25 Oktober 2012

40 Jahre "War on Drugs"

Wenn Kalle Dampf bei einer Polizeikontrolle seine Tütchen Weed abgenommen bekommen und eine Anzeige kassiert hat, beklagt er sich gerne Opfer des unsäglichen „War on Drugs“ (Krieg gegen Drogen) geworden zu sein. Selbst Brad Pitt forderte kürzlich bei einer Pressekonferenz. Dabei hatte der damalige US Präsident Richard Nixon keineswegs kleine Konsumenten wie Kalle Dampf im Visier als er 1972 den „War on Drugs“ ausrief. Auch wenn heutzutage die Gegner der Drogen-Prohibition gerne die kriegerischen Dimensionen, die Kosten und die vermeintliche Wirkungslosigkeit des Krieges gegen Drogen anprangern, möchte ich mich an einer differenzierten Betrachtung versuchen. Hierzu möchte ich die Maßnahmen im einzelnen Ansprechen und bewerten.


1. Spezialisierung der Polizei
In den USA wurde 1973 die DEA gegründet, eine Strafverfolgungsbehörde die und mit polizeilichen, militärischen und geheimdienstlichen Mitteln erfolgreich gegen internationale Drogenbanden vorgeht. In kleineren Dimensionen gibt es in Deutschland bereits seit 1970 die gemeinsamen Ermittlungsgruppen Rauschgift (GER). In denen arbeitet der Zoll mit den jeweiligen Landespolizeien der Bundesländer zusammen. Zielrichtung auch hier organisierte Kriminalität. Für reine Konsumenten (wie Kalle Dampf) interessiert sich weder GER noch DEA .


2. Informationskampangen
Es gibt zahlreiche Kampangen und Projekte die über die Gefahren und Risiken von Drogenkonsum aufklären. Grundsätzlich finden das auch die Prohibitionsgegner richtig, wollen den Kampf gegen Drogen sogar auf dieses Mittel beschränken. Streit gibt es hier trotzdem, meist um das Gefahren und Schadenspotential der verschiedenen Substanzen. Wenn man wie Kalle Dampf natürlich nur Argumente akzeptiert die mit dem eigenen Konsummuster kompatibel sind oder gar gänzlich Beratungsresistent ist, wird man von diesem Mittel der Drogenbekämpfung nicht erreicht.

3. Wirtschaftlicher und politischer Druck
Für viele Entwicklung´s und Schwellenländer ist der Handel mit Drogen ein echter Wirtschaftsfaktor. Teilweise übersteigen die Einnahmen der Kartelle die Staatshaushalte bei weitem. Dazu kommt eine gewisse Tradition zumindest im Umgang mit den Grundstoffen zur Drogenherstellung (z.B. Kokablätter in Südamerika). Solange hier keine ernsthaften wirtschaftlichen Alternativen geschaffen werden bewirkt, Druck von außen lediglich einen Verdrängungseffekt. Die Aufforderung von Kalle Dampfs Sozialarbeiter nicht mehr soviel zu kiffen kann man hier aber nicht dazuzählen.

4. Bekämpfung der Geldwäsche
Jeder Lokalpolitiker freut sich wenn in seinem Wahlkreis investiert wird. Wo das Geld her kommt kann oder will sicher der eine oder andere gar nicht wissen. Das „schmutzige Geld“ aus den internationalen Finanzströmen herauszufiltern gehört sicher zu den anspruchsvollsten Aufgaben im „War on Drugs“. Unser Kalle Dampf hat aber auch hier nichts zu befürchten.

Nach 40 Jahren „War on Drugs“ der Milliarden an Dollar und Euro gekostet hat gibt es noch immer jede Menge Drogen auf der Welt. War der Kampf also sinnlos? Ich behaupte nein. Allerdings möchte ich an dieser stelle nicht die üblichen Pro-Prohibitionsargument abspulen, sondern mich an einem vergleich versuchen. Einem vergleich der mich noch mal zurück zu Richard Nixon führt. Der sagte in seiner Amtszeit nicht nur den Drogen, sondern auch der Umweltverschmutzung den Kampf an. Er gründete die Environmental Protection Agency (EPA) als erste nationale, amerikanische Umweltbehörde und wollte Umweltschutz sogar zum Zuständigkeitsbereich der NATO machen. Themen wie Saurer Regen und der Treibhauseffekt wurden durch Nixons Beauftragten, den späteren UNO-Botschafter Daniel Patrick Moynihan, zum ersten Mal auf internationaler Ebene angesprochen.

Auch in diesem Bereich hat sich in über 40 Jahren viel verändert. Vom Menschen gemachte Umweltkatastrophen, Raubbau an der Natur und das aussterben unzähliger Tierarten könnten den Kampf für die Umwelt als gescheitert erscheinen lassen. Doch der Kampf für die Umwelt ist ähnlich wie der Kampf gegen Drogen keine Frage von Sieg oder Niederlage. Es sind Kämpfe die einfach geführt werden müssen. Auf beiden “Schlachtfeldern” gibt es immer wieder neue Herrausforderungen, besonders durch die Globalisierung. Was mich zurück zum „War on Drugs“ bringt.

Solange die Südamerikaner nur ihre Kokablätter, die Afrikaner nur ihr Kath und die Europäer nur ihren Alkohol hatten, bestand ein gewisse Beherrschbarkeit  Aber wir leben in einer globalisierten Welt. Drogen wirken heute durch Synthetisierung um ein vielfaches stärker als ihre natürlichen Grundstoffe. Was in meinen Augen eine latente Bedrohung der Menschen und ihrer Gesundheit darstellt. Egal ob europäische Demokratie, afrikanische Diktator oder asiatischer Gottesstaat, nirgendwo gibt es eine totale Drogenliberalisierung. Denn gerade moderne Drogen hätten das Potenzial eine jede Gesellschaft gänzlich zu zerstören. 

Beide Kämpfe, der gegen Drogen und der für die Umwelt kosten viel Geld, werden nie in einem Endsieg münden und müssen trotzdem geführt werden. Auch wenn Brad Pitt und Kalle Dampf das nicht verstehen.

Foto: © jackson gee - Fotolia.com

13 Oktober 2012

legal oder illegal Highs

Egal ob man sie nun "Designerdrogen" oder etwas irreführend als "Legal Highs" bezeichnet möchte, sie sind das erfolgreichste Drogen-Geschäftsmodell der letzten Jahre. Professionell aufgemacht und offiziell verharmlosend als "Kräutermischungen", "Raumlufterfrischer" oder "Badesalze" verkauft, sind sie der Trend in einer rechtlichen Grauzone. Ihre berauschende Wirkung wird in Internetforen und per Mund zu Mund Propaganda beschworen und dabei die wirklichen Inhaltsstoffe verschleiert.

Bereits am 26. Juli 2012 wurden mit der 26. Verordnung zur Änderung betäubungsmittelrechtlicher Vorschriften 28 neue psychoaktive Substanzen verboten. Bei den nun unter das Betäubungsmittelgesetz (BtMG) unterstellten synthetischen Stoffen handelt es sich unter anderem um Derivate des Amphetamins und Kokains. Das sind chemische Abwandlungen bekannter Stoffe, die bereits vorher dem BtMG unterlagen.

Beispiel die Räuschermischung "Maya". Die in den einschlägigen Foren hochgelobte Kraut enthält den Wirkstoff: JWH-210. (Analyse: 18.02.2011 THC Pharm GmbH)*. Dieses synthetische Cannabinoid ist eines der 28 Stoffe die vor 11 Wochen ins BtMG aufgeneommen wurden. Dadurch wurde Maya sofort zur illegalen Droge, was auch für Polizeibeamte in vom BKA betreuten Listen jederzeit nachzulesen ist. Das Geschäft lassen sich die Dealer dadurch aber nicht vermiesen. In der selben Aufmachung, nur mit verdrehten Buchstaben wird jetzt "Yama" vertrieben. Ob dort ebenfalls ein illegales Cannabinoid oder Aminoalkylindol drin ist, ist zunächst weder für Polizeibeamte noch für Konsumenten nachvollziehbar.


Auch wenn Internetdienste wie Legal-High-Inhaltsstoffe.de versuchen Licht ins dunkel der synthetischen Beimischungen zu bringen, der Umgang mit und Konsum von diesen Substanzen ist sowohl rechtlich als auch gesundheitlich ein Tanz auf dünnem Eis. Zwar sind bislang nur wenige Todesfälle im Zusammenhang mit dem Konsum von "Legal Highs" bekannt geworden, allerdings muss auch von einem nicht unerheblichen Dunkelfeld ausgegangen werden. Bei regulären Drogen-Screenings werden die neuen psychoaktiven Substanzen nicht erkannt.


*Quelle: Legal-High-Inhaltsstoffe.de

02 Oktober 2012

Internationale Behörden und Organisationen

Drogen, egal ob legal oder illegal, sind ein internationales Problemfeld. Daher gibt es auch zahlreiche Behörden und Organisationen die sich Länderübergreifend mit diesem Thema beschäftigen. Die hier Vorgestellten halte ich für besonders wichtig im weltweiten Rauschgiftkosmos. Einen Sonderstatus nimmt die hier letztgenannte Organisation ein, deren Zuordnung man aber auch unbedingt kennen sollte.

World Health Organization, (WHO)
Die Weltgesundheitsorganisation ist eine Sonderorganisation der Vereinten Nationen mit Sitz in Genf (Schweiz). Sie wurde 1948 gegründet und zählt 194 Mitgliedsstaaten. Sie ist die Koordinationsbehörde der Vereinten Nationen für das internationale öffentliche Gesundheitswesen. Auch wenn die Drogen nicht das Hauptthema der WHO sind, gibt es doch zahlreiche Berührungspunkte. So beschäftigt sich die WHO unter anderem mit der Gefahr von HIV-Infektionen bei Drogen injizierenden Personen und der weltweiten Eindämmung des Tabakgebrauches.www.euro.who.int/de/home

United Nations Office on Drugs and Crime (UNODC)
Das Büro für Drogen- und Verbrechensbekämpfung wurde 1997 gegründet und hat weltweit etwa 500 Mitarbeiter. Die Zentrale der UNODC ist in Wiens UNO-City, in New York City gibt es ein Verbindungsbüro und weitere 21 Außenstellen weltweit. Hauptaufgaben der UNODC sind die welweite Aufklärung über die Gefahren von Drogenmissbrauch und die internationalen Aktivitäten gegen Drogenproduktion, -handel und -verbrechen zu verstärken. www.unodc.org


Internationaler Suchtstoffkontrollrat (INCB)
Der Rat wurde 1968 in Wien aufgrund des Einheitsabkommen über die Betäubungsmittel von 1961 gegründet. Er überwacht die Einhaltung der internationalen UNO-Drogenkontrollverträge über den Anbau, die Produktion und Verwendung von Drogen. Also ihre beschränkte Verwendung für medizinische und wissenschaftliche Zwecke. Auch die Überwachung von Chemikalien die zur Herstellung illegaler von Drogen verwendet werden können, gehört zu den Aufgaben des INCB. Der Rat besteht aus 13 regierungsunabhängigen Expertenderen, deren Monitoring einen weltweiten Überblick über alle verfügbaren Drogen in Produktion und Handel verschafft. www.incb.org

Drug Enforcement Administration (DEA)
Die DEA wurde 1973 gegründet und hat sich mit ihren über 5000 Agenten zu einer global agierenden Organisation entwickelt. Die Behörde ist an das amerikanischen Justizministerium angegliedert. Mit 87 Büros in 63 Ländern (Quelle: Spiegelbericht (Dezember 2010) bekämft die DEA mit polizeilichen, militärischen und geheimdienstlichem Methoden internationale Drogenkartelle. www.justice.gov/dea/index.shtml

Europäische Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (EBDD)
Aufgabe der EBDD ist die Erlangung von objektiven, zuverlässigen und vergleichbaren Informationen über Drogen und der Drogensucht in der Europäischen Union. Sie wurde 1993 geschaffen und hat ihren Sitz in Lissabon. Sie gibt jährlich einen viel beachteten Bericht über den Stand der Drogenproblematik in Europa heraus. www.emcdda.europa.eu

Foundation for a Drug-Free World
Das wichtigste vorweg, die Foundation gehört zum Dunstkreis von Scientology. Nach eigenen Angaben hat die Foundation bereits in 120 Ländern Drogenaufklärungsveranstaltungen durchgeführt. Auch wenn ich kein Sektenexperte bin ist mir klar, diese Leute und deren Projekte sind nur mit äußerter Vorsicht zu genießen. Auf der Internetseite und einem mir vorliegendem Informationsheft ist kein Hinweis auf Scientology zu finden. Informiert wir über die gängigen illegalen Drogen und Alkohol, wobei sich die Informationen in erster Linie an Jugendliche richten. Pädagogen, Polizeibeamte und Eltern werden aufgefordert ein kostenloses Informationskit "Fakten über Drogen" bzw. ein "Unterichtspaket" anzufordern. Ich habe es nicht getan und würde es auch niemanden empfehlen. www.drugfreeworld.org