20 August 2012

Hetzjagd auf Raucher

Australien macht Ernst. Ab Dezember 2012 dürfen Zigaretten nur noch in einheitlich olivgrünen Packungen mit Schockfotos u.a. von schwerkranke Krebspatienten, fauligen Zähnen und Kindern am Beatmungschlauch verkauft werden. Logos und Markenname dürfen nur noch klein aufgedruckt sein. Der Obersten Gerichtshof wies eine Klage der Tabaklobby in der vergangenen Woche ab. So gelten in Australien bald die Weltweit härtesten Auflagen für Zigarettenkonzerne. Auch einigen europäischen Ländern wollen den australischen Weg gehen. Wenn er sich als erfolgreich Herausstellen sollte, möglicherweise sogar die gesamte EU. Beginnt nun eine neue Hetzjagd auf Raucher?

Am 02. November 1492 entdeckte ein Aufklärungsteam von Christoph Columbus, ein gewisser Torres und ein gewisser Xeres in Amerika die ersten rauchenden Uhreinwohner. Der Siegeszug rollte langsam an. Erst gab es Kau- und Schnupftabak, später Pfeifen und Zigarren. Erst im 19 Jahrhundert und mit der Einführung der Zigarette wird Tabak zum Milliardengeschäft. Aber auch schon auf dem Weg zur Massendroge war für den Tabak schwer.

Die Gängelung von Rauchern heutzutage ist nichts gegen die Hetzjagten denen sie früher ausgesetzt waren. Sultan Murad IV behauptete Raucher hätten den Brand von Konstantinopel im Jahre 1633 ausgelöst und ließ 20000 hinrichten. Der russische Zar Michael Romanow ließ im selben Jahrhundert Rauchern die Nase abschneiden und in der Schweiz wurde 1661 gleich mal ein 11. Gebot erlassen "Du sollst nicht rauchen" woraufhin tausende im Gefängnis landeten oder ausgepeitscht wurden. Nachdem die Zigarettenwerbung Mitte des 20 Jahrhunderts das Rauchen erfolgreich mit Attributen wie Freiheit, Abenteuer und Individualismus verbindet, wird die Kippe eine Erfolgsdroge in allen gesellschaftlichen Schichten.

Im August 1984 musste der wohl weltweit bekanntest Raucher aus gesundheitlichen Gründen aufhören, Fidel Castro. Auch in der westlichen Welt wird man sich immer mehr der fatalen Auswirkung auf die Gesundheit und den damit einhergehenden Kosten für die Sozialsysteme bewusst. Es folgen Aufklärungskampagne, Werbeeinschränkungen und Rauchverbote in öffentlichen Gebäuden. Auch Arbeitgeber sehen Raucherpausen zunehmend skeptisch. Dazu kommt eine im laufe der Jahre stetig gestiegene Steuerlast auf Tabakprodukte, sind Raucher doch ideale Steuer-Melkkühe. Zum einen lassen sich Steuererhöhungen, nicht ganz zu Unrecht, mit der Volksgesundheit begründen. Zum anderen bringen auch geringe prozentuale Erhöhungen erhebliche Geldbeträge ein.

Die Steuerlast hat natürlich einen schwunghaften Schmuggel und Schwarzmarkthandel hervorgebracht. Eine annehmbare Alternative stellen diese, in schmuddeligen Hinterhöfen produzierten Zigaretten jedoch kaum dar. In einer jüngst vom Zoll veröffentlichten Untersuchung wurden neben Metallstücken und Nylonfäden sogar Hinterlassenschaften von Mäusen in diesen Produkten gefunden.

So sinkt der Anteil der Raucher in den westlichen Industrieländern seit Jahren. Lediglich in den Entwicklungsländern wächst der Markt für Tabakprodukte noch. Hier haben die Gesundheitbehörden und Organisationen den mächtigen Tabakkonzernen noch nicht viel entgegenzusetzen. Was nicht heißen soll das Raucher in Industriestaaten eine demnächst aussterbende Spezies sind. Noch immer gibt es Millionen Raucher die glauben der Griff zur Zigarette wäre ihre freie Entscheidung. Es ist aber leichter sich bei nem Zigarettchen über die Gängelung von Rauchern zu beschweren, als sich seine Abhängigkeit einzugestehen.


Quellen: "Tabak" Ekkehard Launer (Süd-Nord Reihe), Zoll,

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