08 November 2016

Social Media Sucht

Morgen findet in Berlin die Jahrestagung 2016 der Bundesdrogenbeauftragten statt. In diesem Jahr geht es um das Thema Internetsucht, dem neuen Sucht Phänomen der digitalisierten Gesellschaft. Unter dem Motto "Webholic sucht Hilfe" soll über Fragen rund um das Thema Medienabhängigkeit sowie über die aktuelle Beratungs- und Behandlungssituation diskutiert werden. Die aktuelle Studie "Prävalenz der Internetabhängigkeit – Diagnostik und Risikoprofile (PINTA-Diari) geht davon aus, dass in Deutschland etwa 1 % der 14-65-Jährigen internetabhängig sind, weitere 4,6 % der 14- bis 64-Jährigen werden als problematische Internetnutzer angesehen.. 

Weitere Ergebniss von PINTA-Diari:
  • 37 % der Abhängigen gaben an, dass sie hauptsächlich Online-Spiele spielten, weitere 37 % das sie in sozialen Netzwerken aktiv waren und 27 Prozent nutzten andere Internetanwendungen
  • Männer und Frauen fast gleichermaßen von Internetabhängigkeit betroffen, während Männer mehr zocken sind Frauen eher in sozialen Netzwerken unterwegs
  • In der Altersgruppe der 14- bis 24-Jährigen ist die Verbreitung am größten: 2,4 Prozent abhängige und 13,6 Prozent problematische Internetnutzer. 

Die meisten Experten rechnen Störungsbilder im Bereich der Computerspiel- und Internetnutzung den stoffungebundenen Suchterkrankungen (Verhaltenssüchten) zu. Da es Computerspiele bereits länger gibt als Soziale Netzwerke, ist dieser Phänomänbereich auch schon besser wissenschaftlich beleuchtet. Bereits seit 2013 liegen Belege zu “Störungen mit Krankheitswert” im Bereich der pathologischen Nutzung von Computerspielen vor und sind als „Internet Gaming Disorder“ bezeichnet. Bei neueren, internet bezogenen Verhaltensweisen wie die Nutzung sozialer Netzwerke, Chatten oder der Informationssuche ist man sich noch nicht einig ob sie ebenfalls den Verhaltenssüchten zuzuordnen sind. 

Schon die Ergebnisse von” PINTA-Diari” zeigen aber, dass die Internetabhängigkeit mit deutlichen negativen Auswirkungen verbunden ist. Das gilt sowohl für das Online-Spielen wie auch für Soziale Netzwerke und weitere Internetanwendungen. Da vor allem Frauen einer stärkeren Gefährdung durch Soziale Netzwerke unterliegen, müssen die bislang meist auf die Klientel der Computerspieler zugeschnittenen Interventionsangebote eine Erweiterung für das Problemfeld “Social Media Sucht” erhalten. 

Denn eines ist klar. Die Grundlage jeder Sucht liegt in den neuronalen Netzwerken des Belohnungssystem im Gehirn. Ob virtuelles Schaulaufen, positive Feedbacks oder möglichst viele “Freunde” und “Likes” sammeln. Soziale Netzwerke können Glücksgefühle auslösen. Das ist, wie auch eine Veränderung im Gehirn bei exzessiver Nutzung, bereits hinreichend belegt. Doch unter welchen Voraussetzungen das zum Problem bzw. zur Suchterkrankung wird und was dagegen zu tun ist bedarf noch einiger Forschung.

Foto: sebra

Quellen: Themeseite der Bundesdrogenbeauftragten und Artikel "Süchtig nach virtuellen Streicheleinheiten" aus Gehirn und Geist Ausgabe 1/2015



03 November 2016

neue Horror Drogen


Immer mal wieder ist in den Medien von neuen “Zombie” oder “Horror” Drogen die Rede. Während früher meistens gepanschte, mit besonders perfiden Streckmitteln versehene oder einfach nur verunreinigte Drogen dahinter steckten, handelt es sich heute häufig tatsächlich um neue Substanzen. Genauer gesagt um synthetische Drogen die von Konsumenten als “Legal Highs” und von den Sicherheitsbehörden als “NPS” (neue Psycheaktive Substanzen) bezeichnet werden. Angeboten werden sie unter Kunstnamen wie K2, Cloud Nine oder Flakka, was genau drin ist kann niemand sagen. Häufig stecken aber syn­the­ti­schen Can­na­bi­no­ide dahinter. Diese sind oft 10 bis 20 Mal wirk­sa­mer als her­kömm­li­ches Cannabis. Das Risiko in in einen psy­cho­ti­schen Zu­stand zu fallen steigt rapide und es kann zu starker in­ne­rer Er­re­gung, Panik, Pa­ra­noia oder Hal­lu­zi­na­tio­nen kom­men. 

Vorteil für Konsumenten und Dealer liegt in der schwierigen Nachweisführung und Rechtslage. Da die Standart-Drogenschnelltests bei Ihnen versagen, hat man von Polizeikontrollen nicht viel zu befürchten. Und auch wenn sie Substanzen erkannt werden. Das Verbot der immer neuen Stoffe dauert eine Zeit, sodass neue Drogen immer eine ganze Weile legal verkauft und besessen werden können. 

Die Nachteile liegen in ihrer Unberechenbarkeit. In Ham­burg hatten in dieser Woche 8 Personen eine neue Droge Namens “K2” konsumiert. Sie waren alle nach kurzer Zeit be­wusst­los, muss­ten so­fort in Kran­ken­häu­ser ge­bracht wer­den. Dort waren die K2-Konsumenten teil­wei­se ag­gres­siv und ori­en­tie­rungs­los. Aus den USA sind diverse Berichte bekannt in denen Personen die NPS eingenommen haben, sich buchstäblich in Zombies verwandelt haben. Menschen wurde mit den Zähnen das Gesicht zerfleischt, ein Hund totgebissen und in Teilen roh verzehrt. 

Bereits im Mai diesen Jahres wurde in Berlin vom Bundeskabinett ein Gesetzentwurf (NpSG) zur Bekämpfung der Verbreitung neuer Psycheaktiver Stoffe beschlossen. Dieser sieht ein weitreichendes Verbot des Erwerbs, Besitzes und Handels mit neuen Psycheaktiven Stoffen vor. Zudem soll die Weitergabe künftig unter Strafe stehen. Bleibt zu hoffen dass der Entwurf endlich zum Gesetz wird und keine neuen Horror Drogen auf den Markt kommen.

Mehr zu: NpSG das Legal High Gesetz
Mehr zu: Badesalzdroge Flakka

Foto: cirodelia

25 Oktober 2016

Drogensumpf B-Ebene

Als ich Anfang der 90er das erste mal in die alten Bundesländern gereist bin, war der Hauptbahnhof in Frankfurt am Main meine erste Station. Im Zugang zu einer Toilette kämpfte ein Notarzt gerade um das Leben eines Menschen, augenscheinlich um einen Heroin Junkie. Das war das erste was ich als Ossi im Westen erleben musste. Ob der Mensch gerettet werden konnte, habe ich leider nicht mehr sehen können. Der Hauptbahnhof in Frankfurt am Main war daher für mich schon immer das Sinnbild für einen “Drogensumpf”. 

Wenn ich die aktuellen Schlagzeilen lese, scheint mein Bild aktueller denn je zu sein. Auch wenn die Heroin Welle der 90er Jahre nun Geschichte ist, scheinen sich die Drogenprobleme im Frankfurter Bahnhof nicht erledigt zu haben. Der Fensterlose Bereich der B-Ebene, der die oberirdischen Gleise das Fernverkehrs mit den unterirdischen Gleisen des Nahverkehrs verbindet, wird heute nicht nur in den Medien als “Hölle” bezeichnet. Wenn sich die Dealer mit Migrationshintergrund nicht gerade wegen Geld oder Revierstreitigkeiten prügeln, kann man hier jede Droge erwerben die man möchte, 24 Stunden am Tag. Heroin, Haschisch oder Crack, hier findet jeder Süchtige seinen Stoff. Entsprechend viele Abhängige frequentieren den Bereich. Neben dem Erwerb natürlich auch zum Konsum und zum beschaffen von Geld für neue Drogen. Auch die Notdurft wird da schon mal in einer Ecke verrichtet, zum Leidwesen der Reisenden und noch in der B-Ebene befindlichen Händlern. 

“Wisst ihr eigentlich was hier abgeht” sprach kürzlich ein Jugendlicher mit Migrationshintergrund einen uniformierten Kollegen der Bundespolizei an der, auf dem Weg zu seinem Dienst am Frankfurter Flughafen, die B-Ebene durchquerte. Bekannt ist das Problem schon, doch so wirklich verantwortlich fühlt sich niemand. Dabei sind Bundespolizei und auch der Sicherheitsdienst der Bahn regelmäßig, in der B-Ebene unterwegs. Doch von bloßer Präsenz lassen sich die Dealer mit Migrationshintergrund nicht abschrecken. Zu leicht kann man den Uniformierten aus dem Weg gehen und sollte man doch mal mit Drogen erwischt werden, spürbare Konsequenzen gibt es keine. Auch die gelegentlichen Razzien der Landespolizei, in deren Zuständigkeitsbereich die Drogenkriminalität fällt, schrecken nicht ab. Insbesondere wenn die Justiz (wie man aus Interviews zum Thema herauslesen kann) lieber ihre Unabhängigkeit, als ihre Fähigkeit eine gewisse Rechtsstaatlichkeit durchzusetzen unterstreicht. 

Anfang 2017 soll der bis 2022 geplanten Umbau des Hauptbahnhofs samt Modernisierung der B-Ebene beginnen. Schon vorher sollten die Zuständigkeiten mit einem gemeinsamen Sicherheitskonzept genau geregelt werden. Günstig wäre auch eine gemeinsame Einheit aus Bundes- und Landespolizisten wie sie beispielsweise in Leipzig existiert. Private Sicherheitsdienste müssen, anders als jetzt, die Möglichkeit haben Platzverweise auszusprechen. Das wichtigste in meinen Augen ist aber, überführte Dealer müssen unmittelbar mit spürbaren Konsequenzen konfrontiert werden. Den Drogensumpf der B-Ebene endlich trocken zu legen schulden die Verantwortlichen nicht nur den Reisenden am Frankfurter Hauptbahnhof, sondern auch den vielen redlichen Migranten, dessen Ansehen durch ihre kriminellen Landsleute in den Dreck gezogen wird.

Quellen:

http://www.fnp.de/lokales/frankfurt/Erneute-Polizei-Razzia-im-Frankfurter-Hauptbahnhof-und-im-Bahnhofsviertel;art675,2253838

http://www.faz.net/aktuell/rhein-main/frankfurt/frankfurt-rauschgiftgeschaefte-im-spaziergang-14466570.html