23 März 2017

Computerspielsucht

Was Jugendliche heute unter intensiven zocken verstehen, bezeichnen Psychologen schon als Störungen mit Krankheitswert. Als  Forschungsdiagnose werden diese Störungen als „Internet Gaming Disorder“ bezeichnet. Dazu müssen fünf der folgenden neun Kriterien über 12 Monate erfüllt sein:


  1. Gedankliche Eingenommenheit
  2. Entzugssymptome
  3. Toleranzentwicklung
  4. Fehlende Kontrolle
  5. Interessenverlust
  6. Exzessive Nutzung
  7. Vertuschen
  8. Flucht
  9. Schwerwiegende Folgen


Zur Diagnose der Computerspielabhängigkeit existieren bislang noch keine eigenständigen Störungsbilder die für die formale Diagnose notwendig sind. In beiden Klassifikationssystemen (ICD-10 und DSM-IV) kann die Computerspielabhängigkeit zu den abnormen Gewohnheiten und Störungen der Impulskontrolle sowie zum pathologischen Glücksspiel gezählt werden. Daher sind Diagnose und Therapieoptionen im Moment noch erheblich erschwert. Obwohl die Computerspielsucht bislang in kein Klassifikationssystem aufgenommen wurde, zeigen sich ähnliche Symptome bei anderen psychischen Abhängigkeiten. Die Forschung zu diesem Krankheitsbild steht erst am Anfang, Fakt ist aber jetzt schon, es ist wachsendes Problemfeld. Welches auch Thema der Jahrestagung der Drogenbeauftragten der Bundesregierung war. Denn ein wirksamer digitale Jugendschutz muss erst noch aufgebaut werden.

Die jüngste Drogenaffinitätsstudie bei Jugendlichen aus dem Jahr 2015 zeigt eine Zunahme der Verbreitung computerspiel- und internetbezogener Störungen bei männlichen und weiblichen 12- bis 17-jährigen Jugendlichen. Hier einige Fakten aus der Studie:

80,6 Prozent der 12- bis 17-jährigen Jugendlichen nutzen das Internet täglich zur Kommunikation. Es folgen Unterhaltung, Information, Computerspiele und Einkäufe. Insgesamt neun von zehn Jugendlichen (88,3 Prozent) nutzen täglich die verschiedenen Internetangebote bzw. Computerspiele.

Computerspiel- und internetbezogene Störungen sind bei 12- bis 17-jährigen Jugendlichen (5,8 Prozent) weiter verbreitet als bei 18- bis 25-jährigen Erwachsenen (2,8 Prozent). Weibliche Jugendliche (7,1 Prozent) sind stärker betroffen als männliche Jugendliche

Computerspiel- und internetbezogene Störungen sind sozial ungleich verteilt. Sie zeigen sich bei Schülerinnen und Schülern der Gesamt- und Berufsschulen häufiger als bei Gymnasiastinnen und Gymnasiasten.

Bei männlichen und weiblichen Jugendlichen (12 bis 17 Jahre) ist die Verbreitung computerspiel- und internetbezogener Störungen seit 2011 angestiegen. Bei jungen Erwachsenen (18 bis 25 Jahre) gibt es keinen statistisch signifikanten Anstieg.

Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung hat auf der Jahrestagung am 9. November 2016 wichtige Ziele benannt. Neben der Entwicklung einer einheitlichen Forschungsstrategie, um in den Bereichen der Prävention, der Frühintervention, des Suchtverlaufes, der Entstehungsbedingungen von Internetsucht und der erfolgreichen Therapie um die Wissenslücken zu schließen, steht ein angepasster Jugendschutz ganz oben auf der Agenda. Dazu sollen die Möglichkeiten zur nutzerseitigen Selbstbeschränkung verbessert und die suchtmindernde Gestaltung von Onlinespielen umgesetzt werden. Konkret gefordert sind hier Informationen über die erforderliche Spielzeit und den Geldeinsatz, der Verzicht auf 1-Klick-Käufe und den Verzicht von negativen Konsequenzen für den Spieler bei längerer Abwesenheit.


Quellen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Computerspielabhängigkeit

Keine Kommentare: