wurde. Jeden Tag sterben 170 Amerikaner an Rauschgift. Zwei drittel wegen Opioiden, also Drogen die wie Heroin vom Opium abstammen oder (wie z.B. Fentanyl) diesem künstliche nachgebildet sind.

Die USA sind schon immer ein gigantischer Drogenmarkt. Ausgelöst hat die aktuelle Drogenepidemie aber weder die Mafia noch die mexikanischen Kartelle. Verantwortlich sind Amerikas Ärzte, weil diese die Menschen jahrzehntelang willkürlich mit Pillen gefüttert und so ein Heer an Abhängigen geschaffen hat. Etwa eine Million US-Amerikaner konsumieren heute Heroin. Bei 80 Prozent von ihnen begann die Sucht mit legal oder illegal erworbenen Schmerzmitteln.

In den USA trifft eine kaum regulierte Pharmabranche, die in erster Linie auf Gewinnmaximierung ausgerichtet ist, auf eine Kultur der Ärzte unrealistische Erwartungen einfach erfüllen zu wollen. Völlige Schmerzfreiheit und damit ein zufriedener Patient, ist nur eine Tablette entfernt. Dazu ein Gesundheitssystem was Medikamentenverordnungen gegenüber anderen Therapien bevorzugt.

So gelang es der New Yorker Firma Purdue Pharma ihr Schmerzmitteln „Oxycontin“ mit viel Marketing und zweifelhaften Studien in den Markt zu pressen. Denn obwohl es als Droge der Klasse II eingestuft und ihr damit ein hohes Potenzial für Missbrauch und Abhängigkeit bescheinigt wurde, positionierte Purdue es als Mittel auch für moderate Beschwerden. In der Pressemitteilung zur Markteinführung von „Oxycontin“ hieß es: „Die Angst vor Abhängigkeit ist übertrieben“. Schmerzmediziner sprachen schon vom endlich korrigierten Irrtum aus der Prohibitions-Ära. Gesunde Skepsis wurde jetzt als «Opiophobie» belächelt und als mangelnde Empathie mit den unnötig leidenden Patienten gedeutet.

Purdue Pharma musste später, mit mehr als 600 Millionen Dollar, eine der höchsten Strafen zahlen, die in der Branche je verhängt wurden. Und auch den Ärzten sitzt der Rezeptblock nicht mehr so locker. Doch die Patienten kamen von den Medikamenten nicht mehr los. Konnten sie sich die Arztbesuche nicht mehr leisten oder zögerten die Mediziner irgendwann doch mit weiteren Verordnungen, besorgten sich viele Patienten die Pillen illegal oder wechselten gleich zu Heroin.

In einem sozial so zerrissenen Land wie den USA, das spürt aber nicht war haben will das seine besten Zeiten vorbei sind ist, fällt diese Sucht natürlich auch auf nahrhaften Boden. Ausschlaggebend sind in meinen Augen zwei Dinge gewesen: Verharmlosung und Geschäftsinteresse. Wenn ich auf die aktuellen Koalitionsverhandlungen in Deutschland schaue, finde ich diese beiden Dinge in der Drogenpolitik wieder. Die Grünen verharmlosen und die Liberalen wollen ein Geschäft daraus machen. 

20 Januar 2017

Heroin Chic

Mit der Verbindung von Drogen und Kunst habe  
ich immer so meine Schwierigkeiten. Drogen per Kultur zum Kult zu machen sehe ich durchaus kritisch. Gerade in der Jugendkultur wird Drogenkonsum als vermeintliche Abgrenzung zum bürgerlichen Mainstream zelebriert. Erstaunlich dass dies über Jahrzehnte zu funktionieren scheint. Andererseits muss Kunst natürlich auch in Grenzbereiche vordringen und streitbar sein. So betrachtet machen Corinna Engel und Christian Kaiser mit “Heroin Kids” alles richtig. Das Fashion, Foto- und Videokunstprojekt sorgte in den letzten Jahren für Schlagzeilen wie „Schulmädchen als Drogen Lolitas“, „Verbotene Kunst“ oder „Die skrupelloseste Ausstellung des Jahres“.


Abgesehen vom Skandalfaktor haben ihre Arbeiten nicht viel mit dem Heroin Chic den einst Kate Moos populär gemacht hat gemein. In meinen Augen sehen die Bilder nach verwahrloster Großstadtjugend aus, einer Mischung aus Sexting und BILD-Leserreporter. Die Künstler selber beschreiben “Heroin Kids” als nihilistische Vision von Schönheit, Anmut und Zerbrechlichkeit - ein gefährliches, unmoralisches Bild von Schönheit, Dekadenz und Verwahrlosung. Es spiegelt Jugend zwischen Gefühlen des Unakzeptiert- und Ungeliebtseins wider, zwischen Drogen, Sex, Party, Nacktheit, Liebe und Absturz. Die Welt, die Heroin Kids reflektiert ist eine kranke, kaputte Welt - aber auch eine Welt voller Ästhetik.

Wer sich zu den “Heroin Kids” ein eigenes Bild machen will hat am 1.Februar 2017 auf dem RAW Gelände in Berlin die Gelegenheit. Als Event zwischen Kunstausstellung, Live-Fashion-Show und Techno Party, erwarten den Besucher großformatige Kunstfotografien, unzensierte Videoprojektionen und eine hedonistische Fashion-Präsentation im Rahmen einer „Porn-Chic“ Live Show. Beginn ist 23.00 Uhr im Club „Der Weiße Hase“.

13 Mai 2016

Goldenes Dreieck

Das Goldene Dreieck ist ein Synonym für Opiumanbau und Heroinherstellung im Grenzgebiet der Staaten Laos, Thailand und Myanmar. In Touristenführern ist das Goldene Dreieck der Ort, wo der Fluss Ruak in den Mekong mündet, die Schnittstelle der drei Staaten. Für den internationalen Drogenhandel ist es das Gebiet in dem die Bergvölker Südostasiens Schlafmohn (Papaver somniferum) anbauen und ihn zu Heroin weiterverabeiten. Auch wenn aktuell in der Region Afghanistan, Pakistan und Iran (Goldener Halbmond) mehr Opium und Heroin produziert wird, gehört das Golden Dreieck doch zu den Hotspots im Drogengeschäft. Das dem so ist liegt, ohne jeden Zweifel, am westlichen Einfluß auf die Region und erklärt sicherlich manche ressentiments in Asien gegen die “freie Welt”. 

Im 16. Jahrhundert führten europäische Händler das Rauchen von Opium in der Region ein. Im 18. Jahrhundert war die britische Ostindiengesellschaft der erste große Heroinhändler (bzw. Schmuggler) Asiens. In zwei Opiumkriegen zwischen Großbritannien und dem Kaiserreich China (1839–1842 und 1856–1860) wurde mit militärischer Gewalt der Opiumimport zur Durchsetzung der kolonialen Wirtschaftsinteressen erzwungen. Im 19. Jahrhundert betrieb jede europäische Kolonie Opiummonople bzw. Opiumhölen zur Finanzierung ihrer Interessen. 

Im späten 19. Jahrhundert wurde der fernöstliche Opiumhandel in Europa zunehmend kritisch gesehen. Protestantische Geistliche und Moralisten schoben eine mächtige Antiopumbewegung an. Seit der ersten Opiumkonferenz in Den Haag 1911/12 kam es zu Kontrollverträgen und einer zuhnehmenden Ächtung des Drogenhandels. Mit dem Weg des Opium in den Schatten der Illegalität wurde es von zunehmenden Interesse für westliche Geheimdienste, insbesondere für den amerikanischen CIA. Denn im kalten Krieg war den Amerikanern jedes Mittel recht die Ausbreitung des kommunistischen Ideologie zu bekämfen. Und so wurden paramilitärische Gruppen mit Logistik und Waffen unterstützt die auch im Drogenhandel aktiv waren. Zum Fall der Mauer 1989 wurden im Goldenen Dreieck 3300 Tonnen Opium geerntet. 

Foto:© lesniewski - Fotolia.com 

03 Oktober 2014

Drogenfilme Thema Heroin

Drogenfilme gibt es viele, aber welche sind wirklich Sehenswert? Unter dem neuen Label "Drogenfilme" habe ich, fein säuberlich nach Substanzen sortiert, einige interessante Filme zusammengetragen. Bis zum Frühling werde ich jeden Monat einen Eintrag veröffentlichen, los geht's heute mit Filmen zum Thema "Heroin".

 Requiem for a Dream (USA/2000)
Länge: 97 Minuten
Genre: Drama / FSK 16
Inhalt: In düsteren Farben und mit teils innovativen Techniken wird in drei Kapiteln (Sommer, Herbst, Winter) der soziale Niedergang vierer Drogensüchtiger erzählt. Neben Heroin wird auch die zerstörerische Wirkung eines Appetitzügler (mit Amphetaminen) dargestellt.




 Trainspotting (UK/1996)
Länge: 94 Minuten
Genre: Drama / FSK 16
Inhalt: Der Film handelt von einer Heroin-Clique im Stadtteil Leith, der schottischen Hauptstadt Edinburgh. Wie im gleichnamigen Roman von Irvine Welsh zeigt auch der Film Drogenkonsum, Sucht und die damit einhergehende Verrohung und Selbstverachtung. Ein absoluter Kultfilm der Heroin als Anti-Establishment Droge darstellt.





 Christiane F. - Wir Kinder vom Bahnhof Zoo (Deutschland/1981)
Länge: 138 Minuten
Genre: Drama und Filmbiografie / FSK 16
Inhalt: Das Filmdrama erzählt aus dem Leben der drogenabhängigen Jugendlichen Christiane Felscherinow aus Berlin-Gropiusstadt. Nach LSD und Cannabis kommt das Heroin und damit der totale Absturz. Promineter Statist ist David Bowie, mit dem extra für den Film Konzertaufnahmen gemacht wurden. Guter Film der nicht nur in der Schule zum Pflichtprogram gehören sollte.




 Drugstore Cowboy (USA/1989)
Länge: 100 Minuten
Genre: Drama und Roadmovie / FSK 12
Inhalt: Vier junge Drogenabhängige ziehen in den 70er Jahren durch den Nordwesten der USA. Sie überfallen Apotheken und Krankenhäuser, um ihre Sucht zu befriedigen. Als ein Mädchen der Gruppe an einer Überdosis stirbt, beginnt der Anführer der Gruppe ein Methadonprogramm. Doch so schnell lässt ihn seine Vergangenheit nicht los. Eine Junkie Geschichte mit Galgenhumor und Absurditäten zwischen Euphorie und Depression.




Jim Carroll - In den Straßen von New York (USA/1995)
Länge: 90 Minuten
Genre: Drama und Filmbiografie / FSK 12
Inhalt: Der Film erzählt die wahre Geschichte des amerikanischen Künstlers Jim Carroll. Jim lebt in einem heruntergekommenen Viertel von New York. Als 13-Jähriger erhält er auf Grund seines Basketballtalents ein Stipendium. Doch außerhalb des Spielfeldes verfällt er, zusammen mit seinem Freund Mickey, immer mehr dem Heroin. Seinen sozialen Abstieg hält er in seinen Tagebüchern fest, die ihm später dabei helfen, sich von den Drogen zu befreien.



American Gangster (USA/2007)
Länge: 157 Minuten
Genre: Thriller und Filmbiografie / FSK 16
Inhalt: Der Film basiert auf dem Leben des während des Vietnamkrieges aktiven Drogenhändlers Frank Lucas. Bekannt wurde dieser vor allem für die sogenannte "Cadaver Connection", bei der über mehrere Jahre hinweg Heroin in Soldatensärgen aus Vietnam in die USA geschmuggelt wurde. Starker Film mit Denzel Washington und Russell Crowe der eine bemerkenswerte Milieuzeichnung von Mafia und Polizeiapparates der 1970er Jahre abliefert.


Little Fish (Australien/2005)
Länge: 109 Minuten
Genre: Drama / FSK 12
Inhalt: Cate Blanchett spielt in diesem Film die ehemalige Drogensüchtige Tracy Heart, in Sydneys Stadtteil "Little Saigon" lebt und in einem kleinen Videoladen arbeitet. Sie wurde von ihrer Mutter vor vier Jahren auf kalten Heroin-Entzug gesetzt und lebt seitdem unter ihrer Obhut. Doch Tracy wird überall immer wieder mit Drogen konfrontiert. Ein spannendes Drama.

01 Dezember 2012

Welt-Aids-Tag 2012

Der Weltaidstag sollte eigentlich kein Grund mehr sein einen Beitrag in einem Drogenblog zu verfassen. Zumindest in den westlichen Industrienationen wurde das Problem von Aidsinfektion unter Drogenabhängigen durch Spritzentauschprogramme erfolgreich bekämpft. Kein Junky muss sich seine Nadel mehr mit einem anderen Teilen, die Gefahr einer Infektionsübertragung ist somit gebannt. Eigentlich ein Paradebeispiel wie positiv niedrigschwellige Drogenhilfe wirken kann. 

In Zeiten knapper Kassen werden aber selbst solche Erfolgsmodelle auf den Prüfstand gestellt. Drogenabhängige haben kaum eine Lobby, hier den Rotstift anzusetzen ist für manche Politiker sicher verlockend.

Ich bin wirklich kein Freund davon Drogenabhängigen ein rundumsorglos Paket zu schnüren, damit sie sich allein auf die Beschaffung ihres Stoffes konzentrieren können. Ihnen aber sterile Spritzen zur Verfügung zu stellen ist ein meinem Augen ein Gesundheitpolitisches MUSS. Das Beispiel Russland zeigt wie gefährlich es ist injizierende Drogenabhänige sich selbst zu überlassen. Die Zahl der Menschen mit HIV hat sich dort zwischen 2001 und 2011 von rund 970.000 auf 1,4 Millionen erhöht. Die Dunkelziffer könnte noch deutlich darüber liegen.
Der Kampf gegen Aids hat sicher viele Fronten, die der injizierenden Drogenabhänigen darf nicht vergessen werden.

Foto: © greenpapillon - Fotolia.com

08 Juni 2012

Tränen der Aphrodite

Tränen der Aphrodite besser bekannt als Schlafmohn ist eine uralte Medizinal- und Rauschpflanze. Aus ihr wird Opium gewonnen, ein Stoff der unzähligen Schmerzpatienten ein erträgliches Leben ermöglicht aber auch tausende in eine quälende Abhängigkeit treibt. In Afghanistan ist ein ganzes Land in Abhängigkeit geraten. 1 Millionen Süchtige gibt es hier, fast so viele wie in der EU (1,3 Millionen probematische Opioidkonsumenten ). Aber nicht nur das Opium an sich, auch die kriminellen Opiatnetzwerk haben das Land im Griff. Doris Buddenberg, die frühere UN-Beauftragte für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC) in Afghanistan, brachte es letzte Woche auf den Punkt. Gegenüber der Nachrichtenagentur dapd sagte sie: "Mit der jetzigen Regierung in Kabul ist das Problem nicht zu lösen."

Nach UNODC-Schätzungen wird auf afganischen Mohnfeldern seit Jahren so viel Opium gewonnen, dass damit 90 Prozent des Bedarfs auf der ganzen Welt gedeckt wird, im Jahr 2011 waren es 5.800 Tonnen. Damit erlangten Bauern, Erntehelfer und Transporteure ein Einkommen von 1,4 Milliarden US-Dollar, allein das entspricht fast zehn Prozent des Bruttosozialprodukts Afghanistans. Hinzu kommt der Gewinn von Großhändlern und Schmugglern von 2,4 Milliarden US-Dollar. Bis es als Heroin auf den europäischen Markt kommt vierdienen einige daran, nicht nur in Afghanistan. Das Forderungen nach mehr Kontrollen, vor allem in Richtung afghanische Regierung, lächerlich sind sollte auch dem letzten westlichen Politiker klar sein.

Im Kampf gegen die Taliban war dem Westen jeder verbündete Recht, auch wenn es sich dabei um so genannte Druglords handelte. Das hat diesen Leuten mächtige Positionen verschafft und sie bis in die höchsten politischen Kreise verankert. Afghanische Anti-Drogen-Institutionen sind machtlos, ihr Aktionen nicht mehr als ein Feigenblatt hinter dem man sich zu verstecken versucht. Die Medienwirksame Zerstörung von ein paar Mohnfeldern gefährdet sicherlich einige Bauern in ihrer Existenz, in keinsder weise aber die Gewinne der organisierten Kriminalität oder der Taliban.

90 Millionen Euro sollen in den nächsten drei Jahren in die Drogenbekämpfung fließen. Für mehr als ein paar weitere Feigenblätter für die internationale Öffentlichkeit wird das aber sicherlich nicht reichen.



Quellen: EBDD Jahresbericht 2011, Bild online, Doris Buddenberg im dapd Interview


Foto: © Venelin Petkov - Fotolia.com

09 Mai 2012

Drogenhilfe im Visier

Gestern haben Einsatzkräfte der Polizei das Drogenhilfezentrum "Café Balance" in Mainz durchsucht. Hintergrund ist ein Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft Mainz wegen Handel mit Betäubungsmitteln gegen mehrere Personen. Diese stehen u.a. im Verdacht, die Einrichtung für illegale Geschäfte mit Rauschgift missbraucht zu haben. Einzelne Mitarbeiter der Einrichtung sollen die Aktivitäten toleriert haben und werden daher als mitverantwortlich angesehen. Gegen zwei der Tatverdächtigen, einer 29-jährigen Frau und einem 47-jährigen Mann, wurden bereits bestehende Haftbefehle vollstreckt. Bei den Durchsuchungen, die neben dem Cafe Balance zwei weitere Objekte betrafen,  wurden geringe Mengen Rauschgift und Betäubungsmittel-Utensilien sichergestellt. (Quelle: Gemeinsame Pressemeldung der Staatsanwaltschaft Mainz und Polizei)

Mit Drogenhandel lässt sich viel Geld verdienen und in einem Drogenhilfezentrum wimmelt es von potentiellen Kunden. Das weckt dann natürlich Begehrlichkeiten hier Kasse zu machen. In den allermeisten Fällen werden das die Mitarbeiter der Drogenhilfeeinrichtungen natürlich zu unterbinden wissen. Warum das in Mainz nicht erfolgt ist kann ich leider nur spekulieren. Desinteresse oder eine überdehnte "akzeptierende Drogenarbeit" könnten eine Ursache sein. Zumindest einen finanziellen Anreiz duch die Dealer (Bestechung) scheint es, nach derzeitigem Ermittlungsstand, nicht gegeben zu haben. Für die wichtige und anerkennenswerte Arbeit der Mitarbeiter bei der Drogen- und Suchthilfe sind solche Vorgänge aber sehr unschön.  

Foto: Spritzentauschstelle einer Drogenhilfeeinrichtung in Köln

13 Oktober 2011

giftige Opiatsuppe als Heroinersatz

Heroin gehört an sich schon zu den bösesten aller Drogen. Der Suchtdruck der auf den Konsumenten lastet ist für ausentstehende nicht Nachvollziehbar. Der Heroinsüchtige lebt (wenn man das überhaut noch so nennen kann) nur noch für die Droge. Jeglicher gesunde Menschenverstand bleibt auf der Strecke und letztlich ist es ihnen egal was genau sie sich in die Vene spritzen.

Es wird Krok oder Krokodil genannt und ging in dieser Woche durch alle Medien. Eine giftige Suppe auf Desomorphin Basis. Das Opiat wird aus rezeptfreien Codein-Tabletten unter Beimischung von Farbverdünner, Feuerzeugbenzin, Phosphorsäure und anderen giftigen Substanzen hergestellt. Die so entstandene braune Flüssigkeit hat katastrophale Auswirkungen für die Süchtigen. Die Haut verfärbt sich grünlich-grau und wird schuppig, daher der Name Krokodil. Die Droge frisst ihre Konsumenten von innen her auf, mit der Zeit verfaulen sämtliche Körperteile. Krok ist in Russland weit verbreitet und tritt nun vermehrt auch in der Deutschen Heroinszene auf. Der einzige Vorteil, es ist relativ billig. Der Zugang zum Grundstoff Codein soll jetzt erschwert werden, um so den Krok-Boom zu stoppen.

Ähnlich wie Krok funktioniert auch Polski Kompot  (auch Polnische ...Suppe, ...Tunke, ... Heroin genannt). Eine dunkelbraune, morphinhaltige Flüssigkeit, die durch Auskochen von Mohnkapseln bzw. Mohnpflanzenteilen in Lösungsmittel und anschließender Acetylierung mittels Essigsäureanhydrid gewonnen wird. Zur Herstellung wird eine in Polen beheimatete Blaumohnsorte verwendet, daher das Polski im Namen. Der Wirstoff hier ist Monoacetylmorphin  eine Vorstufe von Heroin. Nachdem der Blaumohnanbau in Polen verboten wurde, ist es auch um “Polski Kompot” ruhig geworden.

Quellen: Focus.de & Wikipedia

Foto: © Anja Roesnick - Fotolia.com

23 Juli 2011

Heroin Kids

Nächste Woche endet in der Berliner Galerie "Mein Haus am See" eine äusserst umstrittene Kunstausstellung. In teilweise inszenierten und teilweise realen Fotos wird das Leben von Heroin abhängigen Jugendlichen dargestellt. Ein Leben zwischen Prostitution, Drogen, Gewalt und Hoffnungslosigkeit. 
"Art is like fucking thirteen year old girls“ (Kunst ist wie 13-jährige Mädchen zu ficken), steht auf den Plakaten, mit denen Corinna Engel (25) und Christian Kaiser (29) für ihre Ausstellung werben.

Die Jugendschützer der Bayerische Landeszentrale für neue Medien wollten bereits vergangenes Jahr wegen „entwicklungsbeeinträchtigende Inhalte“ ein Bußgeld über 5000 Euro verhängen. Doch eine Zensur ihrer Internetseite wollten die Künstler nicht zulassen. Engel und Kaiser klagten und bekamen vom Amtsgericht Recht.

Aber darf man die Abgründe der Heroinabhängigkeit zum Lifestyle machen? Natürlich kann Kunst nicht immer pädagogisch Wertvoll sein. Kunst darf provozieren, die Realität darstellen oder überzeichnen, Abgründe ausleuchten und Diskussionen auslösen. Was sie in meinen Augen nicht darf ist Kinder und Jugendliche zu Sexobjekten machen. Gerade nicht wenn die dargestellten Jugendlichen süchtig sind oder seien sollen. Einige Aufnahmen überschreiten diese Grenzen deutlich.


Auch wenn sich die Künstler darauf berufen nur die zerstörerische Realität zu zeigen und darin eine gewisse Ästhetik erkennen wollen. Heroinabhängigkeit ist keine jugendliche Subkultur und sollte auch nicht als solche dargestellt werden. Wann fragt man eigentlich Heroinabhängige Teenager ob man sie fotografieren darf, wenn sie gerade auf Droge sind oder wenn sie auf Entzug sind und der Suchtdruck sie quält? Ich frage mich ob die beiden ihre eigenen Kinder so fotografieren würden, vor allem wenn sie tatsächlich Drogensüchtig währen.

Ab August sind die Drogen-Lolitas als Bildband auf 216 Seiten inkl. DVD erhältlich. Kunst?

Foto: Heroin Kids Pressemappe

07 Mai 2011

süchtige Eltern

Bremen hat als erstes Bundesland Kinder von Methadonsubstituierten Eltern per Haaranalyse untersuchen lassen. Mit einem erschrenkendem Ergebniss. In 21 von 28 Fällen wurden Rückstände verschiedener Drogen, darunter auch Kokain und Cannabis, festgestellt. Ein Indiz das die substituierten Eltern gegen Auflagen verstoßen und andere Drogen konsumiert haben.
In welcher Weise die Kinder mit den Drogen in Kontakt gekommen sind ist jedoch unklar. Eine bewusste Verabreichung kann durch die Haaranalyse grundsätzlich nicht von einer zufälligen oder unfallmäßigen Aufnahme unterschieden werden. Dass die suchtkranken Eltern ihren Kindern die Drogen verabreicht haben, etwa um sie ruhig zu stellen, ist aber unwahrscheinlich. "Es gibt keinen Fall, in dem wir nachweisen können, dass die Substanz nicht von außen gekommen ist", sagte der Berliner Toxikologe Fritz Pragst, der die Untersuchung geleitet hatte. Meist dürften die Substanzen durch Schweiß, Rauch oder Raumluft in die Kinderhaare gelangt sein.

In diesen Tagen sprechen Mitarbeiter der Sozialbehörde mit den Familien. In jedem Einzelfall sollen die Lebensumstände der Kinder und dessen Wohl geprüft werden. Teils könnten verstärkte Auflagen und Kontrollen die Folge sein, teils auch die Herausnahme der Kinder aus den Familien. So die Bremer Sozialsenatorin Ingelore Rosenkötter (SPD).

In Bremen leben nach Schätzungen der Drogenhilfe über 5.000 Heroinabhängige. 1.300 von ihnen werden substituiert. Unter ihnen sind auch Eltern von 150 Kindern. Diese Kinder sollen jetzt alle drei Monate untersucht werden. Das Modell könnte Schule machen und demnächst auch in anderen Bundesländern zur Anwendung kommen.

Der Weg ist sicher nicht einfach, das Wohl der Kinder muss ihn aber Wert sein. Beachtet werden sollte:

- Regelungen bundeseinheitlich gestalten um einen Entzug aus der Kontrolle zu verhindern.

- Verschiedene Kontollmöglichkeiten in Erwägung ziehen, um nicht durch einfaches "Haare abrassieren" eine Kontrolle unmöglich machen zu können.

- Krankenkassen, Kinderärzte und Kindertageseinrichtungen in die Planungen einbeziehen.

- Nicht nur Opiatabhänige Eltern im Auge haben, Kindern schaden alle Drogen.

Eltern haben die Pflicht ihre Kinder vor Gefahren wie Drogen zu schützen. Wenn Eltern von Drogen (legalen oder illegalen) abhängig sind wird es schwierig, dann sind Staat und Gesellschaft in der Pflicht. Hilfsangebote und wirksame Kontrollen müssen dabei Hand in Hand gehen.

25 März 2011

Drogenbericht 2010

Gestern veröffentliche die Drogenbeauftragte der Bundesregierung Mechthild Dyckmans gemeinsam BKA Präsident Jörg Ziercke die Daten zur Rauschgiftkriminalität und zu den Drogentoten 2010 in Deutschland.

Hier die Fakten aus der Pressemitteilung:

2010 starben 1.237 Menschen an ihrem Drogenkonsum, 7 Prozent weniger als im Vorjahr.

Gegen diesen Trend haben hat sich in Sachsen (von 12 auf 40 Menschen) und Mecklenburg-Vorpommern (von 4 auf 8 Menschen) die Todesfälle durch Drogen verdoppelt.

An einer Überdosis von Heroin verstarben 529 Menschen

An einer Überdosis Heroin in Verbindung mit anderen Drogen verstarben 326 Menschen

An gesundheitliche Langzeitschäden aufgrund jahrelangen Drogenkonsums verstarben 214 Menschen

An Substitutionsmittel bzw. Substitutionsmittel in Verbindung mit anderen Drogen verstarben 167 Menschen

Die größte Zahl von Drogentodesfällen findet sich in der Altersgruppe der älteren Drogenabhängigen ab 30 Jahren (944 Personen) und unter den männlichen Drogenabhängigen.

2010 wurden in Deutschland 18.621 Erstauffällige Konsumenten harter Drogen (EKhD) registriert − dies bedeutet einen Anstieg von fast drei Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Entgegen der sinkenden Zahl der Erstauffälligen Konsumenten von Heroin, Kokain und Ecstasy wurde bei den Erstauffälligen Konsumenten von Amphetamin mit 11.401 Personen (2009: 10.315) bereits im sechsten Jahr in Folge ein Anstieg verzeichnet (+ca. 11 Prozent).

Besonders auffällig sind die Steigerungen beim registrierten Erstkonsum von kristallinem Methamphetamin („Crystal“), denn mit 642 Erstauffälligen Konsumenten wurde ein Anstieg um über 76 Prozent registriert.

Auch bei der Zahl der Erstauffälligen Konsumenten von Crack fiel die Steigerung auf 311 Personen deutlich aus und lag damit bei fast 72 Prozent. Bei LSD stieg die Zahl der Erstauffälligen Konsumenten um 11 Prozent auf 141 Menschen.

Der Altersdurchschnitt bei den EKhD lag bei 28 Jahren und damit auf dem Vorjahreswert. In der Langzeitbetrachtung ist das Durchschnittsalter seit dem Jahr 2000 um rund 3 Jahre gestiegen. Allerdings lag das Durchschnittsalter der Erstauffälligen Konsumenten von Ecstasy (25,7 Jahre), Amphetamin (26,2 Jahre) und „Crystal“ (26,5 Jahre) unter diesem Wert.

Im vergangenen Jahr wurden in Deutschland die bisher größten Einzel- und Gesamtmengen an Kokain und kristallinem Methamphetamin („Crystal“) beschlagnahmt.

2010 wurden insgesamt 3.031 kg Kokain sichergestellt − fast 80 Prozent mehr als im Vorjahr. Unter anderem wurde im Hamburger Hafen mit 1,3 Tonnen die bislang größte Einzelmenge an Kokain in Deutschland beschlagnahmt. Das Kokain hatte sich in einem Schiffscontainer aus Paraguay befunden (Drogenguide berichtete).

Die Gesamtsicherstellungsmenge von kristallinem Methamphetamin („Crystal“) stieg von rund 7 auf fast 27 kg. Dies entspricht rund 2,5 Millionen Konsumeinheiten.

Bei Amphetamin und Methamphetamin wurden dagegen erstmals nach acht Jahren rückläufige Gesamtsicherstellungsmengen registriert − insgesamt wurden rund 1.204 kg sichergestellt (-13 Prozent).

Bei Ecstasy-Tabletten ging die Sicherstellungsmenge im Vergleich zum Vorjahr um fast 56 Prozent auf 230.367 Tabletten zurück.

Die Gesamtsicherstellungsmenge von Heroin sank infolge ausbleibender Großsicherstellungen um fast 38 Prozent auf rund 474 kg .

Bei den Sicherstellungen von Cannabisprodukten wurden im Jahr 2010 gegenläufige Tendenzen registriert. Bei Haschisch sank die beschlagnahmte Menge um rund
3 Prozent auf ca. 2.144 kg. Bei Marihuana stieg die beschlagnahmte Menge dagegen um rund 13 Prozent auf ca. 4.875 kg.

2010 wurden in Deutschland 46 Cannabis-Outdoor-Plantagen (2009: 67) und 348 Cannabis-Indoor-Plantagen (2009: 342) und damit insgesamt rund vier Prozent weniger Cannabis-Plantagen als im Vorjahr festgestellt.

Während die Zahl der Kleinplantagen (20 - 99 Pflanzen) von 274 auf 257 und die Zahl der Profiplantagen (ab 1.000 Pflanzen) von 28 auf 23 sank, stieg die Zahl der sichergestellten Großplantagen (100-999 Pflanzen) von 107 auf 114 an.

Im Jahr 2010 wurden 16 illegale Rauschgiftlabore (2009: 24) sichergestellt, vorwiegend Kleinlabore zur Herstellung von Methamphetamin.

Erstmalig wurde in Deutschland ein Labor zur Produktion synthetischer Cannabinoide entdeckt.

Die gestern veröffentlichten Daten zeigen, Opiate sind noch immer mit Abstand die tödlichsten illegalen Drogen. Ob der Rückgang der Todeszahlen aber an einer erfolgreichen Drogenpolitik mit Hilfs-, Behandlungs-, und Substitutionsangeboten, wie das Frau Dyckmans erklärte liegt, möchte ich bezweifeln. Ich glaube eher Heroin und Co. sind im Moment einfach out. Das steigende Durchschnittsalter der Drogentoten verdeutlicht, dass Opiatabhängigkeit unter jungen Drogenkonsumenten einfach weniger verbreitet ist. In Deutschland steigt aber der Konsum von synthetischen Drogen und das Angebot an vermeintlich "legalen" Kräutermischungen, denen synthetische Cannabinoide beigefügt werden. Die Risiken die vom Konsum solcher Kräutermischungen ausgehen sind unkalkulierbar. Das Thema "Legal Highs" bleibt spannend.


Drogenbericht 2010 als PDF

20 Januar 2010

Gift im Heroin

Heroin gehört an sich schon zu den gefährlichsten aller Drogen. Das aus Opium gewonnene Rauschmittel macht sehr schnell (innerhalb 1 bis 2 Wochen) körperlich und geistig abhängig. Neben den schwerwiegenden körperlichen Folgen drohen vor allem Veränderungen der Persönlichkeit und der sozialen Situation. Aus dem hohen Bedarf an Heroin und den damit verbundenen Kosten resultieren häufig Beschaffungskriminalität und Prostitution, was oft innerhalb kurzer Zeit zu körperlichen Verfall und sozialer Isolation führt.


Als wäre Heroin aber nicht schon schlimm genug, berichtet das Robert Koch Institut jetzt von einer noch erheblicheren Gefahr. In Nordrhein-Westfalen (Bereich Aachen) wurde der Fall eines 42-jährigen Mannes bekannt, der am 13.12.2009 an den Folgen von Haut-Milzbrand (Anthrax) verstorben ist. Der Mann hatte sich vermutlich Heroin in die Kniekehle gespritzt. An der Injektionsstelle wurden aerobe Sporenbildner diagnostiziert, der Verdacht „Milzbrand“ wurde am 18.12.2009 mittels Labortest (PCR) bestätigt.


In den letzten Wochen wurden auch aus Schottland wiederholt Fälle von Milzbrand nach intravenösem Heroin gebrauch bekannt. Bislang haben die schottischen Behörden Kenntnis von 14 Fällen, von denen 7 verstarben (Stand 11.1.2010). Auch wenn der Aachener Fall keine direkte Verbindung zu den Fällen in Schottland hat. Es muss damit gerechnet werden dass in Europa noch mehr mit Milzbrand kontaminiertes Heroin im Umlauf ist.


Aber wie kommt das Gift ins Gift? Absichtlich scheint mir unwahrscheinlich. Leute die an Drogen verdienen ist zwar die Gesundheit ihrer Kunden egal. Sie strecken ihr Zeug auch gerne mit allen möglichen Sachen. Damit wollen sie aber eher ihren Gewinn maximieren als die Lebenserwartung der zahlenden Kundschaft verkürzen. Aus terroristischen Gründen kann ich mir auch nicht vorstellen. Zwar ist Opium der Rohstoff für Heroin ein Exportschlager in Afghanistan. Einem Land was sicher für Terrorismus in Frage kommt. Eine illegale Droge noch zu vergiften ist aber sicher nicht geeignet eine breite Öffentlichkeit in Europa einzuschüchtern. Zumal besonders der Hautmilzbrand die harmloseste Form des Milzbrandes ist. Er wird nur durch direkten Hautkontakt übertragen, wird also hierzulande keine Seuche auslösen können.


Ich vermute viel banaler, es liegt einfach an der Hygiene. Milzbrand ist zwar unter dem Namen „Anthrax“ als biologische Waffe bekannt. In erster Linie ist er aber „eine Infektionskrankheit, die meist Paarhufer befällt“ (Wikipedia). In den afghanischen Anbaugebieten für Opium und auch beim späteren Transport gibt es für den Bacillus anthracis“ (so heißt der Milzbranderreger) sicher Gelegenheiten genug vom „Paarhufer“ auf das Heroin zu gelangen.


Info: Robert Koch Institut


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