Posts mit dem Label Crystal werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Crystal werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

07 Oktober 2017

11 Fakten zu Drogen in Tschechien

1.) In Tschechien werden pro Jahr zwischen 10 und 12 Tonnen Crystal pro Jahr produziert, damit ist das Land Methamphetaminproduzent Nummer Eins in Europa. Die Droge wird hier nach ihrem früheren Namen als Medikament “Pervitin” genannt. 

2.) Während in Europa nur 1 % aller Sichergestellten Drogen Methamphetamine sind, sind es in Tschechien 50 %. Auf Platz zwei der Sicherstellungen liegt Cannabis mit 40 %. 

3.) Jährlich werden in Tschechien über 1 Tonne Crystal aus dem Verkehr gezogen (2014: 1,2 Tonnen) 

4.) Neben Prag liegt sowohl bei der Herstellung als auch beim Konsum der Schwerpunkt im deutsch-tschechischen Grenzraum. In den letzten 3 Jahren wurden hier 797 Drogenküchen dicht gemacht. 

5.) Während Konsumenten in Deutschland für 1 g Crystal in der Regel zwischen 70 und 120 Euro bezahlen, liegen die Preise in Tschechen zwischen 13 und 45 Euro 

6.) Drogenkonsum ist (wie auch in Deutschland) in Tschechien nicht strafbar. Herstellung und Besitz geringer Mengen Drogen ( z.B. bis 5 Cannabispflanzen, 1,5 g Crystal oder 1 g Kokain) stellt eine Ordnungswidrigkeit dar. Der Besitz größerer Mengen aber auch der Drogenhandel ist immer eine Straftat. 

7.) Ca. 2 % der Kriminalität in Tschechien ist Drogenkriminalität. Bei 30 bis 40 % geht man von Beschaffungskriminalität aus. 

8.) Vietnamesen sind mit 56 % die mit Abstand größte Gruppe von Ausländern die in Tschechien in die Drogenkriminalität involviert sind. 2016 waren es hier 135 Personen, gefolgt von Slowaken (58 Personen) und Polen (32 Personen). 

9.) In Tschechien gibt es kein Postgeheimnis wie in Deutschland. Die für Rauschgiftbekämpfung zuständigen Behörden können vergleichsweise einfach, z.B. mit Hilfe von Drogenspürhunden, Drogensendungen per Post oder Paketdienst aufspüren. 

10.) In Tschechien fehlt ein Gesetz zur Bekämpfung “Neuer Psychoaktiver Substanzen” (NPS) auch als “Legal Highs” bekannt. Wie bis Ende 2016 auch in Deutschland, wird dort eine neue Droge erst illegal wenn sie ins Betäubungsmittelgesetz aufgenommen wurde. 

11.) Der Kampf gegen Drogen wird aktuell in Tschechien verstärkt. So erhält die Nationale Antidrogenzentrale 182 neue Beamte, der Verkauf von PSE haltigen Medikamenten (wird zur Crystalherstellung verwendet) wird stark eingeschränkt und verschiedene Präventionsprojekte (z.B. der Antidrogenzug) werden ausgebaut.

Quellen:

Veranstaltung am 27.09.2017 in der Botschaft der Tschechischen Republik in Berlin zum Thema "Crystal im deutsch-tschechischen Grenzraum". (Foto)

25 Januar 2016

11 Fakten zu Methamphetamin

1.) Im Jahr 1800 wird der Grundstoff Ephedrin erstmalig aus einer Pflanze isoliert, 1893 gelang die erste Synthetisierung von flüssigem Methamphetamin, 1919 trat der Stoff erstmals in Kristallform ("Crystal") auf, 1920 kam das erste Arzneimittel auf Ephedrinbasis als Mittel gegen Asthma Bronchiale auf den Markt, 1937 wird der erste Missbrauch und 1938 die erste Amphetaminpsychose beschrieben. Im selben Jahr beginnen die Berliner Temmlerwerke mit der industrielle Fertigung des Methamphetamin unter dem Namen „Pervitin“.

2.) Die „therapeutische Dosis“ von Pervitin lag bei 10 bis 30 mg am Tag. Schon diese Dosis war nicht ungefährlich und daher wurde es 1941 unter das Reichsopiumgesetz gestellt. Ein Crystal-Konsumenten nimmt heute mit 500 bis 3000 mg deutlich mehr Methamphetamin zu sich.

3.) Der 28jährige Boxer Jupp Elze, verstarb 1968 nach einem K.o. im Ring. Er hatte 150 Kopftreffer eingesteckt. Ohne Methamphetamin wäre er viel früher zu Boden gegangen und vielleicht nicht gestorben. Er gilt als Deutschlands erstes bekanntes Dopingopfer. Es dauert weitere 20 Jahre bis Methamphetamin verboten wird.

4.) Methamphetamin gehört wie Amphetamin zu den aufputschenden Drogen auch Weckamine genannt. Es wirkt nur wesentlich länger, stärker und schneller da es die Blut-Hirnschranke besser überwinden kann. Während die Wirkung einer Dosis („Line“) Amphetamin in etwa sechs bis acht Stunden anhält, kann der "Meth-Konsument" auf fast 20 Stunden „drauf sein“ hoffen.

5.) Durch die Ausschüttung der körpereigenen Botenstoffe Noradrenalin und Dopamin kommt es zu einer körperlichen Leistungssteigerung, verbunden mit einer Erhöhung von Puls, Herzfrequenz und Blutdruck. Im menschlichen Körper werden Mechanismen ausgelöst welche die Natur für Momente vorgesehen hat in denen der Mensch großen Gefahren ausgesetzt ist.

6.) Nach dem Konsum werden Schmerzempfinden, Hunger und das Schlafbedürfnis unterdrückt. Der Konsument empfindet ein gehobenes Selbstwertgefühl, eine gesteigerte Risikobereitschaft und Euphorie. Allerdings wird er auch sehr Nervös und entwickelt starken Rededrang. Besonders die Bewältigung von stupiden und monotonen Tätigkeiten fällt unter Methamphetamineinfluß leichter. Sowohl die Konzentration und Aufmerksamkeit als auch sexuelle Erregung und Leistungsfähigkeit können kurzfristig erhöht werden.


7.) Lanzeitfolgen des Konsum sind massive Schlaf- und Kreislaufstörungen. Magenschmerzen bis hin zum Magendurchbruch sind möglich. Charakteristisch sind auch die als „Crystal-Akne“ bekannten Entzündungen der Haut, Zahnverlust und Unterernährung. Dazu leiden Langzeitkonsumenten häufig an Krampfanfällen, Herzversagen, Paranoia sowie Leber- und Nierenschäden.

8.) Mitte der Achtziger veröffentlichte der radikale US-Chemiker Steve Preisler unter dem Pseudonym Uncle Fester sein Drogenkochbuch zum Heimgebrauch. Titel: „Secrets of Methamphetamin Manufacture“. Diese Anleitung zur Herstellung von Crystal, gilt als Initialzünder für die Verbreitung von Meth in den USA. Auch heute noch ist es im US-Buchhandel erhältlich.

9.) Bei der Herstellung von Meth entstehen hochgiftigen und explosiven Substanzen die immer wieder für heftige Unfälle sorgen. Sie fliegen einfach in die Luft oder die Lagerung der Ausgangsstoff im Kühlschrank neben Babybrei führt zur Vergiftung von Kindern.


10.) Ein grundsätzliches Problem beim weltweiten Monitoring (Beobachtung) des Methamphetaminkonsum ist die Kodierungen nach ICD-10. Diese Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme der Weltgesundheitsorganisation (WHO) unterscheidet häufig nicht zwischen Amphetamin (wie Speed) und Methamphetamin (wie Crystal). Ein globaler statistischer Vergleich beim Methamphetaminkonsum ist so kaum möglich.


11.) In Deutschland gilt das Grenzgebiet zu Tschechien, also die Bundesländer Bayern und Sachsen, als besonders mit wachsendem Methamphetaminkonsum konfrontiert. Insgesammt wurden 2014 in Deutschland 73,2 kg Crystal sichergestellt. Obwohl das 5,3 % weniger als im Vorjahr war, stiegen die "Konsumentenpreise" im gleichen Zeitraum um 12,3 % an. Ein deutliches Zeichen das die Nachfrage steigt.

Bild: Cover von "Secrets of Methamphetamin Manufacture"

Quellen:

04 Dezember 2015

FreD für Crystal Meth

Endlich kommt FreD auch nach Sachsen und nicht irgendein FreD, sondern ein FreD für Crystal Meth. „FreD“ steht für „Frühintervention bei erstauffälligen Drogenkonsumenten. Das Konzept gehört zur selektiven bzw. indizierten Suchtprävention. Also eine Form der Drogenprävention die sich an eine spezielle Zielgruppe richtet. Im Fall von „FreD“ ist die Zielgruppe zwischen 14 und 21 Jahren alt und praktiziert einen riskanten Drogenkonsum.

Die Jugendlichen werden in der Regel von Polizei, Justiz und Jugendhilfe zu „FreD“ vermittelt. Nach einem Einzelgespräch in dem die individuelle Situation, die Eignung und die Motivation des Jugendlichen beleuchtet wird, beginnt der Konsum-Reflexion-Kurs. Dieser ist der Kern von FreD. Acht bis zehn Teilnehmer sollen hier in acht Stunden (die in zwei bis vier Einheiten aufgeteilt werden) ihr Konsumverhalten kritisch hinterfragen. Dabei soll die Rückmeldung zwischen Gleichaltrigen zu den jeweiligen Konsummustern die Einstellung zum eigenen Konsum ändern. Auch die die Hemmschwelle weitere Angebote der Drogenhilfe anzunehmen wird abgebaut. Eine Teilnahmebestätigung, welche in der Regel als Auflage von der entsendenden Stelle abverlangt wird, soll einen gewissen sozialen oder justiziellen Druck aufbauen sich dem FreD-Programm zu stellen.

In Deutschland wird FreD an 116 Standorten mit 236 Trainern (Stand: November 2015) umgesetzt. Besonders in den stark von der Crystal Problematik betroffenen Bundesländer Bayern (derzeit 22 Standorte), Thüringen (7 Standorte) und Sachsen (Standorte in Planung) soll es klientelspezifische Anpassungen geben. So bedarf die kürzere Aufmerksamkeitsspanne der Crystal-User auch kürzere Sitzungen. Auch auf die besondere Gereiztheit der Konsumenten muss FreD mit einem angepasstem Umfeld reagieren.

FreD ist ein Programm zur frühen Drogen und Suchtprävention. Sie richtet sich an Jugendliche am beginn einer „Drogenkarriere“ möglichst wenn sie das erste mal ärger kriegen wegen ihres Suchtmittelkonsum. In dieser Phase sind sie mit bunten Faltblättchen und den üblichen Warnungen vor Drogen nicht mehr erreichbar. Harte Strafen sind bei Konsumentendelikten weder zu erwarten noch zielführend. Jedoch lässt sich durch das Betäubungsmittelgesetz der gewisse Druck aufbauen der nötig ist, um die Konsumenten aus der Wohlfühlzone zu holen. Denn gerade am Anfang wirkt die Welt im Drogenrausch so toll, das man die ohne Druck von außen gar nicht verlassen mag.

Eine Adaption für Crystal Meth und eine Einführung von FreD auch in Sachsen halte ich dringend notwendig. Kinder kann man vielleicht mit Prävention per „Meth-Face-Fotos“ noch abschrecken. Und Konsumenten die schon schwere Suchtprobleme haben, werden über Kranken- und Rentenkassen oder von „Therapie statt Strafe“ für eine Behandlung erreichen. Aber eine Schnittstelle zwischen Prävention und Behandlung, die Kooperation zwischen Strafverfolgern und Jugendschützern in der praktischen Intervention fehlt. Zumindest hier in Sachsen noch.

Der Scheitelpunkt der Crystal-Welle ist noch lange nicht erreicht. Um so wichtiger ist der Aufbau wirkungsstarker Kooperationsstrukturen in der Frühintervention. Ich halte das Konzept von FreD dabei für einen ganz wichtigen Baustein.

Quelle: Dokumentation zur Jahrestagung der Drogenbeauftragten am 6. November 2015  in Berlin

22 April 2015

mehr Drogentote in Deutschland

Auch wenn das Niveau von 1990 bei weitem noch nicht erreicht ist, die Zahl der Drogentoten in Deutschland steigt wieder (siehe Abbildung).  Und das ist nur ein besorgniserregender Trend in der Rauschgiftlage 2014 die gestern in Berlin vorgestellt wurde. Die Fakten und was sie bedeuten:

Die Zahl der polizeilich erfassten Fälle von Rauschgiftkriminalität ist im Jahr 2014 im Vergleich zum Vorjahr um fast zehn Prozent gestiegen und hat mit 276.734 Fällen wieder das Niveau des Jahres 2005 erreicht. >>> Das heißt die Polizei ist fleißig, denn Drogenkriminalität ist ein Kontrolldelikt. Denn Straftaten wie Diebstahl und Sachbeschädigung werden bei der Polizei angezeigt, Drogendelikte fast nie. Die “erfassten Fälle von Rauschgiftkriminalität” gibt es also nur wenn es auch Kontrollen und Ermittlungen gibt.

Die Anzahl der Erstauffälligen Konsumenten harter Drogen (EKhD) nahm um rund fünf Prozent (20.120 Konsumenten), die der Tatverdächtigen um knapp zehn Prozent (228.110 Tatverdächtige) zu. >>> Das heißt beide Aspekte, sowohl Sucht als auch Kriminalität, in Zusammenhang mit Drogen steigen an.

Ebenso stieg die Zahl der Drogentoten um drei Prozent auf 1.032 Personen leicht an. Während die Anzahl der Todesfälle im Zusammenhang mit dem Konsum von Heroin, Kokain und Crack seit Jahren zurückgeht, steigt die Anzahl der Todesfälle nach dem Konsum von Amphetaminen und Metamphetaminen. Auffällig ist die um das Fünffache gestiegene Anzahl der Todesfälle nach dem Konsum Neuer Psychoaktiver Stoffe (NPS), so genannter „Legal Highs“. >>> Das heißt die Konsumenten sterben an neuen Substanzen. Die schlimmen Todeszahlen Anfang der 90iger wurden mit Spritzentausch- und Substitutionsprogrammen erfolgreich bekämpft. Doch die “neuen Drogen” brauchen auch neue Bekämpfungsansätze.

Die Gute Nachricht zum Schluss. Das Betäubungsmittelrecht soll jetzt endlich fit für die Bekämpfung von „Legal Highs“  (nach neuer Sprachreglung “Neue Psychoaktiver Stoffe” kurz “NPS”) gemacht werden. „Ich spreche mich klar für eine andere Verfahrensweise aus. Es müssen ganze Stoffgruppen unter Strafe gestellt werden“, betont BKA-Präsident Holger Münch.

Quelle: Pressemitteilung der Drogenbeauftragten

14 August 2014

Crystal und die NPD

In Sachsen ist Landtagswahlkampf und die grenzüberschreitende Kriminalität insbesondere die Crystal schwemme aus Tschechien ist hier ein großes Thema. Keine Partei die dazu keine Aussage in ihrem Wahlprogramm hat, selbst auf Wahlplakaten findet man einschlägige Kampfansagen gegen Dealer und Crystal. Besonders beeindruckend finde ich die “Weg mit dem Crystal-Dreck” Plakate der NPD. Die immerhin im sächsischen Landtag mit einer Fraktion vertretenen Partei, am rechten politischen Rand, stellt sich als Crystal-Gegner Nummer eins dar. Eine Position die in ihrer Anhängerschaft seit Jahren nur mangelhaft reflektiert wird. Ich behaupte sogar, nirgends hat die Droge Crystal mehr Anhänger als im rechten Spektrum. 

Im Mai 2011 wird im mittelsächsischen Oschatz der Obdachlose André K. (50) von einer als rechts geltenden Gruppe so brutal zusammengeschlagen das er stirbt. Im Prozess macht ein mutmaßlicher Täter, mildernde Umstände geltend: Er habe während des Vorfalls unter Crystal-Einfluss gestanden. Im November 2012 wird in Hoyerswerda Ralf A. der Frontsänger der Band Bollwerk, die vom sächsischen Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestuft wird wegen Crystalhandel im großen Stil festgenommen. Im März 2013, endet in Leipzig der Prozess gegen eine Gruppe von Drogenhändlern aus dem nordsächsischen Delitzsch. Bei den drei Verdächtigen wurde Crystal im Wert von 40.000 Euro sichergestellt. Die Behörden zählen die Angeklagten zur gewaltbereiten rechten Szene, einer der Männer war sogar Stadtratskandidat für die NPD. 

Es sind aber nicht diese Schlagzeilen der vergangenen Jahre die mich glauben lassen das sich hier der Bock als Gärtner verkleidet. Vielmehr sind es meine zahlreichen Begegnungen mit Crystal-Usern die sich selber als “rechts” dargestellt bzw. bezeichnet haben. Doch eine Überraschung ist das freilich nicht. Es waren die Nationalsozialisten die damals für die erste große Verbreitung von Methamphetaminen in Deutschland sorgten. Damals noch unter Pervitin bekannt, sollte diese Droge im 2. Weltkrieg zum großen Sieg führen. (siehe Nazidroge Pervitin). Heute soll der vorgetäuschte Kampf gegen Crystal den rechten zum Sieg bei der sächsischen Landtagswahl 2014 verhelfen. Darauf reinfallen werden nur die dummen Wähler. 

Etwas positives hat die NPD Kampagne trotzdem. Ein frisch aus einer Entzugsklinink entlassener NPD Anhänger erklärte mir vor kurzem, das er nun kein Crystal mehr konsumieren möchte, weil die NPD das auch so auf ihren Wahlplakaten fordert. Na immerhin. 

Quellen: Zeit.de, SZ-online 

Foto: NPD Plakat in Dresden, fotografiet am 14.08.2014

23 Februar 2014

Crystal Meth Zahlen und Fakten

Crystal Special im Februar:

Crystal Wirkung und Nebenwirkung 

Nazidroge Pervitin

Uppers vom Vietnamkrieg in die USA 

Crystal Meth Zahlen und Fakten





In einigen Statistiken wird nicht zwischen Amphetaminen und der Untergruppe Methamphetamine (Crystal) unterschieden. Bitte also bei der Betrachtung dieser Datensammlung darauf achten auf welchen Stoff oder Stoffgruppe die Rede ist.  

  • Die Zahl der erfassten Crystal-Erstkonsumenten in Deutschland ist  von 642 im Jahr 2010 auf 2556 im Jahr 2012 gestiegen, ein Anstieg um 198 Prozent.
  • Die erstauffälligen Konsumenten von Amphetaminen und Methamphetamin machen 2012 knapp 2/3 (64,8 %) der insgesamt erfassten erstauffälligen Konsumenten aus.
  • Amphetamine (0,7 %) stellen nach Kokain (0,8 %) und Cannabis (4,5%) die in Deutschland am dritt häufigsten konsumierte illegale Substanz dar.
  • Konsumformen von Amphetaminen in Deutschland: Injektion 1,2 %, Rauchen 12,9 %, Oral 29,1 %, Schnupfen 55,7 %, sonstige 1,1 % .  
  • Im Jahr 2012 starben in Deutschland 7 Menschen durch Crystal Konsum, bei 9 weiteren Todesfällen waren neben Crystal weitere Substanzen
  • Bei den Handels-/Schmuggeldelikten liegen im Jahr 2012 die Amphetamine mit 7.778 Delikten (16,3 %) nach Cannabis auf Platz 2.
  • Im Jahr 2012 wurden bei Amphetamin-/Methamphetamin 230 Prozent mehr Delikte registriert als bei Heroin und Kokain zusammen.
  • Im Vergleich der Jahre 2011 und 2012 stiegen die Beschlagnahmungsmengen von Crystal um 88,3 % auf 75,2 Kilogramm.
  • Von den im Jahr 2012 sichergestellten 24 illegalen Drogenlaboren waren 13 Labore zur Herstellung von Methamphetamin.
  • Im deutschen Kleinhandel sank der Duchschnittspreis für Crystel von 2011 auf 2012 um 4 % von 78,7 auf 75,3 Euro pro Gramm, wobei die Preise im deutsch-tschechischen Grenzgebiet deutlich niedriger sind.
  • Der Reiheitsgrad ist in Europa sehr unteschiedlich, er reicht von unter 15 % in Dänemark und Belgien, bis weit über 60 % in Tschechien, der Slowakei, Großbritannien und der Türkei.
  • 2010 wurden Weltweit 45 Tonnen Methamphetamin sichergestellt, wobei auf Mexiko mit 13 Tonnen eine Rekordmenge entfiel.
  • In Europa wurden 2010 bei rund 7300 Sicherstellungen etwa 600 Kilo Methamphetamin beschlagnahmt.

Quellen:
- Bericht 2013 des nationalen REITOX-Knotenpunkts an die EBDD
- Bericht 2012 der Europäische Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (EBDD)

Foto: © dp@pic - Fotolia.com

16 Februar 2014

Uppers vom Vietnamkrieg in die USA

Crystal Special im Februar:

Crystal Wirkung und Nebenwirkung 

Nazidroge Pervitin

Uppers vom Vietnamkrieg in die USA 

Crystal Meth Zahlen und Fakten

Beim Vietnamkrieg (1955 bis 1975) waren Gebrauch und Missbrauch von Drogen weit verbraucht. Um Angst und Schrecken zu betäuben oder sich den Kriegserfordernissen anzupassen wurden nahezu sämtliche bekannten Drogen konsumiert.

Diverse auf Amphetaminen basierende Aufputschmittel, auch Special Forces Popcorn, Uppers, oder Green Bomb genannt, wurden von den Soldaten verwendet um Erschöpfung und Müdigkeit zu überwinden und Durchhaltevermögen zu behalten. Die Pillen drückten auch den Appetit, so dass lange Märsche bei weniger Hunger und mitgetragenen Nahrung möglich wurden. Obwohl die "Uppers" nur limitiert Verwendung finden sollten, schluckten einige Spezialtruppen die Pillen über lange Zeit. Es gab verschiedene Typen von "Uppers", in verschiedener Stärke. "Greenies" oder "Green Bombs" waren Amphetamine in grünen Kapseln, die generell für Kampfpiloten und "U.S."-Spezialtruppen Einheiten sowie bei Fertiggerichten erhältlich waren. 

Die vietnamesische Bevölkerung profitierte vom Drogenhandel. Die "US"-Soldaten schickten Drogen sogar nach Hause, um den dortigen wachsenden Markt zu beliefern und selbst davon zu profitieren. Ab 1967 stieg der Drogenkonsum in den "U.S."-Truppen stetig an und erreichte 1972 epidemische Ausmasse. In Asien ist das Methamphetamin unter dem Namen “Yaba” bis heute eine der unheilvollsten Drogen. Aber auch die Antikriegsbewegung in den USA fand ihren Gefallen an den Drogen. 

Speed, bestehend aus Hydrochloriden und Amphetaminen, war eine der am meisten konsumierten Drogen der Hippie-Bewegung. Zunächst wurde es oral konsumiert, später wurde die direkte Injektion von Speed in den Blutkreislauf populär. Ab den späten Siebzigern entdeckten Motorradgangs, die wie die Hells Angels von Vietnamkriegsveteranen gegründet wurden, das dann sogenannte Crystal Meth als Einkommensquelle. Sie bauten Drogenküchen im großen Stil und erschlossen sich zunächst die kalifornischen Städte San Francisco und San Diego als Absatzmarkt. 

Das Methamphetamin nicht mehr nur als Pulver in Tabletten gepresst wurde, sondern in Form von Kristallen auf den Markt drängte verdankt es besonders einem Mann. Dem als "Uncle Fester" bekannten Chemiker Steven Preisler. Sein Mitte der Achtziger erschienenes Drogenkochbuch "Secrets of Methamphetamine Manufacture" erschloss die Crystal Meth Herstellungen einer breiten Öffentlichkeit. Denn nun konnte jeder aus legalen Zutaten den, nach Worten des Autors, "Raketentreibstoff für Menschen" herstellen. 

Ob in gewöhnlichen Mietwohnungen, abgelegenen Waldhütten oder in Wohnmobilen wie in der Erfolgsserie “Breaking Bad”, im ganzen Land entstehen so genannte Meth-Küchen. Wobei die bei der Herstellung von Meth entstehenden hochgiftigen und explosiven Substanzen immer wieder für heftige Unfälle sorgen. Sie fliegen einfach in die Luft oder die Lagerung der Zutaten im Kühlschrank neben Babybrei führt zur Vergiftung von Kindern. 

Trotz seiner fatalen Nebenwirkungen hat die Droge auch in den USA bis heute offenbar nichts von ihrem Reiz verloren. 2011 schätzte das National Institute of Drug Abuse, dass etwa 13 Millionen US-Amerikaner schon einmal Meth genommen haben. Auch die Anzahl der "Privatlabore" ist schockierend. Die amerikanische Drogenfahndungsbehörde (DEA) hat allein im Jahr 2010 rund 11.000 Meth-Küchen ausgehoben.

Quellen:
- Clark, Gregory R. “Words of the Vietnam War”
- SPIEGEL ONLINE “Von Pervitin bis "Breaking Bad: Die Karriere der Droge Crystal Meth”

Foto: © cornel2911 - Fotolia.com

09 Februar 2014

Nazidroge Pervitin

Crystal Special im Februar:

- Crystal Wirkung und Nebenwirkung

- Nazidroge Pervitin 

- Uppers vom Vietnamkrieg in die USA

- Crystal-Meth Zahlen und Fakten

Seit im Jahre 1800 der Grundstoff Ephedrin erstmalig aus einer Pflanze isoliert wurde, begann die bemerkenswerte Erfolgsgeschichte einer gefährlichen Droge. 1893 geland die erste Synthetisierung von Methamphetamin aus Ephedrin und 1919 trat der Stoff erstmals in Kristallform auf, woher auch der Name „Crystal“ stammt. 1920 kam das erste Arzneimittel auf Ephedrinbasis als Mittel gegen Asthma Bronchiale auf den Markt. Nach einiger Zeit wurde aber auch die Schattenseite sichtbar. 1937 wird der erste Missbrauch und 1938 die erste Amphetaminpsychose beschrieben. Im selben Jahr beginnen die Berliner Temmlerwerke mit der industrielle Fertigung des Methamphetamin. Unter dem Namen „Pervitin“ wird der Stoff schnell zur Alltagsdroge. 

Pervitin wird Aufgrund seiner aufputschenden Wirkung zur unverzichtbaren Hilfsmittel in den deutschen „Blitzkriegen“. Von April bis Juni 1940 ordert die Wehrmacht 35 Millionen Tabletten. Was nicht zuletzt eine Frage der Wirtschaftlichkeit war. Die gleiche Menge Kaffee die benötigt wird einen Soldaten in der Nacht wach zu halten war drei mal so teuer. Außerdem steigerte das Pervitin Selbstbewusstsein und Riskikobereitschaft der Truppe. 

Dabei wurde die optimale Dosierung, die weit unter den heute üblichen Mengen der Crystalkonsument liegt, u.a. in Konzentrationslagern erprobt. Denn schon damals sind die Risiken durchaus bekannt. Der deutsch-schweizerische Mediziner Leonardo Ambrogio Giorgio Giovanni Conti war während der Zeit des Nationalsozialismus Reichsgesundheitsführer und gleichzeitig Chef der Reichsärztekammer dieser unterstellte Pervitin 1941 unter das Reichsopiumgesetz. Der Verwendung in der Wehrmacht tat dies aber keinen Abbruch. 

Der Deutsche Bomberpilot Horst Freiherr von Luttitz erklärte zum Einsatz von Pervitin: 

„Der Start war sehr oft spät 10-11 Uhr, dann war man ungefähr um 1-2 Uhr Morgens war man über London oder irgend einer anderen Englischen Stadt. Und da ist man natürlich müde, dass durfte ja keines falls der fall sein. Da hat man 1-2 Tabletten Pervitin geschluckt und dann ging es wieder.“ „Ich habe ja auch sehr viele Nacht Einsätze gehabt, und er Kommandant muss natürlich immer voll da sein. Und dann hab ich dann auch vorbeugend hab ich schon Pervitin genommen. Stellen sie sich vor der Kommandant ist im Gefecht müde, ja ich bitte sie das geht ja nicht.“„Man verzichtet doch nicht aufs Pervitin weil es vielleicht etwas gesundheitsschädlich seien könnte, wenn man ohnehin dazu bestimmt ist in kürze zu fallen.“ 

Der Oberfeldarzt Otto Ranke, Leiter des Instituts für allgemeine und Wehrphysiologie an der Militärärztlichen Akademie in Berlin fasst die Situation so zusammen: “Das Erreichen des Militärischen Ziels hatte oberste Priorität, die Gesundheit des Soldaten ist dem Untergeordnet”. 

Pervitin wurde für damalige Militärische Unternehmungen als unverzichtbar erklärt. Und nicht nur Piloten griffen zur Tablette. Vom Flakhelfer bis zum General, alle ließen sich vom Pervitin über die Müdigkeit hinweg helfen. Zu einem Bekanntesten Pervitin-Opfer Zählt man heute den Generalluftzeugmeister Ernst Udet der um den Beruflichen Belastungen stand zuhalten exzessiv Pervitin und Alkohol konsumierte. Nach den Misserfolgen in der Luftschlacht um England und den damit verbundenen Anfeindungen durch einige Nazi-Größen erschoss sich Udet am 17. November 1941. 

Auch nach dem Krieg bleibt Pervitin auf dem Markt. Der 28jährige Boxer Jupp" Elze, wachte 1968 nach einem K.o. im Ring nicht mehr auf. Er hatte 150 Kopftreffer eingesteckt. Ohne Methamphetamin wäre er viel früher zu Boden gegangen und vielleicht nicht gestorben. Er gilt als Deutschlands erstes bekanntes Dopingopfer. Es dauert weitere 20 Jahre bis Methamphetamin verboten wird. 

Quelle: Dokumentation “Schlaflos im Krieg”

02 Februar 2014

Crystal Wirkung und Nebenwirkung

Keine andere illegale Droge schreibt in den letzten Jahren eine so zerstörerische Erfolgsgeschichte wie das unter dem Namen „Crystal“ bekannte „Methamphetamin“. Doch woher kommt diese Horror-Droge und warum ist sie so gefährlich? Erstmalig möchte ich in einem Monats-Special den ganzen Februar dem Thema "Crystal-Meth" widmen. In Zusammenarbeit mit Tristan Valentin Lieder gibt es jeden Sonntag einen neuen Blogeintrag. Los geht es heute mit:

- Crystal Wirkung und Nebenwirkung

- Nazidroge Pervitin

- Uppers vom Vietnamkrieg in die USA

- Crystal-Meth Zahlen und Fakten



Methamphetamin (Crystal) gehört wie Amphetamin zu den aufputschenden Drogen auch Weckamine genannt. Es wirkt nur wesentlich länger, stärker und schneller da es die Blut-Hirnschranke besser überwinden kann. Während die Wirkung einer Dosis („Line“) Amphetamin in etwa sechs bis acht Stunden anhält, kann der Crystalkonsument auf fast 20 Stunden „drauf sein“ hoffen. Wird die Dosis erhöht, hält die Wirkung entsprechend bis zu 48 Stunden an, was dann jedoch häufig von heftigen Halluzinationen begleitet wird. Anzumerken ist das die von Pervitin bekannte „therapeutische Dosis“ von 10 bis 30 mg am Tag vom Crystalkonsumenten mit 500 bis 3000mg mehr als deutlich überschritten wird.


Nach der Einnahme von Crystal werden Schmerzempfinden, Hunger und das Schlafbedürfnis unterdrückt. Der Konsument empfindet ein gehobenes Selbstwertgefühl, eine gesteigerte Risikobereitschaft und Euphorie. Allerdings wird er auch sehr Nervosität und entwickelt den als („Laberflash“) bekannten Rededrang. 

Besonders die Bewältigung von stupiden und monotonen Tätigkeiten fällt unter Crystaleinfluß leichter. Sowohl die Konzentration und Aufmerksamkeit als auch sexuelle Erregung und Leistungsfähigkeit können kurzfristig erhöt werden. Bei häufigerem Konsum werden jedoch schnell die Schattenseiten sichtbar. Massive Schlaf- und Kreislaufstörungen. Magenschmerzen bis hin zum Magendurchbruch sind möglich. Charakteristisch sind auch die als „Crystal-Akne“ bekannten Entzündungen der Haut, Zahnverlust und Unterernährung. Dazu leiden Langzeitkonsumenten häufig an Krampfanfällen, Herzversagen, Paranoia sowie Leber- und Nierenschäden. Auch Hirnblutungen und Schlaganfälle mit plötzlichen Lähmungen sind nicht unwahrscheinlich. Neben der neurotoxische Wirkung welche das Gehirn nachhaltig schädigt, besitzt Crystal auch ein extrem hohes Abhängigkeitspotential. Damit zählt es zu den gefährlichsten Drogen der Welt. 

Durch die Ausschüttung der körpereigenen Botenstoffe Noradrenalin und Dopamin kommt es zu einer körperlichen Leistungssteigerung, verbunden mit einer Erhöhung des Pulses, der Herzfrequenz und des Blutdrucks. Im menschlichen Körper werden mechanismen ausgelöst welche die Natur für Momente vorgesehen hat in denen der Mensch großen Gefahren ausgesetzt ist. Eine biologische Reaktion, gemacht für Ausnahmesituationen. Mit Crystal wird aus dieser Ausnahme- eine Dauersituation die das biologische Gleichgewicht nachhaltig stört. Die neurobiologischen Prozesse können nicht mehr normal ablaufen. Der Körper bildet gegenüber der Droge eine Toleranz aus und verlangt immer mehr davon. Es entsteht eine Sucht. 

Suchtstoffe wirken auf verschiedene Gehirnmechanismen, doch sie alle wirken über das Belohnungssysthem des Gehirns. So wird das erfolgreiche verhalten im natürlichem Zusammenhang von diesem Lustsystem bestärkt. So gräbt sich normaler weise gutes verhalten im Gehirn ein. Bei wiederholtem Konsum einer Droge bilden sich an diese Situation Molekulare Anpassungen aus. So kann das Gehirn allein immer schlechter Glücksgefühle und ein normales körperliches Wohlgefühl erzeugen. Im Fall von Crystalabhängigkeit führt das zur völligen Antriebslosigkeit beim ausbleiben der Substanz im Gehirn. Das Verlangen an die Droge wird immer stärker. Chronischer Missbrauch hat bleibende Veränderungen in den zellulären und molekularen Abläufen im Gehirn zur Folge.

Quelle: Facharbeit von Tristan Valentin Lieder

13 September 2013

SOKO Crystal

Am Montag stellte Hartmut Koschyk (Staatssekretär beim Bundesminister der Finanzen) einen intensivierten Bekämpfungsansatz gegen die Ausbreitung des synthetischen Rauschgifts Crystal in der deutsch-tschechischen Grenzregion vor. Nachdem der Zoll 2011 und 2012 mit den Speedway Kontrollen (DG berichtete) gegen den Methamphetamin schuggel in Sachsen und Bayern vorging, kommt nun die SOKO Crystal.

“Um dem Crystalschmuggel noch stärker zu begegnen, erhöht die Zollfahndung nun den Druck auf die hinter Käufern und Rauschgiftkurieren stehenden organisierten Drahtzieher und deren Helfer.” 

Zum 1. September wurden in Dresden, Nürnberg und Weiden die Sonderkommissionen "Crystal" eingerichtet. Mit ihnen soll “die rasche und wirksame Durchführung von Ermittlungsverfahren mit allen ihm gesetzlich zur Verfügung stehenden operativen Mitteln” verstärkt werden. Insgesamt 23 erfahrene Ermittler wurden in den drei SOKO´s zusammengezogen. Sie sollen die Hintergründe des Crystalschmuggels aufhellen um “die skrupellose Profiteure und organisierte Hintermänner zu enttarnen und festzunehmen.” 

Ehrbare Ziele, doch für eine wirksame Bekämpfung des Crystal-Problems bedarf es in meinen Augen mehr als drei SOKO´s des Zoll´s.

“Crystal” ist nicht nur ein Problem der Kriminalitätsbekämpfung, es ist auch ein Sucht- und Gesundheitspolitisches Problem. "Es wird uns nur gelingen, den Rauschgiftschmuggel wirksam zurückzudrängen, wenn wir uns als Staat und Gesellschaft mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln entschieden wehren". sagte Hartmut Koschyk in der Pressekonferenz. Das wird natürlich schwierig wenn die politischen Konzepte fehlen. Siehe auch DG-Bericht “Crystalland Sachsen”.

Die Bundespolizei muss sich stärker als bisher der genzüberschreitenden Drogenkriminalität annehemen. Nach dem Schengen Beitritt unserer östlichen Nachbarn gehören die neuen Herrausforderungen wie Drogenschmuggel und internationale KFZ-Verschiebung in die originäre Zuständigkeit einer Polizei die für die Sicherheit der Grenzen zuständig ist. Auch in der SOKO Crystal sollte die Bundespolizei mitwirken.

Der Handel mit Crystal muss an der Quelle, also den Vietnamesen-märkten in Tschechien bekämpft werden. In Europa darf es rechtsfreie Räum dieser Größenordnung nicht geben. Auch wo die Grundstoffe zur Herstellung des Crystal kommen muss aufgehellt werden. Hier könnte Europa, in Form polizeilicher Zusammenarbeit, mal zeigen was es kann.

Quelle: Zoll.de

Foto: © thodoristibilis - Fotolia.com

18 März 2013

Crystalland Sachsen


Die Drogenkriminalität in Sachsen nimmt immer mehr zu. Sachsens Innenminister Markus Ulbig erklärte am Freitag in Dresden das sich die Zahl der Straftaten im Vergleich zu 2011 um 9,6 Prozent auf 8900 Fälle 2012 erhöht hat. An den Grenzen nahmen Drogendelikte sogar um 16,3 Prozent zu. Im gleichen Atemzug lobte er die bei 95 % liegende Aufklärungsquote.

Fakten zu Drogen in Sachsen 2012:
  • 9 Todesfälle durch Drogen
  • 8.457 aufgeklärte Fälle
  • 7.309 Tatverdächtige
  • davon 581 nichtdeutsche
  • davon 24 % aus Tschechien
  • 4.763 Delikte im Zusammenhang mit Crystal
  • 7,69 Kilogramm Crystal sichergestellt

Fallzahlen und Sicherstellungsmengen sind nur eine Seite der Medaille und zwar die Seite der Polizeiarbeit. Dabei klingen 95 Prozent Aufklärungsquote natürlich super, sagen aber gar nichts aus. Jeder der ohne entdeckt zu werden Drogen schmuggelt oder andere Drogendelikte wie kaufen, verkaufen, herstellen etc. begeht taucht in keiner Statistik auf. Eine die Realität darstellende Statistik gibt es nicht, zum Glück für den Innenminister denn die Daten währen vernichtend. So aber gibt es bei Kontrolldelikten wie der Drogenkriminalität immer tolle Zahlen zu vermelden. Besonders die auf hohem Niveau immer noch ansteigende Zahl von festgestelltem Crystal Schmuggel/Handel (+ 23,6 Prozent) zeigt aber neben dem Fleiß der Polizeibeamten das Sachsen hier ein dickes Problem hat.

Währenddessen ist die Politik uneinig über das was zu tun ist. Die Opposition im sächsischen Landtag Linke, Grüne und SPD ist für eine Stärkung der Suchtberatung. Ein Antrag auf Ausbau der Suchtberatung in Sachsen fand keine Mehrheit. Die Regierung von CDU und FDP fordert eine härtere Gangart gegen Drogenhersteller und -dealer. Außerdem sei nach Ansicht der Liberalen der Bund in der Pflicht, Zoll und Bundespolizei an den Außengrenzen in Bayern und Sachsen aufzustocken.


So wichtig wie ich Suchtberatung und Kontrolldruck an den Grenzen finde, Begeisterung löst keiner der Lösungsansätze bei mit aus. Zum einen fehlt mir völlig ein stimmiges Präventionskonzept. Dabei gehört eine Reduzierung der Nachfrage zu den wichtigsten Stellschrauben in der Drogenpolitik. Siehe Jahresbericht der Europäische Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (EBDD). Zum anderen muss der Handel an der Quelle, nämlich den Vietnamesen-märkten in Tschechien bekämpft werden. Hier ist ein rechtsfreier Raum entstanden der seines gleichen Sucht. Wie kann es in Europa sein das sich harte Drogen so einfach kaufen lassen wie Hausschuhe? Auch hier fehlt mir eine Antwort der Politik.

Zustimmen möchte ich aber der drogenpolitischen Sprecherin der Fraktion "Die Linke" Freya-Maria Klinger:

"Das was unsere Gesellschaft von den Menschen fordert und Crystal ihnen für kurze Zeit gibt, nämlich permanente Leistungsbereitschaft, Durchhaltevermögen, und Belastbarkeit, können die Abhängigen oft über viele Jahre nicht mehr bringen. Der Abstieg geht schnell. Der Weg zurück in ein halbwegs normales Leben ist dafür umso länger."



Foto: © fotomek - Fotolia.com

23 August 2012

Crystal aus Tschechien

In dieser Woche gab es zwei Meldungen zu unserem Nachbarn Tschechien. Auf den ersten Blick mögen diese Nachrichten nichts miteinander zu tun haben, ich möchte sie hier trotzdem kurz zitieren und gegenüberstellen. Zunächst eine Nachricht die ich bei Bild.de gefunden habe:

Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Mechthild Dyckmans (FDP), hat am Dienstag mit Blick auf die Amphetamin-Droge Crystal die Politik der tschechischen Regierung kritisiert. „Die Tschechen haben ihre Politik geändert und die Grenzen für die geringe Menge zum Eigenbedarf bei Crystal und anderen illegalen Drogen angehoben”, sagte sie der „Leipziger Volkszeitung”. „Das führt auch dazu, dass sich mehr Produzenten ansiedeln und mehr Leute diese äußerst aggressive Droge konsumieren. Das begünstigt natürlich auch, dass diese Droge über die Grenze nach Deutschland gelangt.” Das kristalline Methamphetamin kommt überwiegend aus tschechischen Drogenküchen.

Über die Herrabstufung von Drogenbesitz zur Ordnungswidrigkeit und den Lawinenhaften Anstieg der Methamphetaminfeststellungen haben ich ja schon vor geraumer Zeit berichtet. Mir geht es da genau wie Frau Dyckmanns, ich kann die Ignoranz der Tschechen nicht nachvollziehnen. Die Crystal-Händler auf den Asia-Märkten auf tschechischer Seite sind bekannt. Bei Kontrollen macht man aber vor Türen an denen “Privat” dran steht einfach Achsel zuckend halt. Die harten Einsparungen
der vergangenen Jahre bei den tschechischen Sicherheitskräften scheint hier ihre fatale Wirkung zu zeigen. Das unterstreicht auch diese Meldung:

Tschechiens Geheimdienst BIS schlägt Alarm: Verwaltung und Justiz des Landes werden immer stärker vom organisierten Verbrechen unterwandert. Entsprechende Lobbyisten hätten in einigen Gemeinden durch eigene Netzwerke inzwischen regelrechte parallel Machtstrukturen aufgebaut und beeinflußten Entscheidungen von Kommunalparlamenten, berichtet der Prager Rundfunk aus dem BIS-Jahresbericht. (Quelle: Berliner Umschau)

17 Januar 2012

Operation Speedway


Vergangene Woche stellte Hartmut Koschyk, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister der Finanzen die Ergebnisse der "Operation Speedway" vor. Von Mitte Oktober bis Mitte Dezember 2011 rückten Zoll, Bundespolizei sowie die Landespolizeien in Sachsen und in Bayern in der deutsch-tschechischen Grenzregion Dealern und Schmugglern auf die Pelle. Auch tschechische Beamte waren an dem Einsatz beteiligt. Hauptaugenmerk wurde dabei auf die synthetischen Modedroge Crystal (Methamphetamin) gelegt. Im Jahresbericht der Europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht war zu lesen das die Tschechische Republik führend ist in der Methamphetamin Herstellung. 2009 wurden hier 342 Herstellungsstätten, hauptsächlich kleine Küchenlabors aufgedeckt. Ich habe hier im Drogenguide schon im Februar 2010 über das deutsch-tschechische Crystalproblem berichtet.

Auch der deutsche Zoll stellt eine kontinuierliche Steigerung des Crystal-Schmuggels fest. Die beschlagnahmten Mengen stiegen von weniger als einem Kilogramm im Jahr 2009, auf 15 Kilogramm im Jahr 2010 und 17 Kilogramm im vergangenen Jahr. Zudem gelang es dem Zoll, im Jahr 2011 den Einfuhrschmuggel von weiteren elf Kilogramm strafrechtlich nachzuweisen. Letzteres wird wohl bedeuten das die Überwachung von Telekommunikation den Crystaleinfuhr belegt, der Stoff selber aber in Umlauf gelangt ist.

Zur Operation Speedway wurden an insgesamt 31 Tagen 3.300 Personen kontrolliert und dabei 1,6 kg Crystal sichergestellt. Das entspicht etwa 64.000 Konsumeinheiten und einem Straßenverkaufswert von bis zu 225.000 Euro. Neben Crystal entdeckten die Fahnder vier Kilogramm Marihuana, 6.000 illegale Feuerwerkskörper sowie mehrere Kleinwaffen. Was in etwa auch dem Warenangebot der Vietnamesenmärkte kurz hinter der deutschen Grenze auf tschechischer Seite entspricht.

Die Operation führte zu 21 vorläufigen Festnahmen wegen Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz. Von den zuständigen Staatsanwaltschaften wurden 16 Haftbefehle erwirkt. Man hat also mal ordentlich auf den Busch geklopft und abgefischt was raus gekommen ist. Der Äusserung des Herrn Staatssekretär das es damit gelungen sei dem Schmuggel von Crystal einzudämmen wage ich zu bezweifeln. Dazu müsste man an die Wurzel des übels ran, die rechtsfreien Räume der grenznahen Vietnamesenmärkte. Wobei ich denke das Herr Koschyk das meint, sich nur diplomatischer ausdrückt wenn er sagt: "Neben einem intensiven Informationsaustausch und gemeinsamen Kontrollen gilt es, das Problem an der Wurzel zu packen und die illegalen Produktionsstätten auszuheben. Diesen Weg werden wir weiter gehen und gemeinsam mit unseren tschechischen Nachbarn ausbauen.”

Foto: Zoll

18 Februar 2010

Apotheken, Crystal und die BILD


--> -->
Da hat sich die BILD hier in Dresden ja wieder mal einen schönen Skandal zusammen gesponnen. Haben doch die bösen Apotheker dem noch viel böseren LKA Sachsen illegal Kundendaten zukommen lassen. Unschuldige Kunden die nur rezeptfreie Hustenpastillen gekauft haben. Der Leser glaubt das wahrscheinlich auch noch. Es sei denn es fällt ihm auf das er ja gar keinen Ausweis vorzeigen muss bzw. gar keine „Kundendaten“ anfallen wenn er in der Apotheke etwas Rezeptfreies kauft.

Fakt ist, Sachsen hat ein Problem mit Crystal. Die Droge ist echt böse. Es handelt sich um ein Methamphetamin mit hohem Abhängigkeitspotenzial. Die Bezeichnung „Designerdroge“ verharmlost das Crystal in ekligen Giftküchen, meist in Tschechien, mit viel Chemie zusammengebraut wird. Ein wichtiger Grundstoff ist hier Ephedrin bzw. Pseudoephedrin. Diese sind unter anderem in rezeptfreien Grippemitteln zu finden. Zur Drogenherstellung muss also einiges dieser Arzneimittel beschafft werden um den Grundstoff für Crystal zu gewinnen.

Synthetische Drogen sind ne Recht komplizierte Angelegenheit und haben viel mit Chemie zu tun. Neben dem Betäubungsmittelgesetz kommen dabei das Grundstoffüberwachungs- und das Arzneimittelgesetz zur Anwendung. Da muss man sich schon gut auskennen um zu erkennen wenn jemand damit etwas Illegales vor hat.

Auch wenn Apotheker heutzutage keinen hippokratischen Eid mehr leisten, sind sie doch der Gesundheit von Menschen verpflichtet. Drogenköche zu beliefern dürfte da so ziemlich das Gegenteil sein. Wenn der Apotheker also einen Verdacht hat, weil eine zwielichtige Gestalt bei ihm größere Mengen einer Arznei kauft. Eine Arznei von der er weiß dass daraus ein hochgefährliche Droge hergestellt werden kann. Klar muss er das dann Polizei oder LKA melden. Die müssen dann ermitteln ob da eine Straftat vorliegt oder nicht. Liebe BILD wie habt ihr Euch denn das sonst vorgestellt?
Also mit der BILD nur den Bio-Mülleimer auslegen und sich sonst nur bei seriösen Medien informieren.