Vergangene Woche hat die Drogenbeauftragte der Bundesregierung Mechthild Dyckmans (FDP) die neue Drogenstrategie vorgestellt. Die “Nationalen Strategie zur Drogen- und Suchtpolitik” setzt dabei auf Aufklärung und Beratung. Werbeverbote, höheren Steuern auf Alkohol oder härteren Strafen für Schnapsverkauf an Jugendliche? Fehlanzeige! Die Bundesregierung schwenkt in ihrer Drogenpolitik auf einen Schmusekurs mit Wirtschaft und Lobbyisten ein.
In Deutschland sterben jährlich 200.000 Menschen durch Tabak und Alkohol. "Riskantes Konsumverhalten nimmt immer mehr zu" warnt selbst die Drogenbeauftragte. Darauf nur mit Aufklärungbroschüren und Selbstverpflichtungen der Industrie zu Antworten ist lächerlich. Hier greift die neue Strategie, die den seit 2003 gültigen Aktionsplan ablöst, eindeutig zu kurz. Auch die 12,25 Millionen Euro an Bundesmittel für Prävention sind zu mickrig. Sie stehen 471 Millionen Euro (2009) für Alkohl- und 128 Millionen Euro (2007) für Tabakwerbung gegenüber. (Siehe auch: Werbung für Drogen)
Aber es gibt auch durchaus positive Ansätze zu erkennen. Zum einen umfast die deutsche Drogenstrategie, entgegen anderen europäischen Ländern, sowohl illegale als auch legale Drogen. Auch die Problemfelder Medikamentenabhängikeit, Glücksspiel- und Internetsucht wurden in die Strategie integriert. Zum anderen möchte die Drogenstrategie 2012 den Mensch in den Mittelpunkt stellen und spezielle Risikogruppen auch individuell ansprechen. Beispielsweise beim Alkoholverzicht in der Schwangerschaft und Stillzeit. Beides sehr positive Ansätze.
Ansonsten gliedert sich die neue deutsche Drogenpolitik in vier Ebenen:
Prävention, also die Aufklärung über die Gefahren des Suchtmittel- oder Drogenkonsums wobei hier der Schwerpunkt bei den bei Kindern und Jugendlichen gelegt wird.
Hilfen zum Ausstieg, also Beratungs- und Behandlungsangebote sind notwendig, um Suchtkranken beim Ausstieg aus dem Suchtkreislauf zu helfen.
Schadensreduzierung, also Überlebenshilfen und Maßnahmen zur Schadensbegrenzung wie z. B. die Drogenkonsumräume mit Angeboten zum Spritzentausch
Repression, also gesetzliche Regulierungen zur Angebotsreduzierung und allgemeine Verbote wie z.B. Nichtraucherschutzgesetze, das Jugendschutzgesetz und das Betäubungsmittelgesetz. Als auch die Bekämpfung der Drogenkriminalität.
Auch wenn die Drogenstrategie 2012 keinen bahnbrechenden Veränderungen erwarten lässt, sie zeigt auf was unsere Gesellschaft in Sachen Drogen und Sucht zu erwarten hat. Sie evaluiert alte Strategien wie die gegen Alkoholmissbrauch und stellt sich neuen Problemen wie Onlinesucht und “Legal Highs”. Ein lesenswerter Kompass von Anti-Drogen-Strategien, ob diese wirklich Durchschlagskraft haben muss sich noch zeigen. Drogenguide.de wird ihnen allen auf den Zahn fühlen.
Quellen: Nationale Strategie & Jahrbuch Sucht
Foto: Pressefoto Drogenbeauftragte der Bundesregierung Mechthild Dyckmans (FDP)
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