13 Juli 2010

Rauschkultur


Jede Kultur hat ihre Drogen, im Verlauf der Geschichte ändert sich aber hin und wieder mal das bevorzugte Rauschmittel.

Welche Droge zu welcher Zeit in welcher Region aktuell ist hängt von verschiedenen Faktoren ab. In erster Linie natürlich von der Verfügbarkeit des Rauschmittels bzw. deren Rohstoffe. Aber auch politische und religiöse Befindlichkeiten haben Einfluss auf die Rauschkultur. Während beispielsweise der Koran Alkohol ablehnt hat das Christentum damit keine Probleme. Daher hatte es dieser in Europa sicherlich einfacher sich zu etablieren. Im Orient hingegen, wo prächtiger Schlafmohn gedeiht, fand Opium viele Liebhaber.

Rauschmittel, Kultur und Gesellschaft sind schon immer eng verwoben. Fantasie und Entrückungs fördernde Drogen gehörten seit Jahrhunderten in die 1001 Nacht Kultur der Geschichtenerzähler und Derwische (Gottsuchende Wanderer) des Orient. Das Meskalin und Psilocibin der so genannten "Zauberdrogen" in die Kultur der Indianer Zentralamerikas. Und im expandierenden römischen Imperium berauschte man sich gern mit Wein. Überhaupt wurde zu Kriegszeiten die Angst der Soldaten schon immer mit Alkohol und später mit Pervitin (einem Amphetamin) betäubt. Eine bekiffte Truppe war da nicht zu gebrauchen. Herrschern und Heerführern war die Wirkung von Drogen sehr wohl bekannt. Was erlaubt oder geduldet war, änderte sich im Verlauf der Jahrhunderte oft parallel zur politischen Doktrin.

Verordnen oder gänzlich unterbinden lässt sich eine Rauschkultur freilich nicht. Von letzterem ist die Prohibition (1919-1933) in den USA ein schönes Beispiel. Aber auch die aktuelle "Rauchverbot" Diskusion in Deutschland zeigt wie schwer sich eine Rauschkultur zurückdrängen lässt. Darüberhinaus ist Drogen Ge-und Missbrauch auch ein gerne genutztes Mittel um gegen das herrschenden Establishment zu rebellieren oder kleine verschworene Subkulturen zu schaffen.


In der Globalisierten Welt von heute sind so ziemlich alle Drogen überall zu bekommen. Neben den in Deutschland erfolgreich etablierten legalen Drogen Alkohol und Nikotin gibt es hier viele weitere "Rauschkulturkreise". Die Kiffer die ihren Hanf gerne legalisiert sehen würden, die Partydrogen Freunde die sich am Wochenende mir Ecsatsy und Amphetaminen aufschaukeln usw. eine Multi-Rauschkultur.

Der Rauschbefürworter Gottfried Benn schrieb einst über die "denaturierten europäischen Gehirne" den Satz: "Sonst käme sie darauf, den Ausbau visionärer Zustände, etwa durch Meskalin oder Haschisch, der Rasse einen Zustrom von Erkenntnissen und von Geist zu vermitteln, der eine neue schöpferische Periode aus sich entbinden könnte".

Die Realität sieht aber anders aus. Bis auf wenige Ausnahmen im Bereich der Kunst, der Rausch ist eine Sackgasse. Besonders wenn neue Rauschmittel eine Gesellschaft erobern wird es Gefährlich. So hat das "Feuerwasser" des weißen Mannes beispielsweise der indianischen Kultur massiven Schaden zugefügt. Eine Kultur im Rausch entwickelt nichts Innovatives sie bedient sich in erster Linie selbst.


Quelle: Vom Rausch im Orient und Okzident

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